"Wellcome"-Angebot feiert fünfjähriges Bestehen Zwischen Riesenfreude und Überforderung

Plittersdorf · Jubiläum im Haus der Familie: „Wellcome“ bietet jungen Familien im ersten Jahr nach der Geburt eines Kindes praktische Hilfe - und das jetzt mit großem Erfolg seit fünf Jahren.

 Jubiläumsgäste: (v.l.) Carolin Krause, Regina Uhrig, Pfarrer Siegfried Eckert, Anneke Ahrens, Anja Henkel, Simone Stein-Lücke.

Jubiläumsgäste: (v.l.) Carolin Krause, Regina Uhrig, Pfarrer Siegfried Eckert, Anneke Ahrens, Anja Henkel, Simone Stein-Lücke.

Foto: Sebastian Laubert

Das Baby ist da, die Freude ist riesig und nichts geht mehr – so lautet das Motto des Wellcome-Angebots des Hauses der Familie, das am Freitag in einem familienfreundlichen Festakt sein fünfjähriges Bestehen feierte. 2002 in Hamburg gegründet, bietet „Wellcome“ jungen Familien im ersten Jahr nach der Geburt eines Kindes unbürokratische und ganz praktische Hilfe an. Dies geschieht auf ehrenamtlicher Basis und die Helferinnen und Helfer werden liebevoll als ‚Engel‘ bezeichnet – und sind es für ‚ihre‘ Familien auch. Seit fünf Jahren gibt es das Projekt auch in Bad Godesberg und ist dort angegliedert an das Haus der Familie und verbunden mit der Evangelischen Thomaskirchengemeinde.

Die Leiterin der Familienbildungsstätte, Regina Uhrig, begrüßte die zahlreichen Gäste. Einige der besonders relevanten Fragen und Problemstellungen der heutigen Zeit sprach sie bereits in ihrem Grußwort an: der große Druck, der heutzutage auf jungen Eltern, besonders jungen Müttern, lastet, die Ansprüche der Gesellschaft, Familie und Arbeit problemlos unter einen Hut zu bringen – am besten auch noch gut gelaunt und perfekt gekleidet. Die Hauptlast des ersten Jahres hat bis heute noch immer die Mutter zu tragen – die Elternzeit für Väter ist zwar im Kommen, aber setzt sich nur langsam durch. „Die Sorgen und Ängste junger Eltern, die besonderen Gefühle, die auch mit der Geburt einhergehen, werden von der heutigen Gesellschaft völlig ignoriert und junge Eltern trauen sich oft schon gar nicht mehr, diese Gefühle überhaupt zu äußern“, so Uhrig. Hier sei es wichtig, mehr als nur praktische Hilfe zu leisten. Stolz auf das bürgerschaftliche Engagement zeigte sich die Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke in ihrem Grußwort und dankte allen Beteiligten.

Koordination vom Hauptamt

Carolin Krause, Bonner Dezernentin für Soziales, Bildung und Gesundheit, konnte aus ihrer ganz persönlichen Erfahrung heraus berichten, wie wichtig es ist, Hilfe bei dem Aufziehen von Kindern zu haben – und zwar für jeden. Und auch den schwierigen Spagat gerade der Mütter konnte sie völlig nachvollziehen. Ein Plädoyer für die Arbeit von „Wellcome“ hielt auch Pfarrer Siegfried Eckert, der jedoch auch die Kommune dazu aufforderte, sich an der Finanzierung zu beteiligen: „Hauptamtlichkeit muss da sein, um Ehrenamtliche zu koordinieren und muss auch finanziert werden. Ehrenamtliche können nicht alles wuppen“, so Eckert. Er stellte das Projekt in den Kontext der heute so wichtigen Willkommenskultur, die sich übertragen ließe von Flüchtlingen auf Neugeborene, aber auch auf Menschen, die mal am Boden sind, in diesem Fall erschöpfte Eltern.

Anneke Ahrens, Wellcome-Koordinatorin und von Uhrig als „richtige Frau am richtigen Ort“ bezeichnet, berichtete im Anschluss von ihrer alltäglichen Arbeit. Vor fünf Jahren begann die Arbeit von „Wellcome“ mit fünf Helferinnen. Inzwischen wurden 130 Familien von etwa 40 Ehrenamtlichen betreut. Neben den besonderen Umständen, die sich im Vergleich zu früher vielleicht geändert haben (Kombination von Arbeit und Familie, zunehmend Alleinerziehende, Familien fangen weniger auf), betonte sie jedoch, dass auch „ganz normale Familien“ Hilfe in Anspruch nehmen dürfen. „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen“, zitierte sie ein afrikanisches Sprichwort, das zeigt, wie wichtig das soziale Netzwerk für Familien ist – und das bis heute. Um weiterhin ein Teil des Dorfes zu sein, wünschte sie sich für die nächsten fünf Jahre finanzielle Stabilität, immer genügend Ehrenamtliche und dass alle, die die Hilfe benötigen, auch von „Wellcome“ erfahren.

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