Fachwerkhaus an der Basteistraße Politik durchkreuzt Abrisspläne

RÜNGSDORF · Über Monate herrschte Unklarheit, welcher Zukunft das alte Fachwerkhaus an der Basteistraße 19 in Rüngsdorf entgegengeht. Dann bestätigte die Stadtverwaltung die Vermutung, dass der Grundstückseigentümer die Fläche offenbar für einen Neubau freiräumen will. Ein entsprechender Bauantrag liegt der Verwaltung vor.

 Denkmalwürdig oder nicht? Das Fachwerkhaus Basteistraße 19 hat eine Diskussion in Gang gesetzt, die für den gesamten Rüngsdorfer Ortskern zukunftsweisend sein könnte.

Denkmalwürdig oder nicht? Das Fachwerkhaus Basteistraße 19 hat eine Diskussion in Gang gesetzt, die für den gesamten Rüngsdorfer Ortskern zukunftsweisend sein könnte.

Foto: Ronald Friese

Den Kommunalpolitikern schmeckt diese Vorstellung nicht. Und weil das Fachwerkhaus nicht unter Denkmalschutz steht, griffen sie in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung zu einem ungewöhnlichen Mittel, das zugleich die einzige Handhabe gegen das Vorhaben darstellt: Sie fassten den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan, der bestimmte Teile des Rüngsdorfer Ortskerns, mithin auch das Grundstück an der Basteistraße 19 und 19 a, umfasst. Bis zum Ende des Verfahrens gilt eine Veränderungssperre.

"Ja, uns liegt ein Antrag auf Abriss und ein Neubauantrag vor", bestätigte Sigrun Scharf, Leiterin des Bauordnungsamtes, die Vermutung, die den Bürger Bund Bonn bereits im Spätsommer umgetrieben hatte. Seinerzeit hatte die Fraktion den Antrag gestellt, die Stadt möge den Status der alten Haus- und Hofanlage erläutern, weil es aus der Bevölkerung Hinweise darauf gegeben habe, dass der Eigentümer ihren Abriss plane.

Einen Bebauungsplan für den Rüngsdorfer Ortskern gibt es nicht, so dass jeder Neubau theoretisch genehmigungsfähig ist, sofern er sich in Form und Aussehen in die Umgebung einfügt.

Ebenso gilt für den historischen Ortskern von Rüngsdorf keine Denkmalbereichssatzung, obwohl es seit etwa 30 Jahren entsprechende Überlegungen gibt. "Dieser Mangel wurde bereits 1986 erkannt", schreibt die Stadt in ihrer aktuellen Stellungnahme zu der Angelegenheit. Geschehen ist aber nichts. "Das ist einerseits verwunderlich und andererseits traurig", ergänzte nun der Stadtverordnete Christian Gold (CDU).

Allerdings teilte die Verwaltung bei der Gelegenheit auch mit, dass die Denkmalwürdigkeit einzelner Bauten in Rüngsdorf seinerzeit sehr wohl überprüft worden sei. Die Anlage an der Basteistraße 19/19 a wurde damals als "erhaltenswert" eingestuft. "Erhaltenswert ist nicht gleichbedeutend mit denkmalschutzwürdig", verwies Scharf auf einen wesentlichen Unterschied.

Was nun die konkrete Situation betrifft, so habe die Verwaltung den vorliegenden Abrissantrag noch nicht genehmigt. Auch der gestellte Neubauantrag ist aus Sicht der Baubehörde zumindest in seiner aktuellen Fassung nicht genehmigungsfähig. Beruhigen konnte das die Bezirksverordneten nicht, denn daraus ließ sich heraushören: Sobald der Bauherr seinen Bauantrag nachbessert, stünde seinem Projekt aus baurechtlicher Sicht nichts mehr im Wege.

Anlass für die Kommunalpolitiker, sofort zu handeln. Mit dem Beschluss haben sie jetzt einen Bebauungsplan für ein noch exakt zu definierendes Viertel im Herzen Rüngsdorfs auf den Weg gebracht. Bis zum Ende des Verfahrens werden alle etwaigen Baugesuche zurückgestellt. Auch soll eine Denkmalbereichssatzung erarbeitet werden.

Abzuwarten bleibt, wie diese einstimmige Entscheidung bei den Grundstückseigentümern ankommt, die von einem solchen Bebauungsplan betroffen sein würden. Nicht zu seinen Plänen befragt wurde von den Kommunalpolitikern auch der Grundstückseigentümer, dem die Fraktionen nun gewissermaßen im Handstreich in die Parade gefahren sind.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort