Stadtförster verteidigt Holzblockaden Korinthenberg: Kleine Pfade im Stadtwald wurden zu breiten Wegen

Schweinheim · So mancher Spaziergänger im Godesberger Stadtwald hat sich in den vergangenen zwei Wochen verwundert die Augen gerieben. Der Grund: Zahlreiche Zugänge zu Waldwegen waren mit großen Baumstämmen versperrt worden. Mit schwerem Gerät hatten Arbeiter in der ersten März-Woche Wege und Trampelpfade regelrecht verbarrikadiert.

Wie die Stadt Bonn mitteilte, handelte es sich um Maßnahmen der Stadtförsterei und des Amtes für Stadtgrün, "um die Waldgebiete zu beruhigen".

Gegenüber dem GA sprach Stadtförster Sebastian Korinthenberg von notwendigen Maßnahmen zum Schutze des Godesberger Stadtwalds. Und: "Ich sehe das nicht als Blockade", erläuterte er die Aktion. Bei den betroffenen fünf Stellen im Stadtwald handelt es sich nach Ansicht von Korinthenberg um Trampelpfade, die immer größer geworden seien. "Und wenn sich ein Pfad zum Weg entwickelt, müssen wir eingreifen", so der Stadtförster.

Um die Erhaltung und die Entwicklung der Naturschutzgebiete zu sichern, sei es unter anderem verboten, Flächen außerhalb der befestigten oder gekennzeichneten Straßen und Wege, sowie außerhalb von Park- beziehungsweise Stellplätzen zu betreten, zu befahren oder auf ihnen zu reiten. Um das zu gewährleisten, seien die "Barrikaden" gelegt worden. Immerhin habe sich die Stadt "als Hauptstadt der Biodiversität und des Artenschutzes viele strenge Regeln auferlegt", so Korinthenberg. Er könne zwar den Unmut mancher Bürger nachvollziehen, müsse aber zum Schutz des Waldes handeln. Das Freizeitverhalten vieler Bürger habe sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert und die Trampelpfade seien durch Mountainbiker, Jogger und andere immer breiter geworden. "Wenn wir dieser Entwicklung nicht Einhalt gebieten", so der Förster, "sind wir auf dem Weg zu einem Freizeitpark."

Dass die Meinungen der Bürger diesbezüglich geteilt sind, zeigen beispielsweise die GA-Leser Thomas König und Oliver Pagenkopf. Während König "die durch Spaziergänger und Mountainbiker plattgewalzten Pfade" kritisiert und sie "im Sinne des Natur- und Wildschutzes" als "Todsünde" für ein Naturschutzgebiet bezeichnet, fordert Pagenkopf die Rücknahme der Holzblockaden. "Es gibt keinen Grund, diese alten befestigten Wege, die durch die schöne Natur führen, einfach zu schließen. Der die Stille liebende Waldspaziergänger ist doch wohl keine Bedrohung für die Natur. Der Stadtwald ist ein Geschenk für alle und darf nicht nur ein Tummelplatz für mit immer schwererem Gerät im Wald herumfuhrwerkende Mitarbeiter des Landesbetriebs Wald und Holz sein."

Für Thomas König steht dagegen fest: "Der Natur- und Wildschutz hat eindeutig Vorrang vor dem Anliegen der Bürger, die den 150 Meter östlich führenden, parallel verlaufenden Weg nicht nutzen möchten, nur weil sie sich von anderen gestört fühlen. Zum anderen ist der Bereich südlich der Venner Straße ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet - genauer sogar ein Fauna- und Flora-Habitat - und da haben abseits der Wege weder Radfahrer noch Spaziergänger etwas zu suchen!"

Für Bürgermeister Horst Naaß, der die städtischen Maßnahmen im GA bereits kritisiert hat, ist das Amt für Stadtgrün mit der Blockade-Aktion "über das Ziel hinaus geschossen". Naaß, der als Schweinheimer den Wald seit 65 Jahren kennt, waren vor der Blockade-Aktion in der jüngsten Vergangenheit "keine nennenswerten Veränderungen im Wald aufgefallen". Dass der Kottenforst geschützt werden müsse sei selbstverständlich, so Naaß, "nur bitte mit Augenmaß".

Wie Stadtförster Sebastian Korinthenberg mitteilte, sei man bei der ganzen Maßnahme "mit Fingerspitzengefühl" vorgegangen. Außerdem seien - zumindest für dieses Jahr - keine weiteren Sperrungen im Stadtwald zu erwarten. Und fügt hinzu: "Für interessierte Bürger biete ich gerne einen Ortstermin an, um ihnen die gesamte Problematik noch besser zu verdeutlichen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
So kriminell ist Bad Godesberg
Kriminalstatistik der Polizei So kriminell ist Bad Godesberg
Zum Thema
Aus dem Ressort