Konzert in Bad Godesberger Schule Handys ausnahmsweise erlaubt

BAD GODESBERG · Die „Toys2Masters“-Siegerband TIL versüßt die Pause an der Gertrud-Bäumer-Schule. Die vornehmlich weiblichen Schüler werden schnell zu Fans. Die Aktion „TILmySchool“ läuft in ganz NRW.

Wie laut geht laut? An der Gertrud-Bäumer-Schule ließ sich das am Freitagmittag sozusagen an lebenden Objekten feststellen. Die Band „TIL“ aus dem Sauerland hatte sich zu einem Überraschungskonzert auf dem Schulhof angesagt – und die zum größten Teil weiblichen Schüler stellten auf Anforderung ihre Stimmgewalt unter Beweis.

Dass die Band um Dennis Wurm (Gesang und Leadgitarre), Enis Gülmen (Bass und Backgroundgesang) sowie Jona Boubaous (Schlagzeug) in der ganzen Region nur in Bad Godesberg Station machte, haben die Kinder und Jugendlichen einer Mitschülerin zu verdanken. Denn sie hatte die Aktion „TILmySchool“ entdeckt und sich über Facebook oder Instagram beworben. „Wer es war, können wir allerdings nicht sagen, da oftmals Pseudonyme benutzt werden“, sagte Bassist Enis anschließend. Das Prinzip der Aktion ist einfach: Die Band kommt für einen Kurzauftritt in der Pause vorbei, die Schule muss nichts organisieren. „Das hätten wir auch gar nicht gekonnt“, sagte Musiklehrer Günter Pieper, der von Anfang an von der Idee begeistert war.

Durchaus zurückhaltender war die Stimmung dagegen um 11.20 Uhr auf dem Schulhof. Bühne, Mikros und Instrumente ließen Großes erahnen – nur was? Jessica (16) und Yousra (15) aus der 10 hatten wie so viele noch nie von den drei 18-jährigen Jungs gehört – „aber wir vertrauen unserem Musiklehrer“, sagten sie optimistisch. Der Soundcheck brachte sogar einige der 43 Jungs aus der fünften Klasse von der Tischtennisplatte in Richtung Bühne. Ansonsten war das Geschehen aber fest in weiblicher Hand, dank ehemaliger Mädchenschule mit 360 Schülerinnen.

Manches mutete schon anders an als bei Konzerten in der eigenen Schulzeit. „Holt Eure Handys raus und postet Eure Videos und Fotos unter #TILmySchool“, forderte Enis zum Beispiel die Menge auf. Da drückte auch Schulleiterin Daniela Römmler ein Auge zu, normalerweise herrscht Handyverbot. „Allerdings befürchte ich, dass sich die letzten zwei Unterrichtsstunden danach schwierig gestalten“, so Römmler. Beim Lied „Leave“ und dem Refrain „Runaway“ zeigten die – mittlerweile – mehr als 100 Fans eigenes musikalisches Können. „Mich mussten die nicht mehr überzeugen, ich kannte sie schon vorher“, sagte Marlene (14) aus der 9c, die in der Schulband Schlagzeug spielt. Sie höre gerne Rock und Metal, deshalb sei die Band, die sich selbst zwischen U2, The Police, Nirvana, Foo Fighters und den Beatles sieht, ganz nach ihrem Geschmack.

„Die Aktion, in Schulen in NRW zu spielen, haben wir uns ausgedacht, weil wir Pausen immer so langweilig fanden“, erzählte nach einer anstrengenden Autogrammstunde auf Handyhüllen Sänger Dennis. Noch macht die Boyband zwar Minus, marketingtechnisch sind die Kurzkonzerte trotzdem genial. „Nächstes Jahr wollen wir für Aufnahmen ins Studio“, kündigte Schlagzeuger Jona an, der wie die anderen 2016 Abi gemacht hat. Im Frühjahr 2017 soll die Aktion in 50 Schulen in deutschen Großstädten laufen. Das Studium? „Kann erstmal warten“, meint Enis.

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