Karneval in Bad Godesberg Einmol Prinz zo sin

Bad Godesberg · Peter Scheben war vor 60 Jahren der jüngste Godesberger Karnevalsprinz. Seine Godesia hat er inzwischen aus den Augen verloren.

Am Aschermittwoch vor 60 Jahren kamen einige Godesberger Karnevalisten noch einmal in der Gaststätte „En de Ühl“ bei Paul Wingarz zum Fischessen zusammen und blickten auf eine bemerkenswerte Session zurück. Ähnlich wie die zu Ende gegangene Karnevalssession war Karneval vor 60 Jahren äußerst kurz – bereits am Sonntag, 14. Februar 1956, ging in Godesberg der Zoch.

„Zehn Zentner Kamelle gingen damals über Bord“, erinnert sich Peter Scheben an diesen besonderen Tag in seinem Leben. Mit 21 Jahren war er damals der jüngste Bad Godesberger Karnevalsprinz – und diesen Rekord hält er bis heute.

An seinem 21. Geburtstag, am 23. Januar 1956, klingelte zu Hause bei Schebens das Telefon. Drei einflussreiche Godesberger Karnevalisten hatten sich den jungen Mann ausgeguckt und beschlossen: „Peter, du bist der richtige Prinz.“

„Im ersten Moment war ich natürlich begeistert“, sagt der heute 81-Jährige. „Aber dann kamen mir schnell Bedenken wegen des Finanziellen.“ Peter Scheben arbeitete damals im Polstermöbelgeschäft seiner Eltern in der Koblenzer Straße, dort wo sich heute ein Rewe-Supermarkt befindet.

Zu Veranstaltungen ging es im Privatwagen

Das Finanzielle ließ sich schnell regeln: Der Festausschuss unter dem damaligen Präsidenten Willi Werth stellte das Kostüm, die Reinigungsfirma Martini übernahm die tägliche Reinigung. Zu den Veranstaltungen ging es dank des Organisationsgeschicks des damaligen Hofmarschalls Fred Friedmeyer von der Allgemeinen Karnevalsgesellschaft Prinzengarde (AKP) im Privatwagen.

Bereits am Abend seines Geburtstags saß Peter Scheben in der Stadthalle bei einer Veranstaltung der Godesberger Ehrengarde. „Da war bereits durchgesickert, dass ich Prinz werden sollte“, so Scheben. Fehlte eigentlich nur noch eine geeignete Godesia. „Da habe ich dann die Inge angesprochen“, sagt er.

Die damals 23-jährige Ingeborg Walter war eine Bekannte und willigte schnell ein. Eine gute Wahl, wie sich bald herausstellte, denn: „Sie war mit Herz und Seele dabei.“ Bemerkenswert, dass weder Prinz noch Godesia Mitglied eines Karnevalsvereins waren.

"Es ging alles Schlag auf Schlag"

Walter Reinartz, Präsident der Ehrengarde, war sozusagen der Mentor von Prinz Peter I. „Er hat mit mir geübt.“ Und Paul Wingarz, erster Festausschuss-Präsident in Godesberg nach dem Krieg, schrieb die Proklamationsrede, die Scheben dann auswendig lernte. „Wir sind einfach ins kalte Wasser geworfen worden“, erzählt der Prinz von damals. Vor allem: „Es ging alles Schlag auf Schlag.“

Am Karnevalssamstag stand das Godesberger Prinzenpaar noch im Kölner Gürzenich auf der Bühne, am nächsten Tag war Rathaussturm und Zug in Godesberg. „Obwohl es eisig kalt war, war es ein wunderschöner Zug“, erinnert sich Peter I. Im Prinzenwagen, den man in eigener Regie, mit tatkräftiger Unterstützung von Ex-Prinz Heinz Tresselt, gebaut hatte, zog der Tross durch Godesberg.

Mitglied eines Karnevalsvereins ist der gebürtige Godesberger bis heute nicht geworden. Ein- oder zweimal geht es an Karneval noch auf eine Kölner Sitzung sowie auf die Sitzung der Schweinheimer Jecken. Seine Godesia von damals hat der ehemalige Prinz „aus den Augen verloren, da sie weggezogen ist“. So wie er, der 40 Jahre in Bergisch Gladbach gelebt hat und erst vor elf Jahren wieder zurück nach Godesberg kam.

Kürzlich hat Scheben mit Stadtarchivar Norbert Schlossmacher gesprochen, um einige Utensilien aus der damaligen Session an kompetenter Stelle zu übergeben. „Dann kommen Orden, Prinzenkappe und Fotos ins Stadtarchiv.“

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