Oldtimer- und Wohnwagenfans Campen wie zu Vaters Zeiten

MEHLEM · In der Genienaue treffen sich am Samstag und Sonntag, 6. und 7. September, Oldtimer- und Wohnwagenfans. Nostalgie ist ihr Lebensgefühl.

 Kräuterlikor aus dem Körbchen und Bambusbesteck: Peter und Brigitte Heider haben ihren VW-Bulli zeitgenössisch dekoriert.

Kräuterlikor aus dem Körbchen und Bambusbesteck: Peter und Brigitte Heider haben ihren VW-Bulli zeitgenössisch dekoriert.

Foto: Nicolas Ottersbach

Brigitte Heider hält eine mindestens 50 Jahre alte Machwitz-Kaffeedose hoch. "Die habe ich mal von einer ehemaligen Vermieterin geschenkt bekommen", sagt sie. Der Wohnwagen von ihr und ihrem Mann Peter strotzt nur so vor Nostalgie. Ein alte Toaster, dessen Rösttaschen sich seitlich öffnen, der Wackeldackel "Waldi" und das Blümchenservice auf dem Tisch. Für das Oldtimercamping auf dem Platz Genienaue in Mehlem haben sie ihr rollendes Museum besonders herausgeputzt.

Das eigentliche Schmuckstück ist aber der Chiantirot-weiße VW-Bulli Baujahr 1979, mit dem sie aus Remagen angereist sind. "Der Anhänger ist unser Wohnzimmer, im Bus haben ist nur das Schlafzimmer", sagt Peter Heider. Luxus, den es früher selten gab. Und der auf der Autobahn seinen Preis hat: Je nach Steigung kommt das 50 PS starke Gefährt auf nur 40 Stundenkilometer, allein der Hänger wiegt 800 Kilogramm.

Wenn Peter Heider am Steuer sitzt, genießt er diese "Entschleunigung", wie er es nennt. "Sonst fahre ich immer knapp am Knöllchen vorbei, im Bulli gerne viel langsamer", sagt er. Dann könne er auch mehr von der Umgebung sehen, durch die er fährt. Seit September vergangenen Jahres haben die Heiders ihren Bulli, den sie für etwa 12 000 Euro aufwendig restauriert haben. Neue Polster, Schweißarbeiten und Hohlraumkonservierungen seien nötig gewesen. Der Ausflug nach Mehlem ist ihr erster längerer Urlaub, vorher hatten sie nur Kurztrips gemacht.

Brigitte Gaiser fährt mit ihrem 600er Trabi Kombi schon seit 15 Jahren durch die Republik. Sie schätzt die einfache und zugleich robuste "Rennpappe". "Meine Mutter stammt aus dem Erzgebirge, bei einem Besuch saß ich dort das erste Mal hinterm Steuer", sagt sie. Natürlich bei einem Trabant.

Für alles andere, erinnert sie sich, wären die Straßen des Übungsplatzes auch viel zu schmal gewesen. Übernachtet wird Stilecht im "Dübener Ei", einem kleinen Wohnanhänger, dessen Form Namensgeber ist. Nachbar Jaab Groen aus Amsterdam hat mehr Patz: Sein "Knaus Komfort" von 1979, der Käfer unter den Wohnwagen, sieht aus wie ein typischer holländischer Caravan: Weiß, eckig und mit leicht getönten Plastikfenstern. "Meist zeigen Großeltern darauf und sagen ihren Enkeln, dass sie mit so einem Gerät früher auf dem Campingplatz waren."

Vielen Oldie-Campern geht es ähnlich, so Kerstin Wasgien vom Oldtimer Camping Club Deutschland. "Diese Nostalgie ist ein Lebensgefühl, dass man bei den Treffen teilt", sagt sie. Die Begeisterung komme auch daher, dass die alten Fahrzeuge und Geräte als wertiger und robuster empfunden würden. Deshalb werden oft uralte Radios und sogar Plattenspieler ausgepackt.

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