Kirchliche Trägerschaft Wenn die Kirche nicht mehr zahlt

BONN · Bei der Finanzierung öffentlicher Bildungseinrichtungen in kirchlicher Trägerschaft springt auch in der Region oft der Staat über die eigentlich geltenden Vereinbarungen hinaus ein. Konfessionelle Kindergärten werden zum Teil komplett von den Kommunen finanziert.

 Kinder spielen in einem Kindergarten.

Kinder spielen in einem Kindergarten.

Foto: dpa

In Bonn gibt es 187 öffentlich geförderte Kindergärten, davon 44 in katholischer und 19 in evangelischer Trägerschaft. Den konfessionellen Kindergärten zahlt die Stadt nach eigenen Angaben 88 Prozent ihrer Betriebskosten. Das gilt allerdings nicht für alle Kitas. In "einer Reihe von Fällen" trage die Stadt bis zu hundert Prozent der Betriebskosten, "weil diese kirchlichen Träger ihren Trägeranteil nicht aufbringen konnten und können und die Schließung der Einrichtungen drohte". Genaue Zahlen nennt die Stadt nicht.

Auch im Rhein-Sieg-Kreis werden mehrere katholische Kindergärten komplett vom Staat finanziert. Diese Einrichtungen wollte die katholische Kirche nach Angaben der Kreisverwaltung vor einigen Jahren im Rahmen ihres Sparprogramms "Zukunft heute" schließen. "Hier sind die Einrichtungen zum Teil in katholischer Trägerschaft geblieben, es musste aber sichergestellt werden, dass die katholische Kirche die Einrichtungen nicht mehr finanziert", so ein Sprecher. Wie viele kirchliche Kitas komplett auf Staatskosten arbeiten, sei nicht ermittelbar.

In den Gemeinden des Kreisjugendamtes stehen 29 von 86 Kindertagesstätten unter kirchlicher Trägerschaft. Offenbar sparen Kommunen unter Umständen auch, wenn sie der Kirche 100 Prozent der Kosten erstatten. Im Fall der gekündigten katholischen Kindergartenleiterin in Rauschendorf, die sich von ihrem Mann getrennt hatte, verwies der Königswinterer Bürgermeister Peter Wirtz auf höhere Subventionen des Landes. Die Kommunen erhielten in NRW mehr Geld für kirchliche als für städtische Kindergärten.

An der Finanzierung konfessioneller Grundschulen ist die Kirche generell nicht beteiligt. Träger sind in NRW die Kommunen, die für alle Sachkosten aufkommen. Trotzdem sind die Kirchen stark vertreten: Unter insgesamt 3 086 Grundschulen in NRW waren im vergangenen Schuljahr 946 katholische und 100 evangelische. Die religiöse Ausrichtung der Grundschulen sei "historisch gewachsen", sagt Jörg Nohl, Verwaltungsleiter der Schulaufsicht für den Rhein-Sieg-Kreis. Das könne zu Problemen führen, etwa wenn sich eine Wohngegend so verändere, dass vorwiegend muslimische Kinder rund um die christliche Schule wohnen.

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