Weil Altersarmut zunimmt, müssen günstige Wohnungen her

Viele ältere Menschen in Bonn werden sich ihre jetzigen Wohnungen künftig nicht mehr leisten können. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung des Pestel-Instituts, das eine erheblich zunehmende Altersarmut prognostiziert.

 Düstere Aussichten: Die Untersuchung geht davon aus, dass künftig viele Rentner in Armut leben.

Düstere Aussichten: Die Untersuchung geht davon aus, dass künftig viele Rentner in Armut leben.

Foto: privat

Bonn. (rik) Viele ältere Menschen in Bonn werden sich ihre jetzigen Wohnungen künftig nicht mehr leisten können. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung des Pestel-Instituts, das eine erheblich zunehmende Altersarmut prognostiziert.

Der Untersuchung zufolge werden im Jahr 2020 mehr als 3 520 Rentner in Bonn auf die staatliche Grundsicherung angewiesen sein. Ihre Zahl würde damit noch in diesem Jahrzehnt dramatisch steigen - um nahezu 60,7 Prozent.

"Das soziale Netz wird die meisten 55- bis 65-Jährigen, die heute von Hartz IV leben, im Rentenalter auffangen müssen. Wir werden damit auch in Bonn einen deutlichen Anstieg der Altersarmut erleben", sagt Matthias Günther vom Pestel-Institut in Hannover.

Immer mehr Menschen mit gebrochenen Erwerbsbiografien gingen in Rente. Phasen von Arbeitslosigkeit, Niedriglöhnen und dauerhaft geringfügigen Beschäftigungen führten zu sinkenden Rentenbezügen bei Neurentnern.

Die Folge: Altersarmut. Gemessen am Bundesdurchschnitt stuft das Institut die zu erwartende Altersarmut in Bonn 2020 als "erhöht" ein. Im Fokus der Berechnungen steht das bezahlbare Wohnen im Alter. Die Untersuchung erfolgte im Auftrag der Initiative "Impulse für den Wohnungsbau".

Darin haben sich die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) und die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) zusammengeschlossen.

"Wenn die Altersarmut in Bonn zunimmt, dann müssen wir über neue Wohnformen nachdenken. Das heißt konkret: kleinere, energieeffiziente und altengerechte Wohnungen für Senioren. Das spart Miete und Heizkosten", so Günther. Bezahlbar seien für viele ältere Menschen nur noch Wohnungen bis 40 Quadratmetern.

Um Bonn auf das Seniorenwohnen vorzubereiten, müsse in den kommenden Jahren in erheblichem Maße neu und umgebaut werden. Andernfalls drohe eine "graue Wohnungsnot" - und damit die soziale Ausgrenzung Älterer. Immerhin werde die Zahl der Rentner in Bonn bis 2020 um 5,2 Prozent auf rund 62 200 steigen.

Viele Senioren wollen, so die Initiative "Impulse für den Wohnungsbau", möglichst lange in den eigenen vier Wänden wohnen. "Es macht also Sinn, für Wohnformen zu sorgen, die es älteren Menschen erlauben, weitgehend selbstständig im Alltag klarzukommen", sagt Günther.

Die Initiative "Impulse für den Wohnungsbau" fordert vom Bund dringend stärkere Anreize für das altersgerechte Sanieren und den Neubau von barrierearmen Senioren-Wohnungen. Dazu müssten für das KfW-Programm "Altersgerecht Umbauen" in den kommenden Jahren mindestens 100 Millionen Euro jährlich zur Verfügung gestellt werden.

Dieser Bedarf stehe jedoch im Widerspruch zu dem, was die Bundesregierung derzeit plane, wonach die KfW-Mittel 2011 auslaufen sollten. Dabei gebe es sie überhaupt erst seit gut zwei Jahren. Der Sprecher der Initiative, Ronald Rast, kritisiert, dass sich der Bund auf den enormen Bedarf an Seniorenwohnungen noch gar nicht eingestellt habe. rik

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