Unscharfes Bild, klare Botschaft

Die Bürgerstiftung Rheinviertel will mit einer Großplakat-Aktion für ihre Ziele werben und Nachahmer finden.

Unscharfes Bild, klare Botschaft
Foto: Ronald Friese

Bad Godesberg. Um Schlagzeilen war der Vorsitzende der Bürgerstiftung Rheinviertel, Dechant Wolfgang Picken, noch nie verlegen. Ob als "Don Camillo von Godesberg", als er die Schließung von Kindergärten aufgrund kirchlicher Spar-Vorgaben erfolgreich bekämpfte, sich auf dem Sofa ein Rededuell mit Sexual-Ikone Erika Berger lieferte oder gemeinsam mit Familienministerin Ursula von der Leyen eines seiner bundesweiten Pilotprojekte, das Kindergarten-Netzwerk Rheinviertel, der Öffentlichkeit vorstellte.

Gestern standen ihm mit Solarworld-Chef Frank Asbeck und Karl-Heinz Rolfes, Vorstandsvorsitzender von Tank & Rast, zwei andere Unternehmens-Schwergewichte zur Seite, als er ein weiteres öffentlichkeitswirksames Projekt auf den Weg brachte. Es soll die Bürgerstiftung über die Stadtgrenzen hinweg zu einem Begriff machen. Nach dem Motto "Klappern gehört zum Handwerk" werden in den nächsten Monaten an rund 120 Stellen in der Region großformatige Plakate der Stiftung und deren "Spirit", so Picken, ein unverwechselbares Gesicht geben.

"Die neue Kampagne zeigt medienwirksam, wie sich Bürger für Bürger im Rheinviertel engagieren", sagte Picken bei der Vorstellung des ersten Großplakats an der Bonner Straße. Es zeigt das Gesicht eines Kindes und ist wie alle anderen sechs Motive mit einem Bibelspruch versehen. "Du machst mich groß (Psalm 18,36)", weist gemeinsam mit dem Untertitel "Behütet aufwachsen" auf die Kindergärten im Rheinviertel hin.

Fünf andere Gesichter und Hände werben für die Jugendarbeit ("Sei ganz du selbst"), den ambulanten Hospizdienst der Ordensschwestern ("Ich bin da"), die Hospizdienste in den Altenheimen ("Die Liebe hört niemals auf"), das Mausoleum Carstanjen ("Dies ist meine Ruhe, hier will ich leben") sowie für die Bürgerstiftung selbst ("Arbeit bringt Erfolg, Geschwätz führt zu nichts").

Entwickelt hat die Kampagne unter dem Leitgedanken "Die Gabe zu geben" das Düsseldorfer Kreativ-Büro BBDO mit gewollter Bildunschärfe und klaren Textaussagen, die andere zum Mitmachen animieren sollen. Aber auch, so Picken, anderen Pfarrgemeinden und Initiativen Mut machen sollen, dem Beispiel der Bürgerstiftung zu folgen. "Pro Woche habe ich rund zehn Anfragen von außen, die sich Tipps und Anregungen holen wollen, um es so oder ähnlich zu machen wie wir", erklärte der Rheinviertel-Pfarrer stolz. Die Kosten für die Großplakate teilen sich sechs Unternehmen als Paten, eben auch Solarworld und Tank & Rast. Asbeck und Rolfes betonten, wie wichtig ihnen die Unterstützung der Stiftung ist, zumal beide ihren Formensitz und zahlreiche Mitarbeiter ihren Wohnsitz im Gemeindegebiet haben. "Angesichts der Ausmaße und des Erfolgs der Bürgerstiftung kann man schon von einem unternehmerischen Engagement sprechen", sagte Rolfes.

An ein Unternehmen erinnert die Bürgerstiftung in ihrem inzwischen fünften Jahr fürwahr. Bei einem Jahresetat von 350 000 Euro, mit denen unter anderem die Kindergärten (mit 150 000 Euro), Familien- und Jugendzentren, die Klöster und die Hospizarbeit finanziert werden, sind inzwischen nach Angaben von Picken mehr als 1 000 ehrenamtliche Helfer aktiv. Das Geld stammt etwa zur Hälfte aus dem Anlage-Erlös des drei Millionen Euro schweren Stammkapitals und festen Spendenzusagen. "Die andere Hälfte müssen wir jedes Jahr sammeln", sagte Picken, unter anderem auf Benefiz-Veranstaltungen. 70 000 Euro sind so genannte "Statt-Kranz-Spenden" bei Bestattungen.

Nächsten Juni feiert die Stiftung ihr fünfjähriges Bestehen. Pickens Wunsch: "Wir wollen unsere Projekte weiter ausbauen." Ein Geschenk steht schon jetzt fest: Im Dezember wird die Stiftung einen der 29 Robert-Jungk-Preise für Bürgerengagement erhalten. Welchen, steht noch nicht fest. Es wäre die dritte Auszeichnung in bundesweiten Zukunftspreis-Wettbewerben.

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