John B. Emerson US-Botschafter besuchte Bonn

BONN · Zwei Termine, zwei Zielgruppen und letztlich auch zwei völlig unterschiedliche Diskussionsrunden. Der erste Aufenthalt als US-Botschafter in Bonn verlief für John B. Emerson abwechslungsreich, harmonisch - aber auch nie kritiklos.

Applaus begleitete US-Botschafter John B. Emerson auf seinem Weg durch die Aula des NCG.

Applaus begleitete US-Botschafter John B. Emerson auf seinem Weg durch die Aula des NCG.

Foto: Ronald Friese

Um 10 Uhr fährt eine schwere Limousine mit Blaulicht vor dem Nicolaus-Cusanus-Gymnasium (NCG) vor. Sekunden später steht John B. Emerson erstmals in der Aula des Gymnasiums. 140 Schüler drehen sich um, applaudieren, schwenken die vorher verteilten US- und Deutschlandflaggen. Der erste offizielle Amtsbesuch des US-Botschafters in Bonn beginnt symbolträchtig in Plittersdorf, jenem Stadtteil, in dem zu Hauptstadtzeiten das amerikanische Leben tobte.

Dass diese Zeiten vorbei sind, merkt man auch daran, dass mittlerweile mehr als ein halbes Jahr vergeht, ehe der US-Botschafter zum Antrittsbesuch kommt. Angesichts der Situation, in der Emerson seinen Posten im August 2013 aufnahm, ist das jedoch wenig verwunderlich. Die NSA-Affäre brachte ihm gleich zwei Monate nach Amtsantritt eine Einbestellung ins Auswärtige Amt ein.

Das Thema verfolgt Emerson auch bis ins NCG. Schüler der Klassen sieben bis zwölf lauschen dort zunächst rund 15 Minuten lang einer Begrüßungsrede, in der Emerson die vielen Gemeinsamkeiten der Deutschen mit den Amerikanern herausstreicht, aber auch die Probleme und Missverständnisse zwischen beiden Ländern: die US-Waffenrechte, Unverständnis für die Debatte um Krankenversicherungen oder der Irak-Krieg.

Ach ja: Und die NSA-Affäre. Es braucht schon die Rückfragen der Schüler, um mehr zu erfahren. Dann aber wird Emerson deutlich: "Das Handy der deutschen Bundeskanzlerin abzuhören, hat nichts mit der Sicherheit der Bevölkerung zu tun, es war und ist vollkommen inakzeptabel. Dafür hat sich Präsident Obama entschuldigt."

Natürlich will nicht jeder etwas über die Spitzelmethoden der US-Gemeindienste wissen. Die Ukraine-Krise ist solch ein anderes Thema, bei dem Emerson erklärt, dass sie bei aller Gefahr die USA wieder enger mit Europa und vor allem mit Deutschland zusammen- bringt. Andere Schüler wollen wissen, wie ein klassischer Tag im Leben eines Botschafters aussieht. "Der Tag startet mit einem Cappuccino", lässt Emerson wissen. Danach sei er meist unterwegs. So wie am Mittwoch in Bonn. Nach 90 Minuten und einigen Erinnerungsfotos geht es gleich wieder in die Limousine Richtung Redoute.

Dort, im Beethovensaal, warten schon rund 200 Vertreter einer ganz anderen, wesentlich reiferen Zielgruppe. Der Internationale Club La Redoute mit seinen vielen hochrangigen Mitgliedern aus Politik, Kultur und Wirtschaft hat geladen. Hier darf John B. Emerson nun in aller Ausführlichkeit für ein Thema werben, über das "ich sprechen kann, bis ich blau anlaufe": Das Transatlantische Freihandelsabkommen, kurz TTIPP.

"Das ist eine große Sache, von der beide Seiten enorm profitieren werden", ist er sich sicher. Gentechnisch veränderter Mais oder hormonbehandeltes Tierfleisch aus den USA in Europas Supermärkten? Auch hier gibt es kritische Rückfragen. "Dafür werden wir Lösungen finden, daran wird das Projekt nicht scheitern", beschwichtigt Emerson.

Dann gibt es Mittagssuppe, ehe er wieder in die Limousine steigt. Es geht mit einem kurzen Abstecher zum Beethovenhaus weiter zum Flughafen. Zurück nach Berlin. Dort steht am Abend noch ein weiterer Termin an.

Kurz gefragt

Im Anschluss an seinen Schulbesuch sprach Clemens Boisserée mit US-Botschafter John B. Emerson über dessen Verbindung zu Bonn.

Haben Sie eine persönliche Beziehung zur Stadt Bonn?
John B. Emerson: In meiner Funktion als Botschafter ist es mein erstes Mal in Bonn. Aber persönlich war ich 1975 erstmalig hier und dann 1988 als Mitglied einer Delegation junger Führungskräfte auf Einladung der Friedrich-Ebert-Stiftung. Meine deutschen Familienwurzeln stammen im übrigen aus der Region um Hannover.

Die US-Botschaft ist mittlerweile in Berlin. Haben Sie sich angesehen, wo Ihre Vorgänger hier in Bonn residiert haben?
Emerson: Nein, dass steht aber gleich im Anschluss an den Schulbesuch heute an. Ich bin gespannt, die Lage soll toll sein, direkt am Rhein. Ich bin ein wenig traurig, dass wir darauf in Berlin verzichten müssen.

Die Bonner Jugendlichen haben viele Fragen zur NSA-Affäre gestellt. Sind solche Besuche ein Mittel, um Vertrauen zurückzugewinnen?
Emerson: Solche Gespräche und Diskussionen sind einer der wichtigsten Bestandteile meiner Arbeit in dieser Zeit. Fakt ist: Jugendliche haben heute eine andere Verbindung zu den USA. Solche Besuche sollen helfen, neue Bündnisse zwischen jungen Deutschen und den USA aufzubauen.

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