Streit über Vielfalt im Rheinviertel

Bonn-Bad Godesberg-Plittersdorf. Der geplante neue Kindergarten an der Kreisauer Straße 2 sorgte am Mittwochabend im Jugendhilfeausschuss für eine lebhafte Diskussion. Um die Trägerschaft hatten sich die Bürgerstiftung Rheinviertel, die deutsch-spanische Elterninitiative Carrusel und die Arbeiterwohlfahrt (AWO) beworben.

Streit über Vielfalt im Rheinviertel
Foto: Ronald Friese

Die Stadt favorisiert die Bürgerstiftung. Familienpolitiker von SPD und Grünen fürchten jedoch, dass durch eine weitere kirchliche Einrichtung die Angebotsvielfalt in Plittersdorf leidet. Für Überraschung hatte gesorgt, dass die Stadt selbst die Trägerschaft übernehmen wollte, wie aus einer Vorlage vom 2. Januar hervorging, die umgehend wieder zurückgezogen wurde.

Am 4. Januar veröffentlichte die Verwaltung dann den aktuellen Beschlussvorschlag. Die neue Tagesstätte soll neben 20 Plätzen für Kindergartenkinder ab drei auch zwei Gruppen für Kinder im Alter zwischen einem Jahr und vier Jahren bekommen. Die Kleinkind-Plätze sind für die Eltern von Carrusel besonders interessant.

Die Initiative ist laut Verwaltung als Träger nicht geeignet, weil sie bereits an der Kanalstraße eine zweisprachige Einrichtung betreibt, die sich an spanischsprechende Familien aus ganz Bonn richtet. Die AWO knüpfte ihre Übernahme an eine Bedingung - eine Vollfinanzierung der Betriebskosten -, was für die Stadt nicht infrage kommt.

Die SPD beantragte im Ausschuss, den Beschluss über die Trägerschaft zu vertagen. "Die Verwaltung soll eine Elternbefragung durchführen", forderte ihr Sprecher Ernesto Harder. Dorothee Paß-Weingartz (Grüne) sprach sich gegen einen weiteren Kindergarten in kirchlicher Trägerschaft aus: "Wir brauchen hier ein Angebot ohne Zulassungsbedingungen." Auch für die ausländischen Kinder. Für Achim Kansy (FDP) ist das kein Widerspruch: "Eine gelungene Integration kann auch von kirchlichen Trägern gemacht werden."

Ob der Verwaltungsvorschlag überhaupt eine Mehrheit finden würde, war zwischendurch völlig offen. Annette Schwolen-Flümann (CDU) war zunächst erstaunt, dann verärgert. Sie sagte: "Der Einsatz von Bürgern wird mit Füßen getreten." Die SPD fand schließlich keine Mehrheit für die Elternbefragung.

Acht Stimmen, darunter auch von der SPD, gab es für die Bürgerstiftung als Kindergartenträger, bei drei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen. Einig war sich die Politik, dass die Stadt auch nach zusätzlichen Räumen für Carrusel suchen soll.

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