Pranger ist zurück auf dem Münsterplatz

Seit Dienstag steht das uralte Rechtssymbol wieder auf seinem alten Platz - 1 000 Stunden lang restaurierte Team um Steinmetz Olaf Krautien für 57 000 Euro Sandsteinsäule - Offizielle Enthüllung am 1. August

Pranger ist zurück auf dem Münsterplatz
Foto: Malsch

Bonn. Vorsichtig bewegt Bildhauer Rainer Pape mit seinem kleinen Kran die rund 60 Kilogramm schwere Trachytkugel in Richtung Pranger. Touristen und Einheimische folgen dem Geschehen mit großen Augen. Die meisten haben eine Kamera eingepackt - oder machen Fotos mit ihrem Handy.

Nach einigen Minuten ist Steinmetz Olaf Krautien, der auf einer Leiter an dem alten Rechtssymbol steht, zufrieden: Die Kugel wird auf die Sandsteinsäule herabgelassen und befestigt. Nach zwei Jahren ist es geschafft: Nach rund 1 000 Arbeitsstunden steht der Pranger wieder auf seinem alten Platz vor dem Bonner Münster. Allerdings noch nicht offiziell. Bis zum 1. August, an dem um 15 Uhr ein Festakt zur Rückkehr des Prangers stattfindet, wird die Sandsteinsäule wieder von einem Gerüst umschlossen.

Wie berichtet, wurde das alte Rechtssymbol am 26. Juli 2005 von einem Lkw-Fahrer umgefahren und in 250 Einzelteile zerlegt. Da sich Stadt und Versicherung des Fahrers lange Zeit nicht einig wurden, erhielt Krautien erst Ende Januar dieses Jahres den Auftrag, den Pranger wieder zusammenzusetzen. 57 000 Euro kostet die Sanierung, die Stadt übernimmt davon 3 500 Euro, "wegen der Wertverbesserung", so Elke Palm vom städtischen Presseamt. Die restlichen 53 500 Euro zahlt die Versicherung des Lkw-Fahrers.

Schon um sechs Uhr hat das Team um Krautien und Pape damit begonnen, den Pranger wieder an seinen alten Platz zu bringen. Zuerst musste die Säule gekippt und auf dem Fundament befestigt werden. Das ging nicht ohne Hilfe: "Wir haben die Säule mit einem großen 30-Tonnen-Kran gesetzt", sagt Pape. Den habe die Firma Salgert zur Verfügung gestellt, "weil mein kleiner Kran das nicht geschafft hätte".´

Die Säule wurde hochgehoben, verdübelt "und ein paar Mal angehoben, bis sie gerade stand", erzählt Pape. Das Problem: "Eine Wasserwaage kann man nicht ansetzen, außerdem ist der Boden schief." Deswegen dienten die Häuserfronten In der Sürst als Orientierung. Zum Schluss wurde dann die Trachytkugel auf die Sandsteinsäule gesetzt.

Der Pranger wird von einer durchgehenden Gewindestange, "vom Fundament in den Sockel in die Basis in die Säule" zusammengehalten, erklärt Pape. Trasszement und Dübel sorgen außerdem unten am Sockel und oben an der Trachytkugel für Standfestigkeit.

Als der Pranger endlich steht, ist Pape, Krautien, Gesellin Kathrin Post und Lehrling Steffen Robers die Erleichterung anzusehen. "Ich bin schon stolz", sagt Krautien mit einem Blick auf den Pranger. "Das ist noch schöner, als wenn Bayern verliert."

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