Kinderbetreuung: Expertin fordert mehr Qualität

Kostenloses Kindergartenjahr: Mehr Nachfrage nach langer Betreuung und mehr Bürokratie.

Bonn. Das erst kürzlich vom NRW-Landtag beschlossene beitragsfreie letzte Kindergartenjahr im Zuge der Reform des Kinderbildungsgesetzes (Kibiz) dürfte viele Kommunen vor eine große logistische Herausforderung stellen. In Bonn werden pro Jahr etwa 3 000 Kinder geboren, demnach sind auch rund 3 000 Kinder ab dem 1. August in den Genuss des beitragsfreien Kita-Jahres gekommen.

Für das städtische Jugendamt, das für alle Träger die Elternbeiträge zentral einzieht, bedeutet das viel Arbeit, denn die Gebührenbescheide müssen entsprechend angepasst werden.

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Fragwürdiges Wahlgeschenk"Offensichtlich scheint das in der Bundesstadt aber relativ reibungslos über die Bühne zu gehen, denn Monika Frömbgen vom städtischen Presseamt sind große Beschwerden von Eltern über fehlerhafte Bescheide bisher nicht bekannt. "Das schließt nicht aus, dass der eine oder andere trotzdem zur Zahlung aufgefordert worden ist", bat sie um Verständnis.

Selbstverständlich erstatte die Stadt Bonn wie jede andere Kommune zu viel gezahlte Elterbeiträge zurück.

"Ich habe noch nichts von Problemen mit den Kita-Beitragsbescheiden gehört", bestätigte Elke Kirchner die Aussage der städtischen Sprecherin. Die Leiterin des evangelischen Kindergartens in Endenich hat aber erst seit einer Woche wieder geöffnet, die Kinder trudelten erst nach und nach wieder ein.

Kibiz Das Kinderbildungsgesetz (Kibiz) trat im August 2008 in Kraft. Ziel war eine bessere Förderung und Bildung von Kindergartenkinder sowie die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Im Unterschied zu früher, als die Einrichtungsträger noch "spitz" abrechnen konnten, erhalten die Träger Kindpauschalen. Die Kommunen setzen die Beiträge fest.Für Sabine Lente, Kindergarten-Fachberaterin der evangelischen Kindergärten in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis, birgt die Kibiz-Revison weitaus gravierendere Probleme als fehlerhafte Gebührenbescheide. "Wir hätten es lieber gesehen, dass das Land mehr Geld in die Einrichtungen, etwa für mehr Personal, gegeben hätte", sagte sie auch im Namen ihrer Fachkolleginnen.

"Das beitragsfreie Kita-Jahr begünstigt doch nur gut verdienende Eltern." Denn Kinder aus Familien, die von Sozialgeld lebten, seien in aller Regel ohnehin beitragsfrei. Mit der Kibiz-Revision komme noch ein weiteres Problem auf die Einrichtungen zu: Lente rechnet damit, dass die Nachfrage nach der teuersten Betreuungszeit, nämlich 45 Stunden die Woche, massiv ansteigen werde.

Wie man dieser Nachfrage angesichts knapper Mittel künftig Rechnung tragen werde, sei noch offen. Auch noch unklar ist, wie die Stadt bezüglich der Beitragsfreiheit des letzten Kindergartenjahres mit der Geschwisterermäßigung umgehen wird. "Darüber werden wir demnächst mit der Fachverwaltung besprechen", kündigte Grünen-Fraktionssprecherin Dorothee Paß-Weingartz am Montag an.

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