Im Mini-Pantheon herrscht wieder Ordnung

Bonn-Bad Godesberg-Plittersdorf. Die goldenen Lettern auf den Marmorplatten sind schnörkellos und strahlen gerade deshalb Würde aus. Eine Platte aber wirkt im Vergleich zu den anderen Grabverschlüssen weißer.

Im Mini-Pantheon herrscht wieder Ordnung
Foto: Ronald Friese

Wie es der Wille seines Großvaters Adolf von Carstanjen gewesen wäre, hat nun auch Enkel Martin seine letzte Ruhe zwischen den Säulen der herrschaftlichen Grabstätte gefunden.

Ebenjenem Enkel ist es zu verdanken, dass das Mausoleum an der Auerhofstraße eine Schönheitskur erhalten hat. Nach dem Tod des letzten Nachfahren der Duisburger Unternehmerfamilie 2005 war sein Vermögen als Unterstiftung in die Bürgerstiftung Rheinviertel eingebracht worden.

Gestern verkündete der Bonner Architekt Dieter Husmann, dass die Grundsanierung des "Mini-Pantheons" aus dem 19. Jahrhundert beendet sei. Es galt, den Kuppelbau regensicher zu machen und Vandalismus-Schäden zu beseitigen. Alle Arbeiten seien in enger Abstimmung mit der Stadt erfolgt.

Hans Bröhl von der Unteren Denkmalbehörde zeigte sich von der Architektur begeistert: "Im ganzen Rheinland gibt es nichts Vergleichbares." Das Dach ist neu gedeckt worden, die zerstörten Glasornamente in der Kuppel bildete eine Spezialfirma nach. Den Sandstein hat Husmann abspritzen lassen. So erscheint schon die Rotunde viel heller als vorher.

Auch eine Etage darunter, in der Krypta, herrscht wieder Ordnung. Es scheint, als wären die Außenfenster nie eingeschlagen, die Grabplatten nicht zerstört worden. "Die Platten haben wir per Flaschenzug hochgeholt und restauriert", erzählte Husmann. "Wir haben einen Zustand erreicht, dem jetzt nur noch Erhaltung und Verschönerung folgen", sagte Carstanjen-Vermögensverwalter Martin Hamm.

Die Kosten nannte er nicht. "Mehr als gedacht", so seine Antwort. Vor einem Jahr hatte er 200 000 Euro in Aussicht gestellt. Am Freitag wird das Mausoleum endgültig an die Bürgerstiftung Rheinviertel übergeben. Wie berichtet plant sie, dort mit Hilfe der Gemeinde St. Andreas eine Urnenstätte einzurichten.

"Wir erwarten in diesen Tagen den positiven Bescheid der Bezirksregierung", sagte Pfarrer Wolfgang Picken. Mitte Juni soll der Bestattungsbetrieb aufgenommen werden. Bundesweit gebe es schon 600 Interessenten. Bei hiesigen Bestattern, so Picken, seien bereits Urnen eingelagert.

Die Bestattung der Urnen erfolgt in der Krypta. Von 23 Grabkammern sind noch 18 frei, in die jeweils 120 Urnen hineinpassen. In einem unterirdischen Seitengang befinden sich zwei weitere Grabkammern. So geht Picken von insgesamt 3000 Plätzen aus.

Es wird christliche Beerdigungen geben, trotzdem ist keine konfessionelle Bindung nötig. Was für Picken zählt: "Wir haben hier einen guten Gegenpunkt zur anonymen Bestattungskultur."

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