Hilfe, die Volksmusik-Stars sind da

BONN · Hilfe, jetzt schreiben die Volksmusiker auch Bücher. Da hätten sich viele Leute früher mit Abscheu abgewendet. Und heute? Da kommen sie freiwillig und kaufen den Lesestoff. Zumindest wenn das Traumpaar der Volksmusik es geschrieben hat, und es Wolfgang und Anneliese heißt.

Dienstagmittag bei Bouvier: Signierstunde, 100 Menschen warten auf ihre Idole. Und da sind sie, die Lieblinge der Omis und Schwiegermütter. Wolfgang und Anneliese, mit Zunamen Funzfichler (alias Bastian Pastewka und Anke Engelke), tänzeln in die Buchhandlung.

Man merkt: Die sind bekannt und beliebt, ihren legendären TV-Moderationen sei Dank. Wolfgang lacht sein breitestes Lachen, sein Brilli im rechten Ohrläppchen glitzert wie verrückt. Anneliese kiekst überdreht, und man erkennt ihre falschen Zähne. In der Einladung hatte der Veranstalter darauf hingewiesen, dass sie aber keinesfalls mit den Namen Bastian und Anke angesprochen werden wollen. Tut auch keiner.

Und dann, es ist der Horror, stimmt das Volksmusik-Paar ein Lied an - irgendwas über Heimat. Und dass die Hektik zu Hause Pause hat. Der alte Schlawiner Wolfgang nimmt erst mal jede Frau, die nicht schnell genug abhauen kann, in den Arm.

Und Anneliese ist gleich wieder böse. "Passen's auf, der grapscht alle an", warnt sie die Umstehenden. Später wird sie so zickig werden, dass sie Wolfgang eine Ohrfeige verabreicht. Klatsch, das saß. Und Wolfgang guckt blöd aus der Wäsche. Das alles bloß, weil er zu offensichtlich fremden Frauen in den Ausschnitt geglotzt hat.

Ja, dann die Signierstunde. Anke - pardon, Anneliese, schreibt manchen Leuten ganze Romane ins Buch und lässt ihr "R" beim Schwadronieren wunderbar bayerisch rollen. Und Wolfgang ist wieder nach Schäkern zumute: "Ihr kauft's jetzt das Buch trotzdem, oder? Hahaha."

Hier ist die heile Welt zu Hause, zeigen die Funzfichlers. Gegen Heimat ist kein Kraut gewachsen. Nicht die feine Art nur, dass einige Besucher lachen und es nicht ganz ernst nehmen. Wolfgang lässt sich fotografieren, reißt dabei übertrieben die Augen auf. Wenn Anneliese ihre schließt, sieht man grellen Lidschatten. Erbarmen.

Ach ja, das Buch. "Unser schönes Deutschland", heißt es. Darin erzählen die Funzfichlers über ihre Touren, wo sie zauberhafte Menschen getroffen haben, aber auch ihre eigenen Fans. Warum dieses Fönwellen-Paar bei den Deutschen so ankommt? Da muss man nur das Urteil der Jury für den Grimme-Preis ansehen: "Das hat Klasse jenseits der reinen Blödelei." Aber Karl Moik würde sich trotzdem mit Grausen abwenden.

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