WCCB-Prozess Gericht stellt Verfahren gegen Thielbeer ein
BONN · Ab sofort sitzt der ehemalige Berater der Stadt Bonn, Michael Thielbeer, im WCCB-Prozess nicht mehr mit auf der Anklagebank: Die Bonner Wirtschaftsstrafkammer hat das Strafverfahren gegen den 55-jährigen Juristen am 51. Prozesstag mit dessen Zustimmung und der nötigen Zustimmung der Staatsanwaltschaft gegen Zahlung einer Geldauflage von 150.000 Euro eingestellt.
Wenn Thielbeer diese Summe bis Ende August bezahlt, bleibt er ein unbestrafter Mann und kann im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch des World Conference Centers Bonn nicht mehr strafrechtlich belangt werden.
Dabei galt Thielbeer, der von der Stadt als unabhängiger Berater für die Investorensuche und -auswahl beim WCCB engagiert worden war, für die Staatsanwaltschaft als Schlüsselfigur in dem mutmaßlichen Betrugsmanöver zum Nachteil der Stadt.
Die Ermittler warfen ihm vor, dem nun noch vor Gericht sitzenden damaligen "Investor" Man-Ki Kim und dessen Rechtsberater Ha-S. C. geholfen zu haben, die Stadt über Kims wahre Firmen- und Vermögensverhältnisse zu täuschen. Und Thielbeer erhielt laut Anklage Schmiergeld dafür, dass er der Stadt Kim als Investor empfahl.
Die Wende für Thielbeer zeichnete sich vor drei Wochen ab, als die Strafkammer Thielbeers angebliche Beihilfe zum Betrug und auch die Bestechlichkeit im angeklagten Umfang als nicht nachweisbar bezeichnete und ihm anbot: Im Fall einer umfänglichen Aussage sei eine Verfahrenseinstellung denkbar.
Daraufhin hatte Thielbeer ausgesagt, ein Geständnis aber nicht abgelegt. Warum er der Stadt Kim als besten Investor empfahl, wird angesichts der Aussage eines Zeugen am Dienstag noch dubioser: Der schilderte dem Gericht die damaligen Bemühungen eines solventen niederländischen Investors, von der Stadt Bonn den Auftrag für das WCCB zu erhalten. Die Firma legte sogar eine Finanzierungszusage über 100 Millionen Euro vor.
