Friedensdemo am 22. Oktober 1983 Etwa 30 Aktivisten und Teilnehmer trafen sich auf dem Hofgarten

BONN · "Da vorne unter den Bäumen habe ich gestanden." Heide Schütz, 72, zeigt auf einen Punkt rechts vom Akademischen Kunstmuseum. "Und ich erinnere noch das Gefühl, das ich hatte: Du bist nicht allein."

 Veteranentreffen: Klaus der Geiger und Hermann-Josef Wolf sorgen für Musik.

Veteranentreffen: Klaus der Geiger und Hermann-Josef Wolf sorgen für Musik.

Foto: Barbara Frommann

Die Vorsitzende des VereinsFrauennetzwerk für Frieden war damals Lehrerin am Helmholtz-Gymnasium und einevon etwa 30 Friedensaktivisten, die sich am Samstag auf dem Hofgarten trafen,um an „das historische Ereignis“ zu gedenken, so der Initiator und damaligeAachener Friedensaktivist Jens Jürgen Korff, heute Historiker in Bielefeld.

BlaueLuftballons mit Friedenstauben steigen in die Luft, Regenbogenfahnen derPACE-Bewegung werden geschwenkt, auch die blaue der DeutschenFriedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK). Klaus derGeiger, 73, und Hermann-Josef Wolf, 59, musizieren wie damals am 22. Oktober1983 auf den Straßen Bonns. Sie singen „Wir sind die Drückeberger/ Und machenÄrger in diesem Land“.

IlseWolf, 84, in Bonn für ihren Widerstand gegen die Südüberbauung bekannt,demonstrierte damals auch, „weil ich schon immer gegen den Krieg war“. Schützerinnert an ein Schlüsselerlebnis: „Ich war zehn Jahre alt, als ich dasKriegstagebuch meines Vaters entdeckte und all diese schrecklichen Bilder sahund seine furchtbaren Erinnerungen las.“

DerBonner Jürgen-Bernd Runge, 69, gehörte damals als Jungdemokrat der sogenanntenFrühstücksrunde an, die die Hofgarten-Kundgebung vorbereitet hatte. Dabei istauch Gerd Pflaumer, 77, einer der Gründungsmitglieder desKoordinierungsausschusses der Friedensbewegung. Später war er lange ZeitOrtsvereinsvorsitzender der SPD Swisttal und Ratsherr.

1983: Friedensdemonstration im Bonner Hofgarten
18 Bilder

1983: Friedensdemonstration im Bonner Hofgarten

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[kein Linktext vorhanden]Die Bezeichnung „Veteranentreffen“findet Schütz nicht gut: „Die Kriege sind noch nicht vorbei“, sagt sie. „Und esist ja nicht so, dass wir nur in der Vergangenheit lebten“, ergänzt IlseJacobs, 71. „Der Waffenhandel hat heute Dimensionen angenommen, wie er nie war.Kriege nehmen zu, und deshalb ist die Friedensbewegung immer noch wichtig.“ Dieanderen nicken. Erich Frehse, 67, trägt ein lila Halstuch. Es ist das vomberühmten Kirchentag 1983. Das lila Tuch als Symbol für ein Nein zuMassenvernichtungswaffen. Der evangelische Pfarrer trägt es seitdem auf jedemKirchentag, sagt er.

AuchEva Quistorp ist da. Die Mitgründerin der „Frauen für den Frieden“ und derGrünen, die 1983 gemeinsam mit Jo Leinen die Bonner Kundgebung moderierte, istsicher, dass die Friedensbewegung damals nicht gescheitert ist. Auch wenn derBundestag damals einen Monat nach der Großdemo für die Stationierung deramerikanischen Raketen gestimmt hat, „so haben wir doch als große demokratischeBürgerrechtsbewegung für ein Umdenken in vielen Bereichen der Gesellschaftgesorgt“, ist sie sich sicher.

„Ohne das politische Klima, das wir geschaffenhaben, hätten Michail Gorbatschow und Ronald Reagan den INF-Vertrag über denvollständigen Abbau aller nuklearen Mittelstreckenwaffen 1987 nieunterschrieben.“

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