"Es ist, als wenn man einen Teil aus unserem Körper herausgerissen hätte"

Gespräch mit Hannahs Vater Volker Wiedeck

Bonn. Vor etwas mehr als einem Jahr hat Volker Wiedeck die "Hannah-Stiftung gegen sexuelle Gewalt" gegründet. Mit ihm sprach Hansjürgen Melzer.

General-Anzeiger: Wie viel Geld haben Sie schon eingesammelt?

Volker Wiedeck: Wir konnten das Stiftungskapital auf rund 150 000 Euro aufstocken. Damit haben wir einige Projekte angestoßen. Aber wir können ja nur die Zinsen der Stiftung verausgaben. Und die zurzeit niedrigen Zinsen treffen ja besonders die Kleinen wie unsere Stiftung.

GA: Wie geht es Ihnen und Ihrer Familie?

Wiedeck: Da ist nach wie vor ein Riesenloch. Das ist, als wenn man einen Teil aus unserem Körper herausgerissen hätte. Das heilt nicht mal so eben ab. Wir rudern, um weiterzuleben. Das Geschehene kommt in ganz vielen Lebenssituationen raus. Und es ist sehr schwer, das auszuhalten.

GA: Hilft Ihnen und Ihrer Familie die Arbeit für die Stiftung?

Wiedeck: Meine Familie findet das gut und übernimmt auch kleine Aufgaben. Aber in erster Linie arbeite weiter ich für die Stiftung. Sie ist für mich der Motor, dass aus dem Schrecklichen etwas Positives erwächst. Ich darf nicht zu viel sitzen und nachdenken. Ich darf aber auch nicht zu viel tun, sonst reibe ich mich auf. Es ist ein Balanceakt geworden, durchs Leben zu gehen. Vielleicht bewegt man sich, wie ein Seiltänzer, irgendwann einmal sicher auf dem Seil. Zurzeit geht es aber links und rechts immer noch steil bergab.

[ zum Artikel ]

Meistgelesen
Neueste Artikel
Diese Pflanze kann fast alles
Chinesisches Wunderschilf „Miscanthus“ Diese Pflanze kann fast alles
Zum Thema
Aus dem Ressort