Eiche erinnert an den verstorbenen Sohn

Die Eiche am Grab von Ernst Moritz Arndt steht dort seit mehr als 150 Jahren. Viele jedoch wissen nicht, warum Arndt sie auf dem Alten Friedhof pflanzen ließ. Genauso wenigen ist bekannt, dass Johanna Kinkel geschieden war, bevor sie Gottfried Kinkel heiratete.

Bonn. Die Eiche am Grab von Ernst Moritz Arndt steht dort seit mehr als 150 Jahren. Viele jedoch wissen nicht, warum Arndt sie auf dem Alten Friedhof pflanzen ließ. Genauso wenigen ist bekannt, dass Johanna Kinkel geschieden war, bevor sie Gottfried Kinkel heiratete, oder dass der Boxer Adolf Heuser die letzten Jahre seines Lebens in der Rheinischen Landesklinik verbrachte. Sie sind zwar berühmte Persönlichkeiten der Bonner Stadtgeschichte, oftmals geht aber so mancher Schicksalsschlag in ihren Biografien unter.

1834 ging Ernst Moritz Arndt mit seinem jüngsten Sohn Willibald im Rhein baden. Der Dichter und Denker hielt ihn für den begabtesten seiner Söhne. Mit eigenen Augen musste er mit ansehen, wie der Neunjährige ertrank.

Arndt machte sich jahrelang Vorwürfe, die Eiche ließ er als Andenken am Grab seines Sohnes pflanzen. 26 Jahre später, am 29. Januar 1860, fand er dort selbst seine letzte Ruhe. Der Baum steht noch immer dort, ein Mahnmal an ein Ereignis, welches Arndt wohl nie richtig verkraftete.

Johanna Kinkel, Komponistin, Schriftstellerin, Musikpädagogin und Vorkämpferin der Frauenbewegung, traf ein anderer Schicksalsschlag. Am 8. Juli 1810 wurde sie in Bonn geboren. Bevor sie ihren zweiten Mann Gottfried Kinkel heiratete, ging sie eine Ehe mit dem Buch- und Musikhändler Johann Paul Mathieu aus Köln ein. Nach sechs Monaten ging die Ehe in die Brüche, ihre Eltern holten sie zurück nach Bonn.

Aus ärztlichen Gutachten dieser Zeit geht hervor, dass Johanna unter einer "Nervenzerrüttung mit Abzehrungsfieber" litt, "veranlasst durch Misshandlungen vermittelst ausgesuchter Quälereien". Den damaligen Gepflogenheiten zum Trotz ließ sie sich scheiden. Erst elf Jahre später heiratete sie Gottfried Kinkel.

Ihm folgte sie 1851 nach London ins Exil, wo sie viele Jahre mit Klavier- und Gesangsunterricht alleine für den Lebensunterhalt ihrer Familie aufkommen musste. Mit 46 Jahren erlitt sie ihren ersten Herzinfarkt, zwei Jahre später zwei weitere. 1858 stürzte sie aus dem Fenster ihres Schlafzimmers im dritten Stock und starb. Ein Selbstmord ist nicht auszuschließen. Johanna Kinkel war damals 48 Jahre alt.

Deutlich älter war Adolf Heuser bei seinem Tod. Der Boxer starb mit 81 Jahren in der Rheinischen Landesklinik. Heuser war 1938/39 Doppel-Europameister im Halbschwer- und Schwergewicht sowie Weltmeister im Halbschwergewicht. Er war einer der wenigen deutschen Boxer, die auch in den USA Erfolge feierten. Dort war er als "Bulldogge vom Rhein" bekannt.

Im Krieg verließ ihn sein Glück. Er verlor sein Hab und Gut, wurde von Depressionen heimgesucht und seine Ehe ging in die Brüche. Auch aus finanziellen Gründen versuchte er nach dem Krieg an seine alten Erfolge anzuknüpfen. Bei den Kämpfen trug er schwere Gehirnschäden davon und kam im normalen Leben nicht mehr zurecht. Bis zu seinem Tod 1988 lebte er in der Landesklinik. Er wurde nie mehr der Boxer, der er vor dem Krieg gewesen war.

So unterschiedlich die Schicksalsschläge dieser Persönlichkeiten auch waren, ihre Nähe zu Bonn haben sie gemeinsam. Schulen tragen ihre Namen, Straßen wurden nach ihnen benannt, ihre Gesichter finden sich teilweise auf dem "Walk of Fame" in der Bonngasse. Weder aus der Bonner Geschichte noch aus dem Stadtbild sind sie wegzudenken.

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