Aus dem alten Bonner Plenarsaal Alexandra Asbeck ersteigert historischen Abgeordnetensessel

BONN · Lebhaft und eifrig war es verlaufen, das Bietergefecht um den historischen Abgeordnetensessel aus dem alten Bonner Plenarsaal. Nach einer Woche und einem rasanten Endspurt am letzten Tag der Auktion zugunsten der Aktion Weihnachtslicht hatte schließlich die Bonnerin Alexandra Asbeck die Nase vorn.

Besitzerwechsel: Rüdiger Franz (von links), Edith Mießner, Bernd Leyendecker und Alexandra Asbeck bei der Übergabe.

Besitzerwechsel: Rüdiger Franz (von links), Edith Mießner, Bernd Leyendecker und Alexandra Asbeck bei der Übergabe.

Foto: Barbara Frommann

Mit dem Höchstgebot von 3.051,25 Euro erhielt sie den Zuschlag. Am Donnerstag traf sie sich im Verlagshaus des General-Anzeigers mit Edith Mießner, die das geschichtsträchtige Möbelstück gespendet hatte, zur Übergabe. Alexandra Asbeck will mit dem grün gepolsterten "Schätzchen" ihren Mann, den Bonner Kaufmann Marc Asbeck, überraschen.

"Ich kann mir gut vorstellen, dass er es wechselweise in seinen verschiedenen Liegenschaften im früheren Regierungsviertel aufstellt - gewissermaßen als eine Art Wanderausstellung", sagte sie. Auch auf diese Weise, so ihre Überlegung, würde sich ein historischer Kreis schließen. Die Bad Godesbergerin Edith Mießner hatte sich an GA-Redakteur Rüdiger Franz gewandt, um Sessel und Pult einem gemeinnützigen Verein zukommen zu lassen.

Spontan war sie sodann zu der Idee bereit, den Abgeordnetenstuhl zugunsten der Aktion Weihnachtslicht des General-Anzeigers zu versteigern. Die unterstützt nicht nur Bedürftige aus der Region, sondern hat ihre Ursprünge ebenfalls in den schweren Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. "Die Versteigerung für das Weihnachtslicht war genau die richtige Lösung", sagte Edith Mießner, seit über 50 Jahren Leserin des General-Anzeigers.

Und auch Weihnachtslicht-Vorsitzender Bernd Leyendecker zeigte sich am Donnerstag hocherfreut über die private Initiative und ihren Erfolg. Edith Mießners Ehemann, der frühere FDP-Bundestagsabgeordnete Herwart Mießner, hatte sich den ausgedienten Klappsessel als Erinnerungsstück gesichert, als der Bonner Plenarsaal (1949 bis 1986) Mitte der 1980er Jahre dem Abriss geweiht wurde. 20 Jahre lang, von 1949 bis 1969, hatte der Abgeordnete seinen hannoverschen Wahlkreis in Bonn vertreten.

Und so fanden Pult und Sessel, einstmals von FDP-Größen wie Thomas Dehler und Erich Mende "besessen", Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem Plenum den Weg ins Haus der Familie Mießner in Plittersdorf. Auch nach dem Tod ihres Mannes hielt Edith Mießner die Möbel in Ehren. Jetzt jedoch hieß es Abschied nehmen. Mit Alexandra Asbeck verabredete sie sich bei der Übergabe jedoch schon einmal zu einem Besuch - um zu sehen, wie es mit den guten Stücken nun weitergeht.

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