Fotos „Singin' In The Rain“ - Der November hat auch seine Stärken
Grau, nass, kalt: Der November gilt als scheußlichste Zeit im ganzen Jahr. Gleich am ersten Tag dieses trübseligen Monats werden auf Friedhöfen die Gräber für Allerheiligen und Allerseelen hergerichtet. Mancher verfällt in depressive Verstimmung. Viele sind schlapp, niedergeschlagen - und haben Heißhunger auf Fettes und Süßes. Nicht schön. Aber der November ist gar nicht so schlecht. Der Filmschlager „Singin' In The Rain“ bezieht sich auf das Wetter, das im November vorherrscht, die Rockband Guns N' Roses landete mit „November Rain“ einen Hit. Und auf der Südhalbkugel ist genau jetzt Frühling.
Nebensaison: Flüge, Hotels, leere Strände - und das oft zum Schnäppchenpreis. Die meisten haben ihren Urlaub samt Urlaubsgeld verbraucht. „In der Regel hat man eine gute Auswahl und kann ein bisschen entspannter Urlaub machen als in der Hauptsaison“, sagt Sibylle Zeuch vom Deutschen Reiseverband DRV. „Es ist eine ungewöhnliche, aber sehr interessante Reisezeit.“ Am Mittelmeer gibt es mildere Temperaturen und mehr Sonne als hier. In den Emiraten oder in Ägypten lockt Badewetter - und auf der Südhalbkugel herrscht schönster Frühling. Dennoch, Vorsicht: Nicht überall ist es jetzt besser als bei uns. In der Karibik herrscht gerade Hurrikansaison.
Depressionen? Stimmt. Der Winterblues ist keine Einbildung. Jeder vierte Deutsche spüre eine Verstimmung, sagt Iris Hauth, Präsidentin der Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN). Zwei bis fünf Prozent der Bevölkerung bekommen eine saisonal bedingte Depression. Sind „gewöhnliche“ Depressive häufig appetitlos und können nicht schlafen, haben Winterdepressive Hunger auf Süßes und Kohlenhydrate - und ein höheres Schlafbedürfnis. Bei Lichtmangel wird mehr vom Schlafhormon Melatonin ausgeschüttet. Die verhaltene Stimmung kann aber auch helfen, zur Ruhe zu kommen. „Mehr Muße zu haben - das haben ja viele Menschen verloren. Da kann es hilfreich sein, dem einmal nachzugeben.“ Mit dem Innehalten komme das Gehirn in einen anderen Modus, in dem es Erlebtes verarbeiten kann. Eine Chance im November.
Bunte Herbstfarben: Die Meteorologen haben bisher keine Abnahme von Nebel und Regentagen festgestellt. „Der November ist der Monat, der die meiste Bewölkung hat“, sagt Gerhard Lux. Aber grau? Sobald die Sonne herauskommt, leuchten die Wälder oft noch goldgelb, orange und rot. Der Indian Summer lockt in den USA mit strahlenden Farben Touristen von weither an.
Weihnachten: In den Supermärkten türmen sich schon Lebkuchen und Stollen. Aber bis zum Weihnachtsstress mit Geschenksuche, Christbaum und Familienkrach ist noch ein paar Wochen Zeit. Allein das ist für manchen ein Pluspunkt. Der Dichter Hans Retep lobte: „November, November, ein Wetter unnennbar, so trübe, so grau und so kalt. Jetzt kommt es noch schlimmer, so kommt es ja immer, denn sieh: Es weihnachtet bald.“