Lagerung von Pellets Wenn das Pelletsilo brennt

BONN · Eine Frage der Sicherheit: Nach einem jüngsten, sehr aufwendigen Feuerwehreinsatz in Bornheim erklären Experten, was im Umgang mit Holzbrikett- und Pelletheiztechnik zu beachten ist.

 Der jüngste Schwelbrand im Pelletlager einer Schreinerei an der Römerstraße in Bornheim-Widdig; die Feuerwehr muss den Bunker leeren.

Der jüngste Schwelbrand im Pelletlager einer Schreinerei an der Römerstraße in Bornheim-Widdig; die Feuerwehr muss den Bunker leeren.

Foto: Axel Vogel

Den Einsatz in einer Schreinerei in Widdig in der vergangenen Woche wird die Bornheimer Feuerwehr in Erinnerung behalten. Schließlich bekamen es rund 60 Wehrleute zwei Tage lang mit einem Szenario zu tun, dass sie so noch nicht erlebt hatten: Aus dem rund 60 Kubikmeter großen Pelletbunker der Schreinerei drang anhaltender Brandgeruch, ein Brandherd war trotz intensiver Suche zunächst nicht auszumachen. Was den Einsatz zudem brisant machte: In dem Bunker wurde eine Konzentration des giftigen Kohlenmonoxid gemessen, wie Bornheims stellvertretender Wehrleiter Helmut Ost erklärte. Für Führungskräfte wie Thomas Kaltheier deutete alles „auf einen Schwelbrand in dem Bunker hin“.

Wie der aber entstehen konnte, war den Feuerwehrleuten ein Rätsel. Lag vielleicht eine Selbstentzündung vor? Die Brandursache ist zwar bislang unklar. Doch Fakt ist: Der Löscheinsatz wurde aufwendig. Einen ganzen Tag lang mussten Einsatzkräfte den Bunker mit Hilfe eines Saugbaggers leeren, um an die Brandnester zu gelangen. Die Schwierigkeit erklärte Feuerwehrsprecher Ulrich Breuer: „Diese Heiztechnik ist in unserer Region noch wenig verbreitet, und wir müssen uns auf diese erst noch einstellen.“ Schließlich könne man bei einem Schwelbrand „nicht einfach den Hahn zudrehen wie bei einem Gasanschluss“.

Was in Widdig passierte, ist aber kein Einzelfall. So musste vor zwei Jahren die Feuerwehr einen Schwelbrand in einem 2000 Tonnen Pelletsilo in Mendig löschen. Aus diesem Anlass fragte der General-Anzeiger bei Experten nach, wie es zu solchen Bränden kommen kann und wie Verbraucher vorbeugen können.

Vorab stellt Anna Katharina Sievers, Sprecherin des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbandes in Berlin, zu dem Schwelbrand in Bornheim klar: „Bei den beschriebenen 'Pellets' handelt es sich nicht um Pellets, sondern um Holzbriketts.“ Das habe sie auf den Fotos des GA von den Löscharbeiten gut erkennen können. Unabhängig davon sei ihrem Verband eine Häufung von Bränden in Pelletlagern nicht bekannt. Da von Pellets keine besondere Gefährdung ausgehe, würden auch für kleine Pelletlager in Einfamilienhäusern keine Brandschutzvorschriften gelten; in den meisten Bundesländern seien das Lager mit weniger als 6,5 Tonnen Fassungsvermögen.

Für Silvia Darmstädter, Sprecherin des Deutschen Feuerwehrverbandes in Berlin, sind allerdings speziell Silobrände kein neues Phänomen: „Diese kommen immer wieder einmal vor.“ Statistisch belastbares Zahlenmaterial zur Einsatzhäufigkeit liege nicht vor.

Bleibt die Frage, die auch die Feuerwehrleute aus Bornheim umtreibt: Wie konnte es zu dem Brand in dem Lager in Widdig kommen, bestand die Möglichkeit einer Selbstentzündung? Dazu sagt Dirk Engstenberg, Kreisbrandmeister des Rhein-Sieg-Kreises: „Die Frage ist leider wissenschaftlich nicht graduiert zu beantworten.“ Bei der Lagerung von leicht brennbaren Materialien, also auch von Holzpellets, so der Kreisbrandmeister weiter, „können immer wieder Brände entstehen“.

Ursachen dafür seien in der Regel elektrische, elektrostatische, mechanische oder andere Zündquellen, die zu einem Brand führen können. „Eine Selbstentzündung der Pellets aufgrund einer chemischen Reaktion bei der Lagerung ist nach meinen Erkenntnissen sehr unwahrscheinlich.“

„In den seltenen Fällen, die auftreten, ist die Ursache zumeist eine technische Störung der Heizungsanlage oder der Fördereinrichtung“, ergänzt Verbandssprecherin Sievers. Auch Lichtquellen, die nicht über eine ATEX-Zulassung verfügen, dürften in Pelletlagern nicht installiert werden. Ebenso wenig offene Elektroleitungen.

Für Kreisbrandmeister Engstenberg kommt noch ein weiteres Phänomen im Zusammenhang mit Pellets hinzu: „Gefährlich sind Gase, die während der Lagerung entstehen und die aus den Pellets entweichen.“ Diese Gase würden durch den Produktionsprozess des Zerkleinerns, Erwärmens und Trocknens der Pellets aktiviert. Zu diesen Gasen zählt er eben auch „Kohlenmonoxid“, welches „ein höchst gesundheitsschädliches Gas ist“.

Auf die Gefahr einer CO-Bildung weist auch Bernd Schöllgen, stellvertretender Obermeister der Innung für Sanitär, Heizung und Klima-Innung im Rhein-Sieg-Kreis hin: „CO-Gas entsteht in Pelletlagern durch die Verbindung von im Harz enthaltenen Fettsäuren mit Sauerstoff.“ Die dabei entstehenden Mengen seien aber so gering, dass sie in Haushaltslagern keine Gefahr darstellten.

In Erdlagern sähe die Sache allerdings anders aus, so der Heizungsexperte aus Alfter: „In dem Fall können solche Lager tatsächlich gefährlich sein, da sie hermetisch abgeschlossen sind.“ Auch bei sehr großen gewerblichen Anlagen kann laut Bernd Schöllgen eine Gefährdung auftreten: „Deshalb sollten für diese Lager besondere Sicherheitsmaßnahmen beachtet werden.“

Hauseigentümer mit einer Pelletlagerung im Haus sollten sich nach Ansicht von Kreisbrandmeister Engstenberg grundsätzlich mit dem zuständigen Schornsteinfeger oder dem Hersteller der Heizanlage oder dem Pelletlieferanten bezüglich der Sicherheitsvorkehrungen austauschen: „Eine gute Belüftung der Lagerstätte und die Installation von CO-Meldern sind mögliche Sicherheitsmaßnahmen“, erklärt der Feuerwehrexperte.

Kommt es dennoch zu einem Brand in einem Silo, werde mittlerweile häufig eine Branderstickung durch Einbringen von Inertgasen als taktische Maßnahme bevorzugt, sagt Silvia Darmstädter vom Feuerwehrverband: „Damit die Gefahren für die Einsatzkräfte möglichst minimiert werden können.“ Inertgase sind Gase wie Stickstoff, die nur sehr träge bis gar nicht mit der Umgebung reagieren und den Brand sozusagen ersticken sollen.

Anna Katharina Sievers vom Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband betont, dass Verbraucher mit einer regelmäßigen Wartung der Heizung und des Lagers durch einen Fachbetrieb vorsorgen könnten. Zudem ergänzt Heizungsfachmann Schöllgen, der sich auch auf Pelletheizungen spezialisiert hat: „Ein fachmännisch geschultes Unternehmen installiert nicht nur die Anlage samt der Lagerstätte vorschriftsmäßig.“

Zudem werde der Eigentümer so in die Technik eingewiesen, „dass er sie im Griff hat“. Wenn man ein paar Grundregeln beachte, führt Schöllgen aus, bekomme der Verbraucher mit der Pelletheizung nicht nur eine umweltfreundliche, sondern auch zuverlässige Heiztechnik: „Mir sind in unserer Innung keine Unfälle oder Vorkommnisse mit einer Pelletheizung bekannt.“

Weitere Infos:www.depi.de

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