Baulandpreise Preise steigen in Bonn um bis zu 40 Prozent

BONN · Bundesinstitut wertet bundesweit Baulandkosten der vergangenen fünf Jahre aus. Dabei zeigen sich zum Teil erhebliche Preissprünge bei Eigenheimgrundstücken - vor allem in Großstädten.

Neue Eigenheime werden immer teurer – auch wegen der stark gestiegenen Baulandpreise. Diesen Schluss lässt eine aktuelle Auswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) mit Sitz in Bonn zu. Gemäß der Auswertung des BBSR sind die durchschnittlichen Baulandpreise für die Eigenheimbebauung bundesweit zwischen 2011 und 2016 um 27 Prozent gestiegen – von 129 Euro pro Quadratmeter auf 164 Euro.

In den Großstädten verteuerte sich der Quadratmeter Bauland sogar um 33 Prozent, erklärt BBSR-Experte Matthias Waltersbacher: „Von gut 250 Euro im Jahr 2011 auf knapp 350 Euro im vergangenen Jahr.“ Wie Marc Hoffmann, stellvertretender Sprecher der Stadt Bonn bestätigt, sind besonders auch die Baulandpreise in der Bundesstadt in diesem Zeitraum stark gestiegen. Für Matthias Waltersbacher geht mit der Preissteigerung beim Bauland nicht nur eine Verteuerung des Wohnens im Eigenheim einher. Auch bezahlbarer Mietwohnungsbau werde dadurch kaum mehr möglich.

Für seine Analyse hat das BBSR die Kaufpreisdaten der amtlichen Gutachterausschüsse für Grundstückswerte der vergangenen fünf Jahre ausgewertet. Dabei beruht die Untersuchung auf der Betrachtung der kreisfreien Städte und Landkreise. Und zwar für solche, für die Transaktionsdaten von Grundstücken über die Kaufpreissammlungen der Gutachterausschüsse für Grundstückswerte in einer lückenlosen Zeitreihe seit 2011 vorliegen. Laut BBSR umfasst der repräsentative Längsschnitt etwa ein Drittel aller Städte und Landkreise in Deutschland. Eine umfassende Analyse des Grundstücks- und Immobilienmarktes für die Jahre 2015 und 2016 wird im Dezember mit dem Immobilienmarktbericht Deutschland vorliegen.

Kernaussage der Auswertung: Der Preisanstieg bei Bauland in den städtischen und ländlichen Kreisen bleibt zwar hinter der Entwicklung in den Großstädten zurück. „Aber auch dort lag der Zuwachs deutlich über der allgemeinen Teuerungsrate“, hält BBSR-Wissenschaftler Waltersbacher fest. Um 19 Prozent legten etwa Baulandpreise im Umland von Großstädten zu, und zwar von 132 Euro pro Quadratmeter im Jahr 2011 auf 156 Euro pro Quadratmeter im Jahr 2016. In den ländlichen Kreisen verteuerte sich Bauland sogar noch stärker: Um 20 Prozent, von 64 Euro auf 78 Euro im Jahr 2016.

Um 27 Prozent oder auf 112.000 Euro stieg laut der BBSR-Auswertung in den vergangenen fünf Jahren der durchschnittliche Kaufpreis für ein Eigenheimgrundstück. Markant ist die Entwicklung vor allem in den Großstädten: Um 33 Prozent legte hier der durchschnittliche Kaufpreis für ein Grundstück zu, was nun knapp 200.000 Euro kostet.

Besonders stark sind laut Matthias Waltersbacher „die durchschnittlichen Kaufpreise in den teuren Großstädten gestiegen, im Schnitt um knapp 42 Prozent“.

Für die Ein- und Zweifamilienhausgrundstücke in Bonn wird zwischen 2011 und 2017 eine Preisentwicklung von „von rund 36 Prozent“ ermittelt, führt Marc Hoffmann, stellvertretender Sprecher der Stadt aus.

Bei den Mehrfamilienhausgrundstücken habe man laut Presseamt in Bonn zwischen 2011 und 2017 sogar eine Preissteigerung von rund 40 Prozent ermittelt. „Hierbei handelt es sich selbstverständlich um eine für Bonn allgemeine Entwicklung“; stellt Marc Hoffmann klar: „Im Einzelfall können einzelne Bereiche/Lagen hiervon abweichen.“

Maßgebend für die Angaben sind laut Marc Hoffmann Indexzahlen, die der Gutachterausschuss aus den Kaufverträgen für unbebaute Grundstücke ermittelt habe. Die repräsentierten die Preisentwicklung für unbebaute Grundstücke in Bonn. Aus diesen Indexzahlen könne man dann die Preisentwicklung für unbebaute Grundstücke ableiten, und zwar für Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhausgrundstücke.

Mit den in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Baulandpreisen ist aus Sicht von BBSR-Forscher Matthias Waltersbacher ein weiteres Problem verknüpft: „Steigende Grundstückspreise bestimmen vor allem in den Wachstumsregionen zu einem erheblichen Anteil die Erwerbs- oder Erstellungskosten“, betont er: „Das verteuert Wohnimmobilien.“ Hohe Baulandpreise trieben besonders auf angespannten Märkten auch die Mieten im Neubau auf 14 bis 16 Euro pro Quadratmeter hoch: „Das lässt freifinanzierten Wohnungsbau zu bezahlbaren Mieten nicht mehr zu.“

Auch bei der Stadt Bonn ist man sich des Problems bewusst: „Selbstverständlich wird auch seitens des Gutachterausschusses diese Preisentwicklung – neben vielen anderen Effekten – als ein Hemmnis für die Bereitstellung vor allem preisgünstigen Wohnraums gesehen“, sagt Marc Hoffmann.

Bleibt noch die Frage nach den Transaktionen, also den Grundstücksgeschäften. „Während in den städtischen Kreisen die Transaktionszahlen von Grundstücken für die Eigenheimbebauung zwischen 2011 und 2016 recht stabil blieben, gingen sie in den Großstädten um 30 Prozent zurück“, sagt Waltersbacher: „Besonders stark sind die Transaktionen in teuren Großstädten wie Köln, Frankfurt am Main und Stuttgart zurückgegangen.“

Die ländlichen Kreise hätten im selben Zeitraum einen Zuwachs von knapp 15 Prozent verzeichnet: „Die Grundstückspreise sind zuletzt so stark gestiegen, dass der Verwertungsdruck eine aufgelockerte Einzelhausbebauung häufig nicht mehr zulässt“, sagt Waltersbacher. „Immer mehr Käufer suchen nach Alternativen im Umland.“

Wie die Statistik des städtisches Presseamtes belegt, sind auch die Transaktionszahlen aller unbebauten, auswertbaren Bauland-Grundstücke in Bonn rückläufig: 2011 waren es noch 176 und im vergangenen Jahr nur noch 153. Allerdings war ein Tiefpunkt bereits 2013 erreicht, als nur 138 Grundstücke verkauft wurden.

Zur Entwicklung im Rhein-Sieg-Kreis sagt Kreissprecherin Rita Lorenz: „Auch im Rhein-Sieg-Kreis sind die Preise für Grundstücke – im Zusammenhang mit dem Bevölkerungswachstum – gestiegen.“ Dass sich diese Preissteigerung ebenfalls auf die Mieten auswirkt, sei auch in der Region zu beobachten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort