Um Himmels Willen Einkehrtage im Kloster

Es gibt viele gute Gründe, in ein Kloster einzukehren. Der wohl wichtigste ist, der Alltagshektik zu entfliehen und einem möglichen Burn-out vorzubeugen. Klöster sind Tankstellen für die Seele, denn Stille tut gut. Kein Verkehr, kein Computer, keine Geräusche, nur die langersehnte Auszeit vom Trubel des Alltags.

 Kraft tanken im Kloster: Auch in den Klöstern Maria Laach (Bild), Calvarienberg und auf der Rheininsel Nonnenwerth sind Betten für Gäste frei. FOTO: HILLEBRAND

Kraft tanken im Kloster: Auch in den Klöstern Maria Laach (Bild), Calvarienberg und auf der Rheininsel Nonnenwerth sind Betten für Gäste frei. FOTO: HILLEBRAND

Foto: Astrid Hillebrand

Was zu Hause nervt, gähnend langweilig erscheint, bildet im Kloster das Rückgrat. Der geregelte Ablauf, die Mahlzeiten, die Gebetszeiten und Gottesdienste schaffen wohltuende Routine, wenn Neues, vielleicht Unvorhergesehenes auf den Besucher hereinprasselt. Für viele Menschen ist das der schwierigste Teil, denn Veränderungen beginnen im Kopf. Machen Sie sich locker, vielleicht durch Meditation oder Selbstgespräche – vieles ist möglich, nichts muss.

Klar, die Reise zu sich selbst kann auch im eigenen Garten beginnen, man kann den Baum umarmen oder ähnliches. Aber dann? Im Kloster geht die Reise weiter. Falls gewünscht ist jemand da, der hilft, anleitet und Richtungen weist. Und: Die Anfahrt ist kurz, die Umgebung vertraut, man spricht Deutsch. Sicher, auch Himalaya-Klöster bieten Einkehrtage an, aber mit Jetlag, Essensumstellung und Klimawechsel fällt die Umstellung auf das Wesentliche ungleich schwerer.

Nie war ein Klosteraufenthalt angesagter als heute: Madonna meditiert im Kloster und gestresste Manager veranstalten dort Selbstfindungsseminare mit Bogenschießübungen. Sie wären also in guter Gesellschaft.

Gottesdienst, Pfarrer und Co. sind Ihnen zu anstrengend, Mönche und Nonnen irgendwie suspekt und überhaupt der ganze Frömmlerkram? Werfen Sie diese Gedanken über Bord, gehen Sie völlig unvoreingenommen drauf los und probieren Sie es aus, denn auch hinter Klostermauern wird gelacht.

Sie sind locker, entspannt, haben den inneren Frieden bereits gefunden? Sorgen Sie dafür, dass es so bleibt. Sie gehören zur zufriedenen Minderheit, denn laut einer Eurostat-Umfrage wünschen sich über 73 Prozent der Deutschen ebendies.

Hinter Klostermauern verbirgt sich viel: Menschen mit ungewöhnlichen Lebensgeschichten, dicke Bücher, jahrtausendealtes Wissen, historische Rätsel und Geheimnisse, ungeahnte Kulturschätze. Na, doch neugierig geworden? Natürlich gibt es immer auch Zweifel, ob solch ein Klosteraufenthalt das richtige ist. Wer nur am Lack kratzen will anstatt wirklich etwas zu verändern, dem genügt auch ein Strandurlaub in der Türkei. Völlig in Ordnung. Sollten sich die Ziele ändern, steht bestimmt eine Klosterpforte offen.⋌ah

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort