Austausch der Kulturen Er ist fasziniert von den Begegnungen

Bornheim-Walberberg · Mehr als 50 Mal reiste der Walberberger Lehrer Hans Grugel seit 1978 zu den Zuni-Indianern in New Mexico. Ihr Reservat gilt nicht unbedingt als sicher, und doch reist Grugel seit 1978 immer wieder dorthin.

 Hans Grugel zeigt eine seiner unzähligen Kachina-Dolls, Fetisch-Puppen der Zuni-Indianer aus New Mexico, die dort - wie unsere Engel und Heiligen – als „Mittler zwischen den Welten“ betrachtet werden.

Hans Grugel zeigt eine seiner unzähligen Kachina-Dolls, Fetisch-Puppen der Zuni-Indianer aus New Mexico, die dort - wie unsere Engel und Heiligen – als „Mittler zwischen den Welten“ betrachtet werden.

Foto: Stefan Hermes

„Vorsicht! Indianerreservat“, warnt ein Globetrotter auf der von Reisenden viel genutzten Webseite von Tripadvisor vor Zuni im amerikanischen New Mexico. Besonders schön sei der Ort nicht, und man sollte in der Umgebung auch nicht alleine umherfahren.

Was ist das also, was den Walberberger Hans Grugel seit 1978 immer wieder an diesen Ort gezogen hat, von dem es heißt, dass seine frühe Geschichte unbekannt ist und die Vorfahren aus der Unterwelt aufgetaucht sein müssen?

Überraschenderweise stimmt der 75-Jährige, der in Roisdorf an der damaligen Volksschule seine Lehrerlaufbahn begann und danach 22 Jahre lang an dem Brühler St.-Ursula-Gymnasium unterrichtete, der äußeren Beschreibung des Ortes durchaus zu. Grugel gerät dann aber ins Schwärmen, wenn er von seinen persönlichen Erfahrungen mit den dort lebenden Indianern spricht.

Vielleicht liegt eine Verbindung in der tiefen Religiosität der Zuni und dem Katholiken Hans Grugel. Beide Seiten begegnen sich in ihrem Fremdsein mit großem Respekt und finden brückenbildende Gemeinsamkeiten in ihren Kulturen. Auch die Zuni-Indianer haben einen Schöpfergott und glauben daran, dass die im Pueblo verstorbenen Zuni in den Himmel kommen und von dort aus die Lebenden beschützen.

Zudem können sie in den Kachinas wieder auftauchen, den bunt bekleideten Holzpuppen, in denen sich nach dem Glauben der Zunis die Geister der Natur und der Ahnen wiederfinden und verehrt werden. Puppen, die durchaus Parallelen mit unseren Engeln und Heiligen aufweisen.

„Die Natur wird holistisch gesehen. Alles ist beseelt“, weiß Hans Grugel über die Kultur der Zunis. So kommt es auch, dass ein Zuni keine Entscheidungen trifft, sondern darauf wartet, dass etwas geschieht. Absprachen und Vereinbarungen zwischen den Kulturen sind daher nicht immer einfach.

Grugel erinnert sich an einen der ersten Schüleraustausche zwischen dem Brühler St.-Ursula-Gymnasium und der Zuni-Schule, bei dem sie zu einem Empfang bei dem damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker eingeladen waren und einer der Indianerjungen in Grugels Garten in Walberberg saß und keine Anstalten machte, sich für den Besuch in Bonn zu rüsten.

Schon als Kind begann sein Interesse

„Auf mein Drängen, dass wir uns nun auf den Weg machen sollten, antwortete mir der in der Sonne lesende Schüler, dass Herr von Weizsäcker doch kommen könne, wenn er ihn sehen möchte.“ Voller Verständnis erklärt Hans Grugel: „Zuni planen nicht und entscheiden immer spontan. Sie wollen in Schönheit und Harmonie leben.“

Schon als Kind war der 75-Jährige von der Welt der Indianer fasziniert und las Bücher von Karl May. Später begann er, sich mit der indianischen Kultur zu beschäftigen. So war es auch kein Zufall, dass er 1978 zusammen mit seiner Frau von Kanada aus nahezu ganz Amerika durchquerte, um im Grand Canyon die berühmten, nach Indianerstämmen bezeichneten Aussichtspunkte wie Navajo-, Hopi- und Zuni-Point zu besuchen.

Als er im dortigen Informationszentrum erfuhr, dass sie „nur“ noch etwa vier Stunden von dem Zuni-Indianerreservat entfernt waren, fuhren die beiden kurz entschlossen dorthin.

„Und es wurde überwältigend für uns“, erinnert sich Grugel. „Bisher hatten wir vielleicht mal einen einzigen Indianer getroffen. Nun stand man mitten in einem Pueblo und konnte erleben, dass dort keine Kannibalen, sondern ausgesprochen liebenswerte Menschen anzutreffen waren.“ Die Grugels waren fasziniert von den dortigen Begegnungen und wollten bald wiederkommen.

Es muss eine schicksalhafte Fügung gewesen sein, dass sich 1985 unter den Englischlehrern des Brühler Gymnasiums niemand fand, der eine deutsch-amerikanische Partnerschaft vorantreiben wollte und stattdessen der Sport- und Erdkundelehrer Hans Grugel auserkoren wurde, sich um eine Schule in den USA zu bemühen.

Dass er dann aus den USA das Angebot bekam, ausgerechnet mit diesem kleinen, ihm inzwischen von einigen Besuchen her bekannten Indianerreservat eine Partnerschaft eingehen zu können, hatte er nicht einmal in seinen kühnsten Träumen zu hoffen gewagt.

So wurde das Wiedersehen mit den Bewohnern des Pueblos zu einem Fest, an dem von nun an auch die Schüler des St.-Ursula-Gymnasiums teilnehmen konnten. Die Jugendlichen lebten wochenlang im Austausch bei den Zuni-Familien und machten ebenfalls die für sie überraschende Erfahrung, dass die Pueblo-Indianer keinerlei Hass auf die Weißen hegten.

Die Zunis waren im Gegenteil dankbar, dass man ihnen das Reservat zugewiesen und sie auch finanziell unterstützt hatte. Inzwischen ist Hans Grugel seit zehn Jahren pensioniert. Mehr als 50 Mal war er privat, mit Schulklassen oder auch mit Reisegruppen in Zuni. Viele Freundschaften sind entstanden. Und seine Tochter Andrea wohnte sogar ein Jahr bei den Zuni und promovierte als Geografin über sie.

Auf Einladung des Heimat- und Eifelvereins Bornheim spricht Hans Grugel am Donnerstag, 3. November, im Lokal „Zur gemütlichen Ecke“, Bonner Straße 61 in Roisdorf, über das Thema „Mit Indianern feiern“. Beginn ist um 19 Uhr.

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