Ringen Vereine stellen Forderungen an den Verband

BONN/MAINZ · Großes Chaos in der Ringer-Bundesliga: Während am Wochenende die Halbfinal-Rückkämpfe im Rennen um die Deutsche Meisterschaft stattfinden, droht 13 von 14 Vereinen der deutschen Eliteliga das Aus für die kommende Saison.

 Aufs Kreuz gelegt fühlen sich die Ringer, hier Frank Stäbler (unten) vom Halbfinalisten ASV Nendingen, vom Deutschen Ringer Bund. FOTO: DPA

Aufs Kreuz gelegt fühlen sich die Ringer, hier Frank Stäbler (unten) vom Halbfinalisten ASV Nendingen, vom Deutschen Ringer Bund. FOTO: DPA

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Bis auf den ASV Mainz hatten alle Erstligisten einen Forderungskatalog an den Deutschen Ringer Bund (DRB) formuliert, der mehr Mitspracherecht und Mitbestimmung bei Strukturfragen, Gewichtsklassen, Lizenzgebühren und dem Einsatz von Ausländern beinhaltet. Der Katalog wurde an die Meldung für die kommende Saison geknüpft.

Nun ist dieser Forderungskatalog am Wochenende vom Deutschen Ringer Bund komplett abgeschmettert worden. Laut DRB hätte man dem Forderungskatalog vorbehaltlos zustimmen müssen. Zur Not will der DRB auch ohne die rebellierenden Clubs in der kommenden Saison mit rund 30 Vereinen einen neuen Bundesligabetrieb organisieren. Neben Mainz sollen dann die jetzigen Zweitligisten aufrücken.

Wahrscheinlich wird es dann für die 28 bis 30 Vereine eine Bundesliga mit drei Gruppen geben. Die ausgemusterten Clubs würden wieder in die Landesverbände einrücken und direkt um mehrere Klassen zwangsabsteigen.

Die rebellischen Vereine drohen im Gegenzug damit, eine eigene Bundesliga auf die Beine zu stellen. "Wir bedauern, dass die Vereine diesen Weg der Auseinandersetzung suchen. Wir haben ihnen vielfach vor Ablauf der Meldefrist die Hand gereicht und Gespräche angeboten", erklärte DRB-Präsident Manfred Werner. "Wir können und werden uns jedoch aufgrund unserer Verantwortung für die gesamte Sportstruktur, insbesondere die Nachwuchsentwicklung, zu keiner Zustimmung zu Statutenänderungen nötigen lassen, die einseitig von einer kleinen Zahl von Vereinen mit Blick auf die eigenen Interessen formuliert wurden. Wir sind gewählte Vertreter aller Ringer in Deutschland."

Enttäuscht von diesem Entscheid zeigte sich Michael Tilly, Vorsitzender des TuS Adelhausen, einem der betroffenen Bundesligisten: "Der DRB ist stur geblieben und hat rein nach den Statuten gehandelt. Diese Machtdemonstration ist für mich nicht nachvollziehbar." Sollte sich beispielsweise der TuS Adelhausen nicht fügen, wird die erste Mannschaft in die Oberliga Südbaden zurückgestuft.

DRB-Vize Dieter Lehrian, zuständig für Rechtsfragen, bekräftigte, dass man gar keine Handhabe für die Mehrzahl der gewünschten Änderungen habe: "Die letzte Bundesdelegiertenversammlung hat Mitte November 2014 in Leipzig stattgefunden. Hier hätte ohne Weiteres Gelegenheit bestanden, die von den Vereinen aufgeworfenen Fragen über ihre Landesorganisationen zu erörtern und zur Abstimmung zu stellen. Die Vereine haben diese Chance nicht angemessen genutzt. Satzungsänderungen kann der Vorstand nicht selbst vornehmen, sondern nur die Bundesdelegiertenversammlung. Uns sind insofern die Hände gebunden."

Laut Präsident Werner ist aber die Tür für die Clubs weiter offen, falls sie neue Gespräche suchen. "Die betroffenen Vereine werden sich bei einem zeitnahen Treffen austauschen, und das weitere Vorgehen beraten", bekräftigte der Adelhausener Vereinsboss Tilly. Der TKSV Bonn-Duisdorf, der sich Anfang 2014 aus finanziellen Gründen aus der Bundesliga zurückgezogen hatte, in der Verbandsliga einen Neuanfang startete und und im letzten Monat den Aufstieg in die Oberliga schaffte, ist von alledem nicht betroffen. TKSV-Ringerchef Dirk Schubert: "Dennoch ist das ganze Hin und Her ein starkes Stück. Ich finde es krass, dass der DRB alle Forderungen abgelehnt hat."

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