Kommentar zu Arthur Abele König Arthurs Vermächtnis

Meinung | BERLIN · Arthur Abele hat sich mit Gold im Zehnkampf bei der Europameisterschaft in Berlin zum König der Athleten gekürt. Unser Autor meint: Der Titel ist der Lohn für seinen unerschütterlichen Glauben an sich selbst.

Die Magie des Moments, der Augenblick des Erfolgs, die Ekstase, die Freudentränen. Das alles ist auch in Zeiten, in denen der Kommerz den Spitzensport diktiert , immer noch die Haupttriebfeder für die meisten Topathleten. Immer noch die Motivation, sich zu quälen. Denn reich wird kaum ein Nicht-Fußballer dank seines sportlichen Talents.

Es ist der Traum, der sie antreibt. Als Erster über die Ziellinie zu rauschen, auf dem Siegertreppchen zu stehen und bestenfalls die Nationalhymne zu hören. Diese Träume spielen sich in den Köpfen ab – ohne sie würde es nicht gelingen, Belastungsgrenzen auszuloten. Tagtäglich im Training für den einen Tag X im Jahr zu schuften. Es ist ein Knochenjob.

Die bis dato emotionalsten Momente der Berliner EM haben das offenbart. Bei Arthur Abele flossen auch am Tag nach dem Triumph die Tränen. Seine Krönung zum König der Athleten ist der Lohn für seinen unerschütterlichen Glauben an sich selbst, seine Ausdauer beim Durchschreiten auch tiefster emotionaler und körperlicher Täler – und nicht zuletzt für die Stärke, nie aufzugeben.

Auch die bewegende Stimmung von Robert Hartings Abschiedsmeisterschaft schwingt nach. Der Berliner gewann zwar keine Medaille. Der letzte Auftritt in seinem „Wohnzimmer“ aber geriet zu einer in der Leichtathletikgeschichte einmaligen Sympathiekundgebung. Zwei Große der Szene haben an diesem magischen Abend im Olympiastadion ein Vermächtnis hinterlassen.

Wer einen Traum habe, der solle nie, nie, nie aufgeben, hat Abele es formuliert und damit jungen Athleten Mut gemacht, die am Anfang ihrer Karriere stehen. Langstreckenläuferin Alina Reh trägt es breits im Herzen. Wegen eines möglichen Dopingverstoßes einer vor ihr platzierten Athletin könnte sie nachträglich noch die Bronzemedaille erhalten. Gestohlen bliebe ihr die unbezahlbare Magie des Moments. So oder so will sie weitermachen. Aufgeben? Nie. Nie. Nie.

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