Europa League Zürichs Magnin ist Trainer-Lehrling: Favre "Fußball-Vater"

Zürich · Er wurde mit Stuttgart und Bremen Meister und stieg überraschend schnell zum Cheftrainer in Zürich auf. Auf seinem Weg zum Profitrainer setzt Ludovic Magnin auf seinen Ziehvater Lucien Favre als wichtigsten Ansprechpartner.

 Zürichs Trainer Ludovic Magnin könnte vor dem Spiel gegen Bayer Leverkusen den Rat von seinem Ziehvater Lucien Favre gebrauchen.

Zürichs Trainer Ludovic Magnin könnte vor dem Spiel gegen Bayer Leverkusen den Rat von seinem Ziehvater Lucien Favre gebrauchen.

Foto:  Walter Bieri/KEYSTONE

Auf den Rat seines "Fußball-Vaters" musste Ludovic Magnin vor dem vielleicht schwersten Spiel seiner jungen Trainer-Laufbahn verzichten.

"Mit seinem Kalender und meinem ist es momentan schwierig, sich auszutauschen", sagte der Trainer des FC Zürich über den Kollegen von Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund. "Am Mittwoch war er nicht erreichbar, am Donnerstag bin ich nicht erreichbar."

Magnin spielt mit seinem Team wie Favre im Europacup, doch die Ratschläge seines Förderers, Vorbilds und Freundes könnte der frühere Bundesliga-Profi von Werder Bremen und des VfB Stuttgart weiterhin gut gebrauchen. Etwas überraschend wurde der damals 38-Jährige im Februar zum Cheftrainer der Züricher Profis befördert. Doch er sieht sich trotz des prompten Pokalsiegs weiterhin als Lehrling.

"Eigentlich bin ich weiterhin in der Ausbildung", sagte Magnin am Tag vor dem Europa-League-Duell mit Bayer Leverkusen: "Es stimmt, es ist alles rasant vorwärts gegangen, und war so nicht geplant. Aber wenn der Zug kommt, musst du entscheiden, ob du einsteigst oder ob du ihn vorbeifahren lässt und auf einen zweiten wartest. Ich habe mich entschieden einzusteigen."

Schon als Spieler war Magnin ein Heißsporn. Die "Neue Zürcher Zeitung" beschrieb ihn als den "emotionalsten Linksverteidiger der Schweiz", der "etwas Unterhaltsames, etwas Clowneskes fast schon" an sich habe und somit manchmal "unfreiwillig komisch" wirke.

Dennoch - oder genau deshalb - sah das Züricher Besitzer-Ehepaar Heliane und Ancillo Canepa in Magnin, der seit 2010 als Spieler und Nachwuchs-Trainer im Verein war, genau den Richtigen. Denn die emotionalen und manchmal kuriosen Bilder von Magnin beim Torjubel oder der Diskussion mit dem Schiedsrichter sind Zeugen seines Ehrgeizes, der den technisch mäßig begabten Linksverteidiger zu zwei deutschen Meistertiteln, 62 Länderspielen und je zwei EM- und WM-Teilnahmen führte.

In der Schweiz sei er "schon seit meiner Rückkehr genervt" von der Demut seiner Landsleute im Fußball, erklärte Magin. "Sätze wie "Wir haben Erfahrung gesammelt" oder "Wir lernen aus der Niederlage" regen mich auf", sagte er: "An einer Niederlage kann man nichts Schönes sehen. Die Mannschaft soll sich nicht nur über dieses Spiel freuen. Sie soll wissen, dass wir auch da richtig was zu verlieren haben."

Solche und andere Weisheiten gab ihm vor allem Favre mit auf den Weg. Der heutige BVB-Coach holte Magnin mit 18 Jahren nach Yverdon in die zweite Liga und verhalf ihm zum Durchbruch. Bis heute besteht zwischen beiden ein enger Kontakt, einer der ersten Anrufe Magnins nach seiner Beförderung ging an seinen Ziehvater, direkt danach hospitierte er im laufenden Spielbetrieb Zürichs bei ihm in Nizza. Favre erinnerte ihn dabei bei allem Ehrgeiz aber auch an eine goldene Regel: "Es ist und bleibt nur Fußball."

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