WM-Vergabe: Blatter und Platini wiegeln ab

Manila · Die neuesten Anschuldigungen im Vergabeskandal um die Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 locken auch die angeschlagenen Top-Funktionäre aus der Defensive.

 Joseph Blatter stellt noch einmal klar, die WM wird in Katar stattfinden. Foto: Steffen Schmidt

Joseph Blatter stellt noch einmal klar, die WM wird in Katar stattfinden. Foto: Steffen Schmidt

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FIFA-Präsident Joseph Blatter bekräftigte trotz aller Turbulenzen die Zusage an Katar als Gastgeber für das Weltturnier in acht Jahren, sein UEFA-Amtskollege Michel Platini geht sogar zum juristischen Gegenschlag über.

Die pikanten Details rund um angebliche Bestechung und brisante Hinterzimmer-Deals aus der "Sunday Times" sorgten auch am Montag noch für Aufsehen. Bevor sich ein britischer Parlamentsausschuss mit dem Bericht befasst, betonte John Whittingdale, Vorsitzender des Gremiums, bei Sky News, dass "Fragen beantwortet" werden müssten.

Auch der englische Verband FA, der mit seiner Kandidatur für 2018 unterlegen war, muss sich wegen vermeintlicher Absprache zum Stimmentausch mit Südkorea verantworten."Vieles davon sind Berichte und Hörensagen, es sind keine harten Beweise", sagte Whittingdale. "Aber nichtsdestotrotz: Wenn man es mit allen anderen Beweisen zusammennimmt, die bereits gesammelt wurden, zeichnet es ein Bild einer tief korrupten Organisation und dass der ganze Bieterprozess komplett mangelhaft ist."

Das sehen die Ober-Bosse der Verbände naturgemäß anders. Blatter wies bei den Feiern zum 60. Gründungstag des Asiatischen Fußballverbands in Manila die neuerliche Kritik am WM-Zuschlag für Katar zurück. "Alles, was da in aller Welt erzählt wird, stammt von wem? Von denen, die nicht wirklich dabei waren oder involviert sind, wenn im Fußball etwas passiert", sagte der Weltverbandschef und betonte erneut: "Die Weltmeisterschaft 2022 wird in Katar gespielt."

Nach der Veröffentlichung des Untersuchungsberichts von FIFA-Ethikhüter Hans-Joachim Eckert zur Vergabe der Turniere 2018 nach Russland und 2022 an Katar war die Kritik am Weltverband neu entflammt. Im Raum stehen weiter schwere Korruptionsvorwürfe und der Verdacht unlauterer Machenschaften im Zuge des Vergabeverfahrens.

Die "Sunday Times" hatte unter Berufung auf Erkenntnisse der englischen WM-Bewerbung auch berichtet, dass UEFA-Präsident Platini von einem Mitglied des russischen Bewerbungskomitees ein Gemälde erhalten habe, das Pablo Picasso zugeschrieben wird. "Ich möchte klarstellen, dass die Anschuldigungen durch die Sunday Times komplett fiktiv sind und dass die Zeitung selbst anerkennt, dass sie keinerlei Beweise hat, die dieses lächerliche Gerücht untermauern", sagte Platini der Nachrichtenagentur AFP.

Der Fall sei nun in den Händen seiner juristischen Berater, er behalte sich rechtliche Schritte vor, erklärte der Franzose. Platini hatte als Mitglied des Exekutivkomitees des Weltverbands FIFA an den Abstimmungen teilgenommen.

Die Sonntagszeitung nannte weitere prominente Namen von Personen, die mit Geld oder Geschenken bestochen worden sein sollen, belegte dies aber nicht durch Beweise. Das russische Bewerbungskomitee wies die Vorwürfe der Zeitung "kategorisch" zurück und bezeichnete diese als "komplett unfundierte Spekulation". "Diese Anschuldigungen sind nicht neu, aber die Beweise haben immer nur gezeigt, dass sich Russland 2018 professionell und anständig während des Bewerbungsprozesses verhalten hat", zitierte Sky News eine Mitteilung.

Auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hatte zuletzt in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" deutliche Kritik an den Ergebnissen der Ermittlungen zu den WM-Vergaben geübt und diese als "Rohrkrepierer" bezeichnet. Bundesinnenminister Thomas de Maizière betonte, er wolle sich "als Mitglied der Bundesregierung nicht dazu äußern, wie die Personalentscheidungen in der FIFA erfolgen". Allerdings äußerte der CDU-Politiker große Zustimmung für die Reformbemühungen des Deutschen Fußball-Bundes: "Was ich da sehe und insbesondere das bemerkenswerte Interview des DFB-Präsidenten Niersbach vom vergangenen Sonntag sehe ich mit großer Sympathie."

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