Wachtberger Originale: Paul Giersberg Nicht nur beim Wein ein gutes Händchen

Oberbachem · Altbürgermeister und Schreinermeister Paul Giersberg, Gründer der UWG, Mitbegründer des Laienspielkreises Oberbachem und Hansdampf in vielen anderen Gassen, betätigt sich heute am liebsten als Hobbywinzer.

 Wachtberger Orginal: Paul Giersberg aus Oberbachem, ein Freund von selbstangebautem Wein.

Wachtberger Orginal: Paul Giersberg aus Oberbachem, ein Freund von selbstangebautem Wein.

Foto: Axel Vogel

Ende vergangenen Jahres wurde Paul Giersberg 75 Jahre alt. „Urgestein der Wachtberger Kommunalpolitik“ lautete damals nur eine von vielen Schlagzeilen über den Altbürgermeister und Ehrenvorsitzenden der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG). Zu Hause ist der quirlige Mann in Oberbachem, Am Brückenberg.

Die Anfahrt zu seinem Haus ist schon fast eine alpine Angelegenheit. Vor seiner Haustür präsentiert er stolz seinen kleinen Weinberg – ein Kilometer Luftlinie entfernt auf einem idyllischen Hang jenseits der Hauptstraße nach Berkum gelegen, den er sein Eigen nennt. 99 Rebstöcke bewirtschaftet er dort seit vier Jahren. Mit der ersten Lese vor drei Jahren produzierte er 153 Flaschen, im vergangenen Jahr waren es schon 290.

Vor drei Wochen wurde der Rotwein „R 15 Regent“ aus Giersbergs Kürrighovener Cäciliengarten im Kelterhaus in Muffendorf abgefüllt. „Da muss ich dann ran“, berichtet der passionierte Hobbywinzer. „Aber ich muss nicht alles selbst trinken“, sagt er lachend. Ein paar Rebstöcke hat er auch in seinem Garten gesetzt, sozusagen als Blickfang.

Haus vor 20 Jahren explodiert

Der Blick von Garten und Wohnzimmer hinaus auf die wunderbare Landschaft ist bemerkenswert. Und erst das Haus. „Vor 20 Jahren explodiert“, sagt Giersberg. Wie jetzt, explodiert? „Ja, eine Gasexplosion“, berichtet Giersberg.

Die Explosion im November 1996 machte das damalige Einfamilienhaus auf dem elterlichen Grundstück dem Erdboden gleich. Kurz vor der Explosion bog Giersberg unweit des Hauses gerade um die Ecke, als er den ohrenbetäubenden Knall hörte. „Bonner Hausbesitzer buddelt Frau aus den Trümmern“ lautete eine der Schlagzeilen. Giersberg rettete die damals 28-jährige Mieterin gemeinsam mit Bauarbeitern aus dem Schutt. Noch bevor die Feuerwehr eintraf, hatten die Helfer die Frau geborgen.

13 Monate später hatte Giersberg das Haus wieder aufgebaut, die erste Mieterin zog Ende Dezember 1997 ein. Eine Episode, die zeigt, dass Giersberg ein zupackendes Wesen besitzt – und nicht nur redet. Wobei – auch das tut er mit einer gewissen Leidenschaft.

Der bekennende Oberbachemer blickt heute auf eine Laufbahn als Schreinermeister und eine kommunalpolitische Karriere von 1969 bis 2009 zurück, die sich sehen lassen kann. Bereits mit 14 Jahren war er Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, dann Leiter der Löschgruppe Oberbachem. Er ist Gründungsmitglied des Laienspielkreises Oberbachem, Mitglied im Partnerschaftsverein und im Förderverein Kunst und Kultur in Wachtberg.

Hauptschöffe und Kirchenführer

Über Wachtberg hinaus war Paul Giersberg als Hauptschöffe beim Landgericht Bonn, bei der Handwerkskammer in Köln und als Kirchen- und Kulturlandschaftsführer engagiert. Apropos Kirche: In seinem Arbeitszimmer türmen sich Bücher, darunter viele Biografien deutscher Politiker und Kirchenführer. Ganz oben auf einem der Stapel liegt ein aktuelles Buch, in dem Papst Benedikt über sein Leben berichtet.

„Ich kann mich noch gut an Schreinerarbeiten in der Plittersdorfer Nuntiatur erinnern, als Nuntius Bafile noch Hausherr war“, erzählt Giersberg voller Freude. „Ich habe ihm sogar viele Jahre später, als er wieder in Rom war, zum 100. Geburtstag gratuliert.“

Den Schwerpunkt seines ehrenamtlichen Engagements bildete aber die kommunalpolitischen Arbeit. Fast 40 Jahre lang war Giersberg Mitglied im Rat der Gemeinde Wachtberg. 1971 startete er seine kommunalpolitische Karriere in der SPD, um dann im April 1984 die UWG zu gründen. „Die Partei war wirklich scheiß egal, ich wollte etwas verändern.“

Träger des Bundesverdienstkreuzes

Und auch an eine Zeit, als die SPD für viele in Wachtberg noch eine Partei war, die „den direkten Weg in die Hölle bedeutete.“ Die Zeiten haben sich geändert. Heute gehört der Träger des Bundesverdienstkreuzes zu den 29 Ehrenamtsträgern der Gemeinde Wachtberg, die alle zusammen zwei Exkursionen im Jahr unternimmt. Vier weitere Termine hat er mit der Feuerwehr und als Pilger fest gebucht. „Das sind insgesamt auch schon sechs Termine im Jahr, da hat man immer etwas zu tun.“

Und dann erzählt Giersberg noch kurz von seinem Nachbarn: „Der ist Direktor bei der Uno. Nächstes Jahr machen wir dann eine Exkursion zum Bonner UN-Campus“, freut er sich. Was zeigt, dass der Mann auch über den Tellerrand hinaus an vielem interessiert ist.

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