Volkstrauertag "Wir Kinder dachten, es gäbe nur Krieg"

BORNHEIM-WALBERBERG · Volkstrauertag: Ehrenfriedhof Walberberg mahnt zum Frieden. Früherer Ortsvorsteher erinnert sich an grausige Szenen. Der Ehrenfriedhof der Stadt Bornheim in Walberberg mahnt die nachkommenden Generationen, die schlimmen Zeiten des Ersten und Zweiten Weltkriegs nicht zu verdrängen und sich bewusst gegen Unrecht zu stellen.

 Der Friedhof in Walberberg: 201 Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg gefallen sind, sind dort begraben.

Der Friedhof in Walberberg: 201 Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg gefallen sind, sind dort begraben.

Foto: Wolfgang Henry

201 Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg gefallen sind, haben auf dem Kriegsgräberfriedhof der Sankt Walburga Kirche ihre letzte Ruhestätte gefunden. Unter den Gefallenen sind auch 22 Tote, die zwar Angehörige der deutschen Wehrmacht waren, allerdings keinen deutschen Pass hatten.

Ein Belgier, ein Däne, ein Franzose, zwei Litauer, zehn Österreicher und sieben Russen, die als Zwangsarbeiter in Walberberg in der Landwirtschaft gearbeitet haben, wurden in den letzten Wochen und Monaten zwangsrekrutiert und fielen im Zweiten Weltkrieg. Die meisten Gefallenen starben im ehemaligen Dominikanerkloster. Das Kloster beherbergte seit 1935 eine Ordenshochschule des Dominikaner Ordens, die Albertus-Magnus-Akademie. Im Mai 1940 wurde in den Räumen der Akademie ein Reservelazarett und nach dem Vorstoß der Amerikaner in den Raum Aachen im Oktober 1944 ein Kriegslazarett eingerichtet.

"Die Frauen im Dorf hatten zu Hause große Körbe mit gewaschenem Verbandmaterial, das sie abends aufwickelten, damit die Mullbinden wieder verwendet werden konnten", erzählt Therese Wirtz. Der ehemalige Ortsvorsteher von Walberberg Engelbert Wirtz erinnert sich daran, wie er als Achtjähriger die Zeitung zu den Verwundeten brachte. Auch grausige Szenen sind ihm in Erinnerung, denn die Gefallenen der Westfront wurden in Jutesäcken auf Pferdekarren nach Walberberg gebracht und auf dem Sankt-Walburga-Friedhof beigesetzt.

"Wir Kinder dachten, es gäbe nur Krieg. Wir konnten uns eine friedliche Welt nicht vorstellen." Auch an einen Tieffliegerangriff auf einen Zug kann sich Wirtz erinnern. "Als die Jagdbomber heranflogen, sind wir um die Kirschbäume im Garten herumgelaufen, damit sie uns nicht sehen. Aus dem bombardierten Zug sind die Menschen geflohen." 14 von ihnen kamen bei dem Fliegerangriff ums Leben. Auch sie wurden zur Sicherung des dauernden Ruherechts auf dem Ehrenfriedhof beerdigt.

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