Lemmerzbäder in Königswinter Ingolf Pott mahnt eine Entscheidung in der Bäderfrage an

Königswinter · Kaum zu glauben: Es sind über 30 Grad, Freibadwetter, doch das Treffen mit Ingolf Pott findet im Hallenbad statt. Der Geschäftsführer des Schwimmtreffs, der beide Lemmerzbäder betreibt, bot dort einen Kinderschwimmkursus an. Mit Pott sprach Hansjürgen Melzer.

 Schwimmtreff-Geschäftsführer Ingolf Pott.

Schwimmtreff-Geschäftsführer Ingolf Pott.

Foto: Frank Homann

Wer geht bei diesen Temperaturen freiwillig ins Hallenbad?
Ingolf Pott: Wir bieten in den Sommerferien Schwimmkurse an und haben durchgehend geöffnet. Es gibt viele Familien mit kleinen Kindern, die Angst haben, im Freibad das Kind aus den Augen zu verlieren. Die Kompaktkurse werden rege angenommen, weil sie an fünf Tagen pro Woche stattfinden und nur zwei Wochen dauern.

Wie viele Badegäste hatte das Hallenbad bisher in diesem Jahr?
Pott: Bis Montag 82.000. Es wird sich in diesem Jahr wieder auf unsere durchschnittliche Zahl der vergangenen Jahre von 140.000 bis 145.000 Besuchern hinbewegen.

Wie sieht es beim Freibad aus?
Pott: Im Mai und Juni hatten wir nur 5400 Badegäste. Im Juli bis Montag bereits 15.000. Am Sonntag allein waren es knapp 2800. Sollte die Wetterlage noch eine Weile so bleiben, dürften wir uns bei den 42.000 Badegästen der Jahre 2009 und 2010 einpendeln.

Was sagen Sie zur Entscheidung des Rats, das Bäderverfahren zu stoppen, statt der Bietergemeinschaft Schwimmtreff GmbH und Berndorf Bäder GmbH den Zuschlag zu geben, wie von der Verwaltung vorgeschlagen?
Pott: Das kann ich nicht ganz nachvollziehen. Aber wir müssen den Beschluss so akzeptieren. Wir haben seit 2006 einen Schwebezustand und schreiben jetzt das Jahr 2013. Man sollte überlegen, dass das Verfahren langsam zu einem Ende kommen muss.

Können Sie die tiefsitzende Skepsis eines Teils des Königswinterer Stadtrats gegenüber einem ÖPP-Verfahren und seinen Risiken verstehen?
Pott:Die Politiker müssen bedenken, dass sie bereits seit 1997 einen privaten Betreiber haben und damit nicht schlecht gefahren sind. Das ist gewissermaßen eine öffentlich-private Partnerschaft, die von den Bürgern sehr gut angenommen wird. Es gibt aber sicher viele negative Beispiele. Beispiele wie in Siegburg sind mit uns jedoch gar nicht zu vergleichen.

Wie kam es zur Bietergemeinschaft mit der Berndorf Bäder GmbH?
Pott: Der Investor ist auf uns zugekommen. Er hätte uns sicher nicht genommen, wenn wir unsere Arbeit nicht so leisten würden. Wir haben uns schon gebauchpinselt gefühlt, dass so ein großes Unternehmen uns haben wollte.

Ist das Hallenbad wirklich nicht mehr zu sanieren?
Pott: Ich bin technisch nicht so versiert, um das beurteilen zu können. Aber oft sieht man erst während einer Sanierung, was alles zu machen ist. Das Hallenbad müsste bei einer Kernsanierung auch zwischen zwölf und 18 Monaten geschlossen bleiben.

Das Angebot wäre in einem neuen Hallenbad aber schlechter. Was würden die Badegäste sagen, wenn aufgrund der geringeren Wassertiefe und des fehlenden Sprungturms Kurse nicht mehr angeboten werden?
Pott: Wir haben die Parameter im Vergabeverfahren eingehalten. Sonst wäre das Investitionsvolumen größer und der städtische Betriebskostenzuschuss höher gewesen. Wir haben in unserem Betriebskonzept berücksichtigt, dass wir nicht die entsprechende Wassertiefe und die Möglichkeiten in der Ausbildung haben.

Wie geht es jetzt weiter?
Pott: Wir müssen abwarten, was die Politik entscheidet. Wir sind uns mit der Stadtverwaltung einig, dass Reparaturen in den Bädern erfolgen, damit sie betriebs- und verkehrssicher bleiben, wobei die Kosten von Jahr zu Jahr steigen. Wenn aber der GAU eintreten würde, hätte das die automatische Schließung zur Folge. Aber das ist eher unwahrscheinlich.

Zur Person

Ingolf Pott (51) ist neben Elke Stoll und seiner Frau Claudia Pott Geschäftsführer der Schwimmtreff GmbH, die seit 1997 Betreiberin des Lemmerz-Hallenbades ist. Mit jährlich mehr als 140 000 Badegästen ist das Hallenbad vor allem durch das umfangreiche Kursangebot bei Familien und Senioren gleichermaßen beliebt. Seit 2009 ist der Schwimmtreff auch Betreiber des Lemmerz-Freibades. In einem Personalgestellungsvertrag wurden vor vier Jahren städtische Mitarbeiter aus dem zuvor von der Stadt Königswinter in Eigenregie betriebenen Freibad übernommen.

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