Sportplatz in Oberpleis Familie will klagen

Oberpleis · Robert Zaun sieht sich selbst als gemäßigten Menschen: „Es gibt Dinge, die müssen wir hinnehmen.“ Lärm, den gebe es überall. „Und den muss man aushalten. Für die Allgemeinheit.“ Aber bei den Planungen der Stadt, aus dem alten Sportplatz in Oberpleis einen Kunstrasenplatz zu machen, hört der Spaß für ihn auf. „Wir werden dagegen klagen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.“ Nicht das erste Mal.

Schon 1994 hatte seine Familie in der Causa Sportplatz geklagt. Und der Stadt in der Folge zumindest einen Vergleich abgetrotzt. Seitdem darf sonntags auf dem Platz nur vier Stunden gespielt werden.

Rückblende: 1966 wurde der Familiensitz der Zauns in Oberpleis gebaut, in dem heute noch Robert Zauns Mutter wohnt. Zehn Jahre später wurde dann in wenigen Metern Entfernung der Sportplatz am Schulzentrum eingeweiht. Den Schulsport habe die Familie immer „gerne hingenommen“, so Zaun. Doch die zunehmenden Aktivitäten der Fußballer des TuS Oberpleis habe die Familie damals mehr und mehr als Belastung empfunden, gerade auch am Wochenende.

1994 habe man sich zur Klage gegen die Stadt entschlossen und ein Lärmgutachten eingeholt. Sechs Jahre zog sich das Verfahren, in dem Robert Zauns Eltern als Kläger auftraten, vor dem Verwaltungsgericht Köln hin. Das Gericht holte ein weiteres Gutachten ein, das gleichfalls die Klage stützte. Zaun erinnert sich daran, dass die Familie damals durchaus von einigen angefeindet worden sei. Dass dies nun wieder passieren könnte, ist ihm wohl bewusst.

Letztendlich einigten sich die Kläger und die Stadt im Jahr 2000 auf einen Vergleich. Die Einschränkungen waren begrenzt: Sonntags durfte künftig nur noch vier Stunden gespielt werden. Dass der Vergleich so und nicht anders ausfiel, lag nach den Erinnerungen einiger damals Beteiligter auch daran, dass bereits ein Kunstrasenplatz am Sonnenhügel ins Auge gefasst worden war – und damit einhergehend eine deutlich verminderte Nutzung des alten Sportplatzes zu erwarten war.

So sei es auch gekommen. „Spätestens nach dem Bau des Kunstrasenplatzes am Sonnenhügel wurde es ruhiger“, sagt Zaun. Natürlich seien gerade davor hier und da die Ruhezeiten nicht eingehalten worden oder es sei auch mal lauter geworden. „Aber wenn ich am Rhein wohne, habe ich die Schiffe. Oder die Bahn.“ Es gebe nun mal einen gewissen Lärm, den man hinnehmen müsse.

16 Jahre herrschte juristische Ruhe

Daher herrschte 16 Jahre juristische Ruhe um den alten Sportplatz in Oberpleis. Doch dann erfuhr Familie Zaun aus dem General-Anzeiger von den Plänen, den Sportplatz am Schulzentrum für rund 1,2 Millionen Euro grundsätzlich zu sanieren und den Tennenplatz in einen Kunstrasenplatz umzuwandeln. „Ich konnte es kaum glauben“, sagt Robert Zaun.

„Wie kann man seitens der Stadt ein Thema forcieren, von dem bekannt ist, dass es – nennen wir es – umstritten ist?“ Zaun hat zwischenzeitlich einen Anwalt eingeschaltet. Für den Unternehmer, der in Oberpleis seinen Firmensitz hat und selbst in Niederdollendorf wohnt, stellen sich gleich mehrere Fragen. Ist die Umwandlung des Tennenplatzes in einen Kunstrasenplatz wirklich eine „Sanierung“ oder doch eher ein Um- oder gar Neubau? Denn dann gelten aus seiner Sicht neue Emissionsbestimmungen. Und die seien deutlich strikter. Und er fragt sich: „Will die Stadt das Risiko wirklich eingehen?“

Denn mit dem Ist-Zustand könne man gut leben, auch eine Sanierung – sprich beispielsweise einem neuen Belag für die Laufbahn – stehe man nicht im Wege. Der Schulsport? Kein Thema. Spielende Kinder? Willkommen. Die Leichtathleten? Nicht das Problem. „Es kommt auf die Intensität an“, sagt Zaun. Und die, so fürchtet er, würde mit einem Kunstrasenplatz enorm steigen.

Tatsächlich geht das Gutachten von Dr. Fischer Consult – das den Bau eines Kunstrasenplatzes befürwortet, wie das auch die Verwaltung in der Vorlage für den Sportausschuss tut – davon aus, dass sich ein Kunstrasenplatz nur rechnet, wenn er „mit hoher Intensität bespielt werden kann (....) Auch dies ist im vorliegenden Fall abzusehen.“ Zaun, der selbst in seiner Jugend Fußball spielte, „hat Verständnis dafür, dass es Sportflächen braucht. Aber in dieser Intensität gehören sie nicht in ein Wohn-Mischgebiet.“

Ihm sei bewusst, dass die Suche nach einer anderen Fläche keine leichte wäre. „Aber ich will verhindern, dass hier eine Million Euro in den Sand gesetzt wird.“ Denn selbst, wenn er nicht klagen sollte: „Es reicht eine einzige Klage eines Anwohners. Ich bin sicher, dann gibt es anschließend erheblich größere Beschränkungen als heute.“ Und dann hätte niemand etwas gewonnen, aber alle verloren.

Das Urteil aus dem Jahr 2000

In dem Vergleich aus dem Jahr 2000 hat sich die Stadt Königswinter verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, dass an Sonntagen auf dem Sportplatz höchstens zwei Meisterschaftsspiele stattfinden. Zudem muss die Stadt geeignete Maßnahmen ergreifen, um dafür Sorge zu tragen, dass der Sportplatz sonntags nicht mehr als vier Stunden genutzt wird.

Ausgenommen sind besondere Ereignisse wie das Fußballturnier der Feuerwehr oder das Leichtathletikfest. Sollte der bestehende Tennenplatz in einen Kunstrasenplatz umgestaltet werden, wird es im Falle einer juristischen Auseinandersetzung vor allem auch auf die Frage ankommen, ob es sich dabei um eine Sanierung oder einen Neubau handelt.

Mittlerweile gibt es in Deutschland mehrere Fälle, wo die Umwandlung der Tennenplätze in Rasenplätze als Neubau gewertet wurde und daher deutlich strengere Lärmschutz-Richtlinien gelten.

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