Gisela Rauhut Aegidienbergerin präsentiert ihr Erstlingswerk "Meine Seele schrie(b) - Worte, die heilen"

AEGIDIENBERG · "Es ist nicht die Zeit der Gedichte." Und dennoch schreibt Gisela Rauhut poetische Zeilen. Immer mit der Hand, mit Füller und Tinte. Jahrelang lagen die Blätter in der Schublade, bis sich die Aegidienbergerin traute, damit an Verlage heranzutreten.

 Gisela Rauhut mit ihrem Buch, in dem sie ihre Gedichte erstmals gebündelt hat.

Gisela Rauhut mit ihrem Buch, in dem sie ihre Gedichte erstmals gebündelt hat.

Foto: Roswitha Oschmann

Den Anstoß hatte eine Freundin gegeben. Gisela Rauhut las ihr am Telefon einige Verse vor. Und als die Bekannte wissen wollte, von wem diese ansprechenden Worte wohl stammten, hatte Gisela Rauhut ihren ersten Fan. Mittlerweile liegt eine Auswahl ihrer Zeilen auf 74 Seiten gedruckt zwischen zwei Buchdeckeln vor. Ihr Erstlingswerk mit einer Fülle von Lyrik erschien unter dem Titel: "Meine Seele schrie(b) - Worte, die heilen".

Für Rauhut war das Schreiben ein Befreiungsschlag. "Durch schwierige Ereignisse in meinem Leben fand ich Erleichterung im Niederschreiben von Situationen", erzählt die Autorin. Erst waren es die Berichte im Tagebuch, dann verlegte sie sich mehr und mehr auf die Gedichtform. Meist nutzt sie den frühen Morgen zum Ausleben ihrer poetischen Ader. Manchmal entstehen zwei, manchmal drei Gedichte an einem Tag. Es sprudelt aus ihr heraus.

"Wenn ich in die Welt der Gedichte versinke, ist alles andere nebensächlich. Das bin ich. Anfangs konnte ich manchmal gar nicht glauben, dass ich das geschrieben habe. Das war wie ein Befreiungsschlag. Ich schrieb und schrieb, Worte, sie flossen in gereimter Form, erlösten und befreiten mich. Ich schrie und schrieb alles aus mir heraus. Meine Ängste und Bedürfnisse, von der Schuld, gebraucht zu werden. Ich brauchte und wurde gebraucht. Ich zweifelte und war euphorisch in ständigem Wechsel."

Das Verfassen von Lyrik tat auch ihrem Selbstbewusstsein gut, ihrer Seele. "Meine Gedichte geben einen tiefen Einblick in meine Seele." So heißt es in dem Büchlein etwa: "Glaubt wieder an die Menschen, die neben euch stehen, die mit euch sind und mit euch gehen. Glaubt an den Frieden, an das Vertrauen. Könnt ihr euch vertrauen, könnt ihr auf andere bauen."

Gisela Rauhut wuchs in den 50er Jahren in einer Großfamilie auf einem Bauernhof in Bayern als ältestes von sechs Kindern auf. Da lastete bereits viel Verantwortung auf ihr. Schon in der Schule interessierte sich Gisela für die Sprache, auch wenn die Bedingungen der Dorfschule mit acht Klassen und einem Lehrer in einem Raum nicht optimal waren. Dass sie nun die eigenen gedruckten Gedichte in den Händen hält, freut sie umso mehr.

"Für mich sind das Heilsgeschichten. Ich habe mich sehr viel mit Psychologie und Spiritualität beschäftigt. Es gibt viele Menschen in schwierigen Situationen. Ein solches Buch kann helfen. Das ist mein Anspruch", sagt Gisela Rauhut, die seit 30 Jahren mit Ehemann und zwei Söhnen im Rheinland lebt. Und: "Mich wahrzunehmen, mich anzunehmen, mich zu lieben, war schmerzhaft." Sie hofft, dass Leser sich in ihren Worten wiederfinden.

Beflügelt hat sie das Interesse der Ärzte während einer Kur an ihren Zeilen. In dieser Zeit verfasste Gisela Rauhut 16 Märchen. "Während des Schreibens kam der Inhalt. Das war wie ein Geschenk. Ich war begeistert." In einem Seminar lernte Gisela Rauhut beim kreativen Schreiben chinesische und japanische Gedichtformen kennen, die sie mittlerweile auslebt. Der Autor und Lehrer bestärkte sie mit dem Kompliment: "Du bist die Lyrikerin!" Auch das hat sie angespornt. Rauhut: "Ich werde weitermachen. Die Zeit der Gedichte kommt."

"Meine Seele schrie(b) - Worte, die heilen", Gisela Rauhut, Wagner-Verlag, 74 Seiten, 8,80 Euro

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