Konzert in Köln Im Sommer geht Dolly Parton auf Deutschland-Tournee

KÖLN · Die Holzhütte ohne Strom, fließendes Wasser, in der sie 1946 mit elf Geschwistern aufwuchs, ist originalgetreu nachgebaut. Genau wie der Saloon aus Nashville, wo sie mit zwölf ihren ersten Auftritt hatte.

 Kleine Gigantin: Dolly Parton am 11. Februar in Melbourne.

Kleine Gigantin: Dolly Parton am 11. Februar in Melbourne.

Foto: dpa

Aus der Juke-Box trällern ihre Klassiker wie "Jolene", "9 to 5" und das von Whitney Houston tränendrüsig zur Vollendung gebrachte "I Will Always Love You". In den pickepackevollen Restaurants nebenan stehen ihre Lieblingsspeisen wie Hickory-Hähnchen und süßes Popcorn auf der Karte. Und die Kellnerinnen sind angezogen wie das Dorf-Flittchen, nach dessen Vorbild sich Dolly Parton einst kleidete. Überzeichnet, schrill, auf ihre sehr eigene Art wunderschön.

Wer die Verehrung für Amerikas kuriosesten und geschäftstüchtigsten Showstar verstehen will, der am Freitag dieser Woche ein neues Studio-Album herausbringt und nach Jahrzehnten der Abstinenz im Sommer wieder in Deutschland gastiert, der muss reisen: Great Smoky Mountains National Park. Appalachen. Tennessee. Ein saftig grünes Stück Postkarten-Hinterwald von saarländischen Ausmaßen, wo der Himmel voller Banjos hängt, die Menschen Bodenständigkeit und Gottesfurcht durch die Nabelschnur einsaugen und trotzdem hinterher Whiskey trinken.

Hier, im kleinen Örtchen Pigeon Fork in der Nähe von Knoxville, liegt "Dollywood". Drei Millionen Menschen bevölkern Jahr für Jahr den auf 150 Hektar Kitsch und Kalkül gebauten Vergnügungspark, der sich rund um die kleinste Gigantin der amerikanischen Unterhaltungsbranche dreht. Mit 4000 selbst geschriebenen Liedern, einem immer noch gebirgsbachklaren Sopran und mehr als 100 Millionen verkauften Alben hat Dolly Parton bis heute mehr Geld verdient als jede andere Frau in der Geschichte der Popmusik.

Im strukturschwachen Tennessee ist das auf eine halbe Milliarde Dollar Privatvermögen geschätzte Multitalent mit über 2000 Angestellten der größte Arbeitgeber. Vorgezeichnet war diese Karriere, die den Besitz von Plattenlabeln, Musikverlagen, Restaurantketten und Kosmetikserien einschließt, nicht.

Die Bauern-Familie war bitterarm. Nirgends eindringlicher zu hören als in "Coat of Many Colours". Ein nah am Wasser gebautes Lied über den ersten Wintermantel, den ihre Mutter aus Flicken für sie nähte. Lange nach dem Hit aus den 60er Jahren, der ihren Ruf begründen sollte: "Dumb Blonde". Dummes Blondchen? Auch wenn sie bis heute keine Noten lesen kann: von wegen. In "Blue Smoke" setzt die Künstlerin ihrer Heimat hinter den Bergen ein besonders schönes Denkmal.

Auf dem zwischen Country & Western-Besinnlichkeit und massentauglichem Pop pendelnden Album ragen neben einem erhabenen Balladen-Duett mit Kenny Rogers ("You Can?t Make Old Friends") zwei Cover-Versionen von Bob Dylans "Don't Think Twice" und Bon Jovis "Lay Your Hands On Me" heraus. Wenn sie singt, ist da keine Masche, kein falsches Pathos. Am 5. Juli nimmt sich Dolly Parton Köln in der Lanxess-Arena zur Brust. Tags drauf ist Berlin dran. Live. Es wird erdrückend gut.

Dolly Parton: Blue Smoke. Sony Music. Karten für das Konzert am 5. Juli in der Kölner Lanxess-Arena gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort