Oster-ABC Geistliche aus der Region erklären Ostern
Region · Woher kommen Ostereier? Warum wird an Karfreitag geratscht? Und was bedeutet INRI? Der GA hat vier Geistliche aus Königswinter, Meckenheim, Ahrweiler und Sankt Augustin gefragt und die Antworten im Oster-ABC zusammengefasst.
Was verbinden wir mit Ostern? Letztes Abendmahl, Tod am Kreuz, Auferstehung – natürlich. Allgegenwärtig ist dieser Tage auch der Osterhase, und auf Ostereiersuche am Sonntag freuen sich vor allem die Kinder. Doch was hat es mit dem Osterlamm auf sich? Und was hat Ysop mit Ostern zu tun? Der GA hat vier Geistliche aus der Region gebeten, Begriffe rund um das hohe Fest in eigenen Worten zu erklären. Superintendentin Almut van Niekerk aus Sankt Augustin, Pfarrerin Christina Gelhaar aus Königswinter sowie die Dechanten Reinhold Malcherek aus Meckenheim und Jörg Meyrer aus Ahrweiler haben die Begriffe ausgesucht. Allerdings unter einer Voraussetzung: Die Redaktion hatte vorab die Anfangsbuchstaben vorgegeben. Ergebnis: das Oster-ABC.
A bendmahl
An Gründonnerstag erinnern die Christen daran, dass Jesus mit seinen Freunden zusammengesessen hat am Tag vor seinem Tod. Da wusste er schon, was geschehen wird. Aber es gibt Gemeinschaft über den Tod hinaus. Jesus hat gesagt: „Siehe ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.“ Almut van Niekerk
Brot
Beim gemeinsamen Essen segnete Jesus das Brot und teilte es an seine Jünger aus. So auch beim letzten Abendmahl, der Feier des Passahmahls kurz vor seiner Gefangennahme. Hier gab Jesus dem ausgeteilten Brot eine neue Bedeutung, als er sagte: „Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird.“ Außerdem gab er den Auftrag, auch in Zukunft das Brot miteinander zu teilen und dabei an ihn zu denken. Übrigens: Als Jesus nach der Auferstehung zwei Jünger auf einem mehrstündigen Fußmarsch begleitete, erkannten sie ihn erst, als er beim gemeinsamen Abendessen das Brot brach. Christina Gelhaar
Christus
Er gehört natürlich unbedingt zu Ostern. Er ist der Auferstandene. Nach seinem Tod am Kreuz haben ihn die Jüngerinnen und Jünger erfahren als den, der lebt. Er hat mit Gottes Hilfe den Tod besiegt. Reinhold Malcherek
Dunkel und Licht
Die beiden Gegensätze werden in der Osternacht helfen, das Geheimnis der Auferstehung zu verstehen. In der Nacht wird draußen vor der Kirche ein Feuer gemacht, daran die große Osterkerze angezündet. Sie wird in die völlig dunkle Kirche getragen. Schon ein kleines Licht vertreibt das Dunkel. Wenn dieses Licht dann an alle Mitfeiernden verteilt wird, wird es festlich, warm und hell. Jörg Meyrer
Erbarmen
Der römische Statthalter von Jerusalem, Pontius Pilatus, begnadigte jährlich zum jüdischen Passahfest einen Gefangenen. Dafür inszenierte er eine öffentlichkeitswirksame Verhandlung. Am Ende entscheidet er gegen Jesus und wäscht seine Hände dann vor allen in einer Schale mit Wasser, Symbol für die Unschuld. Almut van Niekerk
Frauen
Die Frauen spielen eine bedeutende Rolle in der Passions- und Ostergeschichte. Ganz am Ende, als alle Jünger aus Angst längst geflohen waren, standen sie unter dem Kreuz und hielten Schmerz und Verzweiflung mit aus. Und am Ostermorgen waren sie die ersten, die die unfassbare Botschaft von Jesu Auferstehung erfuhren – und weiter erzählten. Christina Gelhaar
Glocken
Am Gründonnerstag läuten sie zum Gloria. Es ist der Moment, in dem die Sünder wieder aufgenommen wurden. Dann schweigen die Glocken bis zum Gloria in der Osternacht. Das erinnert an die Zeit, wo es noch keine Glocken gab. Im Brauchtum heißt es: Die Glocken fliegen bis zur Osternacht nach Rom. Reinhold Malcherek
Halleluja
Das ist der österliche Jubelruf. Übersetzt heißt es ziemlich simpel „Lobt den Herrn“. Das Halleluja ist aber viel mehr. Es wurde immer wieder vertont, bis zu den großen Kompositionen von Händel im Messias oder von Leonard Cohen. In der Fastenzeit verzichten wir in der Kirche auf Jubel. Und wie freue ich mich, wenn in der Osternacht die Orgel noch mal braust und den Auferstandenen begrüßt! Jörg Meyrer
INRI
INRI sind die Initialen des lateinischen Satzes „Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum“. Eine Tafel mit diesen Buchstaben ließ Pontius Pilatus am Kreuz Jesu anbringen. So nannte man üblicherweise öffentlich den Rechtsgrund der Hinrichtung. Jesus angebliche Schuld bestand also darin, „Jesus von Nazareth, König der Juden“, zu sein. Almut van Niekerk
Judas
Jünger Jesu, der als Verräter bekannt wurde. Er kooperierte mit den Hohenpriestern, die Jesus loswerden wollten, und versprach ihnen, Jesus für 30 Silberlinge ans Messer zu liefern. Verabredetes Zeichen war ein Kuss, der als Judas-Kuss sprichwörtlich geworden ist. Für Judas gab es kein Happy End: Als Jesus zum Tode verurteilt wurde, beging er Suizid. Christina Gelhaar
Kreuz
Es gehört auch zum Osterfest. Denn Jesus ist durch Leiden und Tod zum österlichen Leben gekommen. So waren ursprünglich die Kreuze ohne die Darstellung des Gekreuzigten festlich geschmückte Osterkreuze. Der sterbende beziehungsweise tote Jesus tauchte aber erst im Mittelalter in der Darstellung am Kreuz auf. Reinhold Malcherek
L-U
Lamm
Das „Ostertier“ in der Kirche ist nicht der Hase. Den hat seine vermeintliche Fruchtbarkeit zum Ostersymbol werden lassen. Schon in der Bibel wird das Lamm erwähnt als Symbol für Christus und sein stilles geduldiges Leiden. Und dann auch für seinen Sieg an Ostern. Osterlämmer werden auch bei uns gebacken und verziert. Jörg Meyrer
Mut
Petrus ist einer der besten Freunde Jesu und hat viel mit ihm erlebt. Aber nach der Kreuzigung hat Petrus nicht den Mut, zu dieser Freundschaft zu stehen. Aus Angst leugnet er, ihn überhaupt zu kennen. Jesus hatte ihm das vorausgesagt: Es wird geschehen „bevor der Hahn dreimal kräht“. Als es dann wirklich passiert, weint Petrus. Wie viel Mut braucht es heute in manchen Ländern, sich zum christlichen Glauben zu bekennen! Almut van Niekerk
Nest
Traditionell werden an Ostern gefärbte Eier oder Schokoladeneier sowie Schoko-Hasen und eben auch Nester mit Eiern versteckt. Sowohl die Nester mit Eiern als auch die Hasen symbolisieren die Auferstehung, den Neuanfang dort, wo man es nicht für möglich gehalten hätte. Aus einem leblos wirkenden Ei schlüpft ein lebendiges Küken, und im Frühling wundert man sich, wo auf einmal die vielen Häschen herkommen. Die Zeichen des neuen Lebens wollen entdeckt werden. Christina Gelhaar
Ostereier
Sie sind fester Bestandteil im Osterbrauchtum. Das Ei ist Zeichen der Wandlung. Es weist auf die Auferstehung hin. Man aß in der österlichen Bußzeit keine Eier. Erst Ostern kamen sie wieder auf den Tisch. Reinhold Malcherek
Palmenzweige
Mit grünen Zweigen fängt die Karwoche an: Palmzweige werden geschnitten, und mit diesen grünen Zweigen gehen die Menschen in Prozession zur Kirche; das Kreuz ist auch mit einem Palmzweig geschmückt. Nachher nehmen viele Menschen die Zweige mit nach Hause, und stecken sie ans Kreuz – als Zeichen des Lebens. Wie lange wir dafür noch Buchsbaum verwenden können, liegt am Zünsler. Er macht sich über die Sträucher her. Vielleicht suchen wir bald andere immergrüne Pflanzen für den Brauch. Jörg Meyrer
Qual
Bevor Jesus verhaftet und hingerichtet wurde, war er im Garten Gethsemane in Jerusalem. Die Angst vor dem nahen Tod quälte ihn. Wieder einmal hilft ihm das Gebet, seinen Weg zu gehen. Im Gespräch mit Gott bekommt er neue Kraft. Probiert es doch selbst aus, sagte er allen. Almut van Niekerk
Ratschen
An Gründonnerstag läuten die Glocken der katholischen Kirchen beim Gloriagesang zum letzten Mal, danach verstummen sie. Der feierliche Klang der Glocken passt nicht zu der Erinnerung an die Gefangennahme Jesu, an seine Verurteilung und Geißelung, an seinen Kreuzestod und die Grabesruhe. Stattdessen ertönen in dieser Zeit morgens, mittags und abends die Ratschen, um mit ihrem Klappern an das Angelusgebet zu erinnern oder zu den Gottesdiensten einzuladen. Christina Gelhaar
Sequenz
Zur Liturgie des Osterfestes gehört auch eine Sequenz. Dieser kirchenmusikalische Gesang wird vor dem Halleluja-Ruf des Evangeliums gesungen und leitet dazu über. Heute sind die Ostersequenz und die Pfingstsequenz gebräuchliche Gesänge. Reinhold Malcherek
Taufe
Das persönliche Osterfest. Durch das Übergießen mit Wasser (vielleicht das Symbol des Lebens überhaupt) schenkt uns Gott das neue Leben. Da sagt Gott zu jedem und jeder ganz persönlich und individuell: Ja. Das war bei den meisten von uns als Kleinkind. „Aus der Taufe“ leben, das wird wohl immer wichtiger: Was heißt es, zu Gott zu gehören? Was bedeutet mir die Zusage, dass Gott an meiner Seite ist? Jörg Meyrer
U-Z
Unerwartet
Die Gegner von Jesus hatten nicht damit gerechnet, dass ihm so viele zuhörten. Ihre Idee war, ihn als Widerständler und Lügner zu diffamieren. Stattdessen überzeugte Jesus viele mit seinem Reden und Tun. Die Menschen waren begeistert von seiner maßlosen Liebe. Der Plan, ihn für immer mundtot zu machen, ging Gott sei Dank nicht auf. Liebe ist stärker als der Tod. Almut van Niekerk
Vorhang
In dem Moment, in dem Jesus starb, zerriss der Vorhang im Tempel in Jerusalem von oben bis unten durch, so berichten es die Evangelien. Der Vorhang trennte das Allerheiligste, den Ort von Gottes Gegenwart, den nur einmal im Jahr der Oberste Hohepriester betreten durfte, vom Tempel. Mit Jesu Tod hebt Gott selbst die Trennung zwischen ihm und den Menschen auf. Durch Jesus können die Menschen ihm wieder nahekommen. Christina Gelhaar
Wasser
Es gehört zum Osterfest. In der jungen Kirche wurde vor allem in der Osternacht getauft. So werden die Getauften mit hineingenommen in die Auferstehung Jesu. Sie werden aus Wasser und Heiligem Geist zu Kindern Gottes geboren. R. Malcherek
X ist der griechische Buchstabe mit dem das Wort „Christus“ beginnt. Das X ist also eine Art Abkürzung für Jesus Christus, den Auferstandenen. Jörg Meyrer
Ysop
Als Jesus an Karfreitag am Kreuz stirbt, hält ihm ein Wachsoldat einen Zweig des Ysop-Strauchs mit einem Schwamm voller Essig an den Mund. Ist das eine Geste des Mitgefühls? Oder ist es ein Sadist, der „Spaß“ hat am Leiden anderer? Jesus lebte die Haltung des Mitgefühls vor. Ob sich das jemals durchsetzen wird? Almut van Niekerk
Zweifel
Die Geschichte von der Auferstehung Jesu ist so unglaublich, dass es früh Zweifel daran gab. Prominentes Vorbild für alle Zweifler ist der Jünger Thomas, der den ersten „Besuch“ von Jesus im Kreise der Jünger verpasst hatte. Er sagte sinngemäß: Ich glaube nur, was ich sehen und anfassen kann. Als Jesus dann vor ihm stand, verzichtete er aber darauf, dessen Wunden zu berühren. Jesus nahm ihm seine Zweifel nicht übel, sagte aber: Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Christina Gelhaar