Burgunderfest Ausnahmsweise kühler Rotwein in Bad Neuenahr
BAD NEUENAHR · Je später der Abend desto dunkler der Tropfen. Bei vielen Besuchern bekam der Rotwein beim diesjährigen Burgunderfest erst zu vorgerückter Stunde eine Chance. "Erst mal Wasser", bestellten viele Neuankömmlinge. "Auch ein guter Jahrgang", scherzte ein Besucher dazu lachend an einem der Stände der drei ausrichtenden Weingüter Sonnenberg, Burggarten und Lingen. Vorsichtshalber nahm er aber auch noch eine Flasche kühlen Weißweins mit: "Den haben wir uns verdient nach der Wanderung bei Tropenhitze hier hoch".
Und eine andere Besucherin hätte gerne "zwar nicht das Unwetter, aber bei den Temperaturen etwas von dem Regen vom vergangenen Jahr" gehabt. Abgeschreckt hat der Abbruch des Weinfests in den Weinbergen oberhalb von Bad Neuenahr im Vorjahr offenbar keinen. Ebenso wenig wie die Temperaturen in diesem Jahr. "Schwitzen tut man überall. Wo kann man es so schön wir hier?", fragte eine Bad Neuenahrerin und wies mit großer Geste auf Ausblick und Ambiente.
Ein Labyrinth aus Strohballen hatten die Besucher in den Hang der Weinbergswiese "gebaut". Überall waren halbkreisförmige Parzellen entstanden, auf denen Gruppen und Grüppchen die Gläser klingen ließen. Manch einer hatte aber auch eine Picknickdecke mitgebracht oder ausgeliehen. Ein Meer aus grünen und noch mehr aus roten Sonnenschirmen bestimmte indes neben den Strohkreisen ebenfalls das Bild des zünftigen Weinfests im Wingert.
Viele platzierten mehrere Schirme umeinander und schufen so Schattenoasen. "Die kommen so gut an, dass wir eigens jemanden für den Schirmverleih abstellen mussten", erklärte Michaela Wolff vom Weingut Sonneberg, die neben dem vermutlich aufgestellten Hitzerekord beim Burgunderfest 2013 auch auf einen Gästerekord hoffte. "Schließlich haben wir nach dem Festabbruch im vergangenen Jahr ein Loch in unserer Kasse zu stopfen."
Obwohl mit geschätzten 1500 Wanderern wegen der Hitze weniger Gäste die 8,5 Kilometer lange Strecke über den Rotweinwanderweg entlang den Weinprobierständen in Angriff nahmen, riss der Gästefluss auf kürzeren Wegen vom Tal in den Weinberg kaum ab. Viele freuten sich über "das Lüftchen, das hier oben weht" und lösten die Weinprobierbons, die es zum Burgunderfestarrangement gibt, eben erst am Ziel ein, wie auch Tanja Lingen vom Weingut Lingen anmerkte: "Zuerst war die Kombination aus Weißwein und Wasser gefragt, Rotwein nur glasweise."
Aber später am Abend kam mehr Rotwein ins Spiel, ergänzte Michaela Wolff: "Sogar ein bisschen gekühlt wollten ihn diesmal einige haben." An zünftigen Speisen fehlte es ebenfalls nicht beim Burgunderfest. Die wurden zunächst in gemütlicher Runde eingenommen und dabei vielleicht dem Auftritt der Bachemer Merle bei ihrer Nummer "Hüttengaudi" zugeschaut.
Danach enterten viele aber auch noch die riesige Tanzfläche zur Livemusik der PGM-Bigband: Barfuß oder im Wanderschuh wurde zu Titeln von "Movie Star" bis "Über den Wolken" getanzt, nur "Italienischer Sehnsucht", so ein weiterer Titel, mache sich nicht breit, sagte eine Kölnerin: "Wo das Ahrtal von der Stimmung und vom Wetter her doch so mediterran ist."
