Intermot 2018 Das erwartet Besucher auf der Motorradmesse in Köln

Köln · Auf der Messe der Motorradwelt in Köln rollt die Retro-Welle. Insgesamt stellen bis Sonntag 1041 Aussteller aus der ganzen Welt ihre Neuheiten vor. Das erwartet Besucher auf der Intermot 2018.

 Intermot

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Foto: Nabil Hanano

Auf der Kölner Motorradmesse Intermot leben Legenden wieder auf. Nachdem Kawasaki vergangenes Jahr mit der Z 900 RS einen gewaltigen Retro-Wurf gelandet hat, zieht Suzuki nach. Die Formensprache des Modells Katana lehnt sich unübersehbar an das 1981 erschienene Original gleichen Namens an bis in die Lackierung. Garniert ist das freilich jetzt mit moderner Fahrwerkstechnik und dem aufpolierten GSX-Motor. Doch irgendwie ist das Bild unstimmig. Die Front – vor 37 Jahren ein komplett futuristisches Design-Highlight – wirkt bei der Neuauflage fast brav.

BMW hat es beim Enduro-Platzhirsch – nun R 1250 GS genannt – rein äußerlich bei einer neuen Farbgebung belassen, dafür aber die Innereien heftig umgekrempelt. Mehr Kubik, mehr PS, mehr Drehmoment und eine variable Ventilsteuerung, wie sie weitgehend im Automobilbau verwendet wird – sie wird ihren Spitzenplatz in der Zulassungsstatistik behalten.

Ducati baut seine Scrambler-Reihe weiter aus, nun angereichert mit einem 1100er-Modell. Moto Guzzi lässt es gemächlicher angehen und präsentiert mit der V 850 eine Enduro, die in Form und Farbe aus den 1980er Jahren stammen könnte. Die Edelschmieden MV Agusta und Moto Morini bedienen ihre Nischen ohnehin perfekt, und und Horex wagt einmal mehr den Neuanfang.

Deutschland ist der drittgrößte Motorradmarkt in Europa

Auf dem deutschen Motorradmarkt, dem drittgrößten in Europa, dominierten die Motorräder mit mehr als 750 Kubikzentimeter Hubraum, die für einen Marktanteil von 66 Prozent stehen, so Ralf Keller, Präsident des Industrie-Verbands Motorrad Deutschland (IVM) bei der Eröffnung der Intermot. Das Zulassungsplus bei Krafträdern betrug in den ersten acht Monaten des Jahres 7,6 Prozent auf 92 402 Maschinen. „Kernzielgruppe ist der etwas ältere Fahrer“, so Keller.

Er freut sich aber auch über ein Plus von gut 23 Prozent bei Leichtkrafträdern mit 125 Kubikzentimeter Hubraum auf 14.000 sowie von gut 20 Prozent auf 11. 839 bei Leichtkraftrollern. „Hier steigt die Generation der 16-Jährigen auf“, so Keller. Das sichere die Zukunft.

Zunehmend drängen durchaus anständig verarbeitete Mittelklasse-Motorräder aus China auf den europäischen Markt. Als Beispiel mag Benelli dienen, eine ehemalige italienische Traditionsmarke, deren Markenrechte nach China verkauft wurden und die mit einer ordentlichen Produktoffensive auffällt. Rein zahlenmäßig haben chinesische Anbieter die aus Japan schon längst überflügelt. Die gehen bei Yamaha mit der Niken übrigens ganz neue Wege: Zwei Räder vorne, eines hinten – kennt man bislang nur aus dem Roller-Segment, soll aber mit 900 Kubik und 115 PS viel besser funktionieren.

Messe mit spektakulärem Eventprogramm

Die Intermot zeigt die Breite der Branche. In Köln seien nicht nur die führenden Zweiradhersteller, so Messe-Chef Gerald Böse: „Keine andere Motorradmesse bietet ein so vielfältiges und spektakuläres Eventprogramm wie die Intermot.“

In den Fokus gerückt werden auch die E-Mobilität und die Digitalisierung. Zwei Prozent der neu zugelassenen Zweiräder in Europa haben einen E-Motor. Der Anteil werde aber wachsen. „Wir Motorradfahrer werden vorerst engagierte und leidenschaftliche Selbstfahrer bleiben“, sagte Reiner Brendicke, Geschäftsführer des IVM. Gegen Vernetzung mit anderen Fahrzeugen zur Unfallvermeidung, Displays direkt im Helm, Headsets für den Gruppentalk, automatische Notrufe, die all das verbinden, spricht das aber nicht.

Weniger Besucher erwartet

„Tut mir leid, ich habe dich nicht gesehen.“ Diese Ausrede werde in Zukunft nicht mehr ziehen, sagt Brendicke. Und Motorradfahrer müssten auch nicht mehr vom Ende der Kolonne vorfahren und dann auf ihren Tank zeigen, um den Kumpels deutlich zu machen, dass der Sprit zur Neige gehe.

Messe-Chef Böse erwartet über 200.000 Besucher. „Die Rekordzahl von 220.000 aus dem Jahr 2016 wird vermutlich knapp verfehlt“, glaubt er. Angesichts von neuen Abgasnormen hatten die Hersteller damals außergewöhnlich viele Neuheiten präsentiert.

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