Vorwürfe gegen Königswinterer Hausverwalter "Es geht um Millionen"

BONN · Sie strömten am Dienstagabend in Scharen ins Beueler Rathaus: Wohnungsinhaber, die sich um ihr Geld auf den von einem Königswinterer Hausverwalter betreuten Betriebs- und Rücklagenkonten sorgen.

250 Teilnehmer zählte der Verein "Wohnen im Eigentum", der zum zweiten Mal zu einer Informationsveranstaltung eingeladen hatte. Wie mehrfach berichtet, steht laut Geschäftsführerin Gabriele Heinrich der 65-Jährige im Verdacht, bei Wohnungseigentümergemeinschaften (WEGs) "nicht ordnungsgemäß gearbeitet und mutmaßlich Gelder veruntreut zu haben".

Nach eigenen Auskünften betreut der Hausverwalter, der erst unlängst bekräftigt hatte, dass die Gelder da seien, etwa 2000 Wohnungen in der Region. Dass die Vorwürfe immer größere Kreise ziehen würden, hatte Gabriele Heinrich geahnt. Wegen des nun aber über die Maßen großen Andrangs mussten die Organisatoren kurzfristig von einem Lokal auf den Beueler Ratssaal ausweichen.

Durch Handzeichen der Teilnehmer versuchte Heinrich zunächst Umfang und Intensität der Betroffenheit transparent zu machen. 73 WEGs waren vertreten, 15 von ihnen zählten mehr als 50 Wohneinheiten. Für die meisten WEGs geht es um mehr als 10 000 Euro, zehn Eigentümergemeinschaften fürchten, einen Betrag von mehr als 200.000 Euro verloren zu haben. Zwölf WEGs haben Anzeige erstattet.

Bei der Frage, wie der Königswinterer vorgegangen ist, zeichneten betroffene Beiräte und der Sankt Augustiner Hausverwalter Rainer Stoffel folgendes Bild: Sparbücher von Treuhandkonten seien nicht im Original vorgelegt worden, stattdessen offensichtlich manipulierte Kopien. Zudem soll der Königswinterer ein- und dasselbe Sparbuch, nachdem es manipuliert worden war, unterschiedlichen WEGs vorgelegt haben.

Ein weiterer Vorwurf lautet: Der 65-Jährige soll mit einer Vielzahl von Abbuchungen auf die unterschiedlichsten Konten und Rückbuchungen ein solches Wirrwarr geschaffen haben, "dass sich da kein Mensch mehr durchfinden konnte", erklärte eine betroffene Beirätin. Zielort der Buchungen, so vermuten Insider, war ein "Kapitalsammelkonto", ausgestellt auf den beschuldigten Hausverwalter. Nach einer groben Schätzung von Hausverwalter Stoffel könnte es um eine Summe von vier Millionen Euro gehen.

Wie man nun wieder an die Gelder gelangen könnte, das interessierte alle. Bereits eine Übersicht über die Einlagen fällt schwer. Die Sparkasse KölnBonn, bei welcher der 65-Jährige viele Treuhandkonten unterhält, hat alle Konten des Mannes gesperrt. Ursache dafür ist, dass vier WEGs einen Pfändungsbeschluss beziehungsweise einen Arresttitel gegen den Hausverwalter erwirkt haben.

"Wird bei einer Bank gepfändet, sind sämtliche Konten des Inhabers gesperrt", erklärte ein Rechtsanwalt unter den Teilnehmern. Erst mit der Auszahlung des Pfandes sei die Sperrung erledigt. Inzwischen hat sich der Bonner Bundestagsabgeordnete Ulrich Kelber (SPD) an die Sparkasse KölnBonn gewandt. Er bittet um Auskunft, warum die Bank den Betroffenen keine Einsicht in die gesperrten Konten geben will. Die Sparkasse hatte bereits mehrfach auf das Bankgeheiminis hingewiesen.

Ob es denn nütze, wenn man auch einen Titel gegen den 65-Jährigen erwirke, wollten viele WEGs wissen. Anwesende Juristen bejahten das, etwa mit Hinweis darauf, dass ein solcher Titel 30 Jahre rechtskräftig sei. Stoffel riet, "einen Kannibalismus" unter den Eigentümergemeinschaften zu verhindern, das Vorgehen abzustimmen und nur wenige Anwälte zu beauftragen.

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