WCCB Michael Thielbeer soll 639.000 Euro zahlen

BONN/DÜSSELDORF · Vor dem Düsseldorfer Landgericht hat ein weiteres Verfahren rund um das World Conference Center Bonn (WCCB) begonnen: WCCB-Insolvenzverwalter Christopher Seagon hat über seinen Wirtschaftsforensiker Helmut Görling den ehemaligen städtischen Berater Michael Thielbeer auf Schadensersatz verklagt.

Es gehe um "verdeckte Schmiergeldzahlungen" hatte das Bonner Arbeitsgericht in einer Pressemitteilung Anfang 2013 berichtet, wo der Zivilprozess ursprünglich gelandet war. Da Thielbeer seinen Wohnsitz in Düsseldorf hat, wurde das Verfahren verlegt.

Der Streitwert liegt bei 409.000 Euro - und entspricht in der Summe jenen Zahlungen, die Thielbeer von der WCCB-Baufirma SMI Hyundai Europe GmbH, wie der Insolvenzverwalter behauptet, "als Leistung ohne Gegenleistung" erhalten haben soll.

Die WCCB-Baufirma war im Herbst 2009 im Rahmen einer umfassenden Insolvenzwelle zahlungsunfähig geworden. Zuerst ging der WCCB-Bauherr, die UN Congress Center GmbH (UNCC) von Investor Man-Ki Kim und Gesellschafter SMI Hyundai Corporation, insolvent, kurz danach folgte die WCCB-Baufirma. Seagon vertritt als Insolvenzverwalter die Gläubiger beider Firmen.

Wie in Düsseldorf gestern bekannt wurde, beginnt gegen Thielbeer bald ein weiteres Verfahren. Darin klagt Seagon für die Firma UNCC auf Schadensersatz in Höhe von 230.000 Euro. Auch hier soll der ehemalige WCCB-Berater der Stadt Bonn Geld ohne Arbeitsleistung erhalten haben. Diese bestand nach Auffassung des Klägers darin, der Stadt Bonn SMI Hyundai Corporation als Investor zu empfehlen.

Dazu war Thielbeer bereits von der Staatsanwaltschaft wegen Bestechung im geschäftlichen Verkehr angeklagt worden. Die Ermittler hatten von "Scheinrechnungen" gesprochen. Doch die Bonner Wirtschaftsstrafkammer ließ den Angeklagten mit einem Freispruch zweiter Klasse laufen - gegen eine Geldauflage von 150.000 Euro.

Thielbeer war im März 2004 von der Verwaltung beauftragt worden, den geeigneten WCCB-Investor auszuwählen. Er sollte windige Spekulanten aussortieren und seriöse Partner finden (s. Millionenfalle 7 und 16). In seiner Schlussexpertise Ende 2005 lobt Thielbeer das "deutliche Engagement des CEO von SMI Hyundai, Herrn Man-Ki Kim", und aufgrund "des Konzernhintergrundes wurde mit SMI Hyundai ein Projektvorvertrag geschlossen".

Wie in der GA-Serie "Millionenfalle" berichtet und später im ersten WCCB-Strafverfahren vor Gericht bestätigt, wurde eine gesellschaftsrechtliche Verbindung zum Hyundai-Autoweltkonzern assoziiert, bestand faktisch aber nicht. Auch den SMI-Business-Plan beurteilte Thielbeer positiv. Zudem erwarte SMI Hyundai keine Betriebszuschüsse von der Stadt.

Seit Herbst 2009 ist das WCCB eine Ruine und einer der größten Bauskandale Deutschlands. Die Kosten für die Stadt Bonn betragen geschätzt zwischen 150 und 250 Millionen Euro.

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