Kolumne "ausgecopelt" Angelsächsischer Debattenstil ist gut fürs Klima

Bonn · Der Debattenstil auf der Klimakonferenz ist so gar nicht Deutsch, analysiert GA-Chefredakteur Helge Matthiesen in unserer Kolumne "ausgecopelt". Das ist gut für das Klima der Klimakonferenz.

Kolumne "ausgecopelt": Angelsächsischer Debattenstil ist gut fürs Klima
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Menschen aus aller Herren Länder! Das ist leicht dahingesagt. Auf der Klimakonferenz in Bonn stimmt der Satz jedoch wortwörtlich. Von einer großen Familie kann jedoch kaum die Rede sein, denn es gibt da ein paar Unterschiede. Da sind all jene Länder, die einst zum britischen Weltreich gehörten und daher Englisch sprechen. Ein sehr vielfältiger und keineswegs einiger Zweig der Weltfamilie, denn zwischen Kanada, Australien, Sudan oder Indien gibt es schon ein paar Differenzen. Aber man redet miteinander.

Ähnlich strukturiert ist der französische Teil der Welt. Man trifft sich in der Weltsprache und trinkt Kaffee unter dem Eiffelturm im französischen Pavillon. Es gibt außerdem noch die Spanisch- und die Portugiesischsprechenden, ebenfalls vielfältig in Sachen Erdteile, Hautfarben und Physiognomien.

Deutschland hat es nie zu einem beständigen Weltreich gebracht. Das ist auch besser so. Dafür können wir jetzt Partnerschaften mit allen möglichen Ländern eingehen und hier und dort helfen und unterstützen. Das macht die Deutschen wichtig und sympathisch.

Der Debattenstil auf der Konferenz ist dafür so gar nicht Deutsch. Hierzulande fällt man ja gerne mal mit der Tür ins Haus und sagt rundheraus, was einem so an kritischen Anmerkungen durch den Kopf geht. Die Weltfamilie ist da etwas anders gestrickt.

Wenn jemand einen Vortrag gehalten hat und ein Zuhörer meldet sich zu Wort, dann geht es zu wie in den angelsächsischen Ländern. Man spricht sich mit dem Vornamen an. Erst mal wird gelobt und wahlweise die kluge Disposition, der inspirierende Gedanke oder die luzide Argumentation hervorgehoben. Dann kommen in der Nachfrage zwei oder drei Punkte, die deutlich machen, was der Zuhörer wirklich denkt. Kritik wird freundlich verpackt. Das ist gut für das Klima der Klimakonferenz. Nur Höflichkeit macht die Welt zu einem bewohnbaren Ort. Von Briten ist hier viel zu lernen.

Und dann sind da noch die vielen jungen Menschen, knapp über 20 und engagiert dabei: hervorragend ausgebildete Afrikaner, perfekt vorbereitete Chinesen, kluge Südamerikaner; viele aus Ländern, deren Wohlstand sich mit dem Europas nicht messen kann. Der alte Kontinent wirkt daneben ein wenig betagt und betulich. Diese jungen Menschen sind die Hoffnung der Erde, denn auf ihr Engagement wird es ankommen.

Auffällig ist zudem, dass viele dieser jungen Menschen Frauen sind. Sie spielen überall auf der Welt bei der Arbeit für eine gute Entwicklung, für Gerechtigkeit und eine gelingende Zukunft eine große Rolle. Die Erde ist ein spannender Ort, und Bonn ist gerade ihr Zentrum.

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