Erdogan-Karikatur Laschet rügt Karikaturen-Kritiker aus eigenen Reihen

DÜSSELDORF · CDU-Landeschef Armin Laschet hat den Auftritt der CDU-Bundestagsabgeordneten Oliver Wittke (Gelsenkirchen) und Cemile Giousouf (Hagen) in der Türkei scharf kritisiert.

 Kritik an der Kritik: Armin Laschet im Landtag.

Kritik an der Kritik: Armin Laschet im Landtag.

Foto: dpa

Die Abgeordneten hatten bei einem Besuch in Ankara den Abdruck einer Karikatur in einem Schulbuch in Baden-Württemberg als "völlig inakzeptabel" kritisiert, das den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan als Kettenhund vor einer Berghütte "Üzrüms Alpenglück" zeigt.

Wittke und Giousouf verlangten, dass die Regierung in Stuttgart das Schulbuch nicht mehr verwenden und sich "angemessen" entschuldigen solle. Deutsche Schulen sollten auch Respekt vor anderen Völkern und deren Repräsentanten vermitteln. Zuvor hatte sich das türkische Außenministerium beklagt und den deutschen Botschafter einbestellt.

Laschet stellte sich gegen die beiden Abgeordneten aus seinem Landesverband. "Allmählich reicht's: Karikaturen gehören zu einer freien Gesellschaft. Es ist schlimm genug, dass Erdogan die Pressefreiheit in der Türkei einschränkt", sagte Laschet dieser Zeitung. "Karikaturen, Kommentare und Kritik sind ein Lebenselixier der Demokratie. Dazu brauchen wir keine Belehrungen aus Ankara."

Der Stuttgarter Ministerpräsident Wilfried Kretschmann (Grüne) hatte eine Entschuldigung bereits zuvor abgelehnt. "Eine Karikatur ist eine Karikatur, und sie karikiert, darum heißt sie so."

NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann betonte, dass Karikaturen zur demokratischen politischen Kultur eines Landes gehörten. Für den NRW-Abgeordneten Sven Volmering gibt es keinen Grund, sich von Staaten mit einem zensierten Internet diktieren zu lassen, welche Karikaturen in Schulbüchern abgedruckt würden. Das türkische Außenministerium hatte beklagt, dass die 2011 erschienene FAZ-Karikatur den Präsidenten "beleidigt" habe und zu "Hass und Islamophobie" aufstachele.

Als Reaktion auf die Kritik aus Ankara meinte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin: "Für Politiker ist Gelassenheit im Umgang mit dem, was einem alles nicht gefällt, sicherlich die beste Herangehensweise."

In der NRW-CDU hatte die Erklärung des CDU-Ruhrbezirksvorsitzenden Wittke und Giousoufs erheblichen Unmut ausgelöst. Die Reaktion Laschets ist besonders bedeutsam, weil er sich 2013 intern dafür eingesetzt hatte, dass die türkischstämmige 36-jährige Islamwissenschaftlerin Giousouf CDU-Bundestagskandidatin in Hagen wurde.

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