Ebola - Gefährdungspotential Experten: Ebola-Epidemie in Deutschland unwahrscheinlich

BERLIN · Ja, auch in Deutschland kann es zu einem plötzlichen Ebola-Krankheitsfall kommen. Und nein, wir wissen nicht, wie viele Betten in Deutschland für die Behandlung von Ebola-Patienten tatsächlich zur Verfügung stehen.

Das sind die wesentlichen Aussagen, die die Schutzkommission beim Bundesinnenministerium gestern in Berlin zum Ebola-Gefährdungspotenzial in Deutschland gemacht hat.

"Man kann bundesweit zehn Patienten gleichzeitig behandeln und transportieren", versicherte der Virologe Alexander Kekulé. Er ist einer von mehreren Experten, die ehrenamtlich die Bundesregierung im Zivil- und Katastrophenschutz beraten.

Kekulé beruft sich dabei auf Aussagen des Sprechers des ständigen Arbeitskreises der Kompetenz- und Behandlungszentren für hochkontagiöse und lebensbedrohliche Erkrankungen (Stakob), August Stich. Die Bundesregierung hatte die Zahl von 50 zur Verfügung stehenden Betten genannt.

Erst am Dienstag war bekannt geworden, dass die Berliner Charité im Notfall nur über drei statt der angekündigten 20 Betten für Ebola-Patienten verfügt. Deshalb Kekulés dringender Rat an die Bundesregierung: "Bekommt erst mal raus, wie viele wir behandeln können." Trotzdem sei sicher: Kein anderes EU-Land verfüge über ähnliche Kapazitäten.

Eine weitere Herausforderungen ist der Krankentransport. Derzeit stehen zwölf spezielle Rettungswagen zur Verfügung. Weitere Kapazitäten sollen geschaffen werden. "Wir überlegen, wie wir konventionelle Fahrzeuge entsprechend nutzen können", teilte Peter Sefrin, Sprecher der Fachgruppe Medizinische Wissenschaften der Schutzkommission, mit. Um diese Kapazitäten nutzen zu können, müsse auch entsprechend Personal geschult werden. An einer Lösung werde gearbeitet.

Dass der schlimmste Fall einer Epidemie hier eintreffe, sei sehr unwahrscheinlich. Deutschland sei besser als jedes andere Land vorbereitet und habe ein sehr hohes Sicherheitsniveau bei der Behandlung der Patienten, sagte Horst Miska, Vorsitzender der Kommission.

Nach Einschätzung der Kommission wird sich die von der Weltgesundheitsorganisation WHO prognostizierte Zahl von 1,4 Millionen Ebola-Fällen bis Ende Januar nicht bestätigen. In Westafrika sei " zu beobachten, dass die Menschen erkrankte Personen meiden, sie nicht mehr im engsten Kreis der Familie pflegen und auch deutlich weniger traditionelle Beerdigungen stattfinden", sagte Kekulé.

Unterdessen stockte die EU ihre finanziellen Hilfen im Kampf gegen die Ebola-Epidemie auf. Sie stellt weitere 280 Millionen Euro gemeinsam mit der Pharmaindustrie für die Erforschung der Krankheit bereit, wie die EU-Kommission gestern in Brüssel mitteilte.

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