Ein Jahr nach der "Ice Bucket Challenge" Eiskalt erwischt

BONN · Vor einem Jahr lief es Promis und Normalos zum ersten Mal im wahrsten Sinne des Wortes eiskalt den Rücken runter: Die Ice Bucket Challenge schlug von den USA aus weltweit Wellen. Was zum Sommer-Gag 2014 wurde, hatte einen ernsten Hintergrund: Die Aktion sollte auf ALS aufmerksam machen.

Der Ice Bucket Challenge-Wettbewerb - übersetzt so viel wie Eiskübel-Herausforderung - entwickelte sich in Windeseile zum Social-Media-Trend. Das Prinzip: Menschen kippen sich einen Eimer mit Eiswürfeln oder eiskaltem Wasser über den Kopf und nominieren anschließend Freunde und Bekannte, ihnen nachzueifern. Das Video wurde anschließend als Beweis ins Netz gestellt. Je kreativer desto besser.

Kam ein Nominierter der Aufforderung zur Mutprobe nicht innerhalb von 24 Stunden nach, musste er zehn Dollar beziehungsweise Euro an die ALS (Amyotrophe Lateralsklerose)-Stiftung zur Erforschung und Bekämpfung der Krankheit bezahlen. Doch kaum einer zierte sich: Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat's getan, Bill Gates, Lady Gaga, aber auch die Kennedys, allen voran die 86-jährige Großmutter Ethel und sogar Kermit der Frosch. Helene Fischer machte bei der verrückten Idee mit, Kanzlerin Angela Merkel goss sich jedoch ebenso wie Barack Obama kein Eiswasser über den Kopf.

Manchmal diente die "Ice Bucket Challenge" auch der süßen Rache: Brasiliens Fußball-Star Neymar nominierte nach seiner eigenen Prüfung Juan Camilo Zúñiga - den Kolumbianer, der ihn im WM-Viertalfinale für den Rest des Turniers mit einem harten Einsteigen außer Gefecht setzte. Der fackelte nicht lange und ließ sich ebenfalls überschütten.

Wie entstand der Wettbewerb?

Aufmerksam wurden die Menschen auf die Aktion durch eine Live-Ausstrahlung in den USA am 30. Juni 2014. Hier haben Mitarbeiter des US-Senders "Golf Channel" die Challenge live durchgeführt. Via Facebook und Youtube verbreitete sich der Wettbewerb dann rasend schnell. Immer mehr Prominente machten mit und nominierten andere VIP.

So richtig in Fahrt gekommen ist die eiskalte Challenge dann aber erst zwischen Juli und August.

Auch Bonn macht mit

Kritiker monierten, dass bei weitem nicht alle Spendengelder tatsächlich in die Forschung gesteckt würden. Ein anderer Aspekt: Es kamen auch immer mehr regionale Organisationen in den Genuss als Spendenempfänger. Apropos Region: Auch immer mehr Vereine im GA-Verbreitungsgebiet machten mit. Und der Erfolg der Aktion zeigt, dass Spenden nicht nur über Mitleid oder negative Botschaften funktioniert.

Erfinder starb bei Tauchunfall

Vom weltweiten Boom seiner Aktion erfuhr der Erfinder Corey Griffin leider nichts mehr. Im August 2014 starb er bei einem tragischen Tauchunfall mit 27 Jahren. Der örtlichen Polizei zu Folge hielt sich Griffin in Nantucket im US-Bundesstaat Massachusetts auf, um Spenden zu sammeln. Nachdem rund 100.000 US-Dollar zusammengekommen waren, feierte er den Erfolg ausgiebig: Er sprang gegen zwei Uhr morgens von einem Gebäude in das Hafenbecken. Als er nicht mehr auftauchte, war ein Rettungsschwimmer sofort zur Stelle. Doch jede Hilfe kam zu spät: Corey Griffin wurde eine Stunde später im Krankenhaus für tot erklärt.

Wenn aus Spaß Ernst wird

Nicht immer ging der kollektive und kreative Spaß gut aus: Einige Vereine übertrieben es mit ihrer Kreativität. In Isselburg bei Emmerich wollten sich die Mitglieder eines Kegelclubs von einem Bagger mit Wasser übergießen lassen, allerdings füllten sie zu viel Wasser in die Schaufel, so dass der Bagger nach vorne kippte und einen Familienvater erschlug. Außerdem sollte allen Teilnehmern bewusst sein, dass medizinische Risiken bestehen: Vor allem bei älteren Personen sowie bei Personen mit (evtl. noch unerkannten) Herz/Kreislauf-Erkrankungen kann die plötzliche Abkühlung zu Herzstillstand und zum Tod führen.

Ice Challenge ohne Eis

Weil im Nahen Osten Wasser äußerst knapp ist, gossen sich in Kriegsgebieten wie Gaza Menschen Schutt über den Kopf, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen.

Gewinner der Aktion

Die ALS-Ambulanz der Charité in Berlin registrierte dank der Aktion ein deutlich erhöhtes Spendenaufkommen. Was ist ALS?

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