Kinojahr 2017 Von Karl Marx bis King Kong

Bonn · Das Kinojahr 2017 bringt den Zuschauern Fortsetzungen und Literaturverfilmungen. Überhaupt kocht die Traumfabrik auch im kommenden Jahr am liebsten alte Erfolgsrezepte nach.

 Gespenstische Endzeitwelt in Denis Villeneuves „Blade Runner 2049“ mit Ryan Gosling und Harrison Ford. FOTO: SONY PICTURES

Gespenstische Endzeitwelt in Denis Villeneuves „Blade Runner 2049“ mit Ryan Gosling und Harrison Ford. FOTO: SONY PICTURES

Foto: Verleih

"Ich hatte mal deinen Job“, sagt der grimmig verwitterte Harrison Ford hinter vorgereckter Pistole und fügt hinzu: „Ich war gut darin.“ Doch Ryan Gosling kontert kühl: „Die Dinge waren einfacher damals.“ Viel mehr als in diesem optischen Appetithappen erfährt man bislang nicht über „Blade Runner 2049“ (Kinostart: 5. Oktober), in dem Replikantenjäger Rick Deckard (Ford) offenbar von Gosling abgelöst wird.

Unübliche 35 Jahre ließ sich Hollywood mit der Fortsetzung des Klassikers von 1982 Zeit. Der gilt als dunkel schillernder Meilenstein des Science-Fiction-Kinos, floppte allerdings damals an der Kasse. Letzteres soll Denis Villeneuve („Arrival“) vermeiden, dem Ridley Scott diesmal den Regiestuhl überlässt. Der Altmeister zeigt derweil mit „Alien: Covenant“ (24. 8.) das Sequel zum Prequel, oder zu Deutsch: die Fortsetzung der Vorgeschichte („Prometheus“) des Außerirdischen-Horrors.

Martin Scorsese zieht es nach Japan

Überhaupt kocht die Traumfabrik auch 2017 am liebsten alte Erfolgsrezepte nach: Tom Hiddleston und Brie Larsen wollen dabei in „Kong: Skull Island“ (9. 3.) dem berühmtesten aller Primaten Paroli bieten, während „Planet der Affen: Survival“ (3. 8.) den Kampf zwischen Alphamensch (Woody Harrelson) und -tier (Andy Serkis im Zottelkostüm) effektvoll eskalieren lässt.

„Spiderman“ (6. 7.) spinnt wieder sein goldenes Netz, Johnny Depp sticht als Jack Sparrow erneut in See („Pirates of the Caribbean: Salazars Rache“, 25. 5.), „Fifty Shades of Grey“ geht in den zweiten Sado-Maso-Nahkampf. Derweil soll „Star Wars: Episode VIII“ ab 14. Dezember die Weihnachtskassen klingeln lassen. Und dass „Resident Evil: The Final Chapter“ wirklich den Endpunkt der Zombieserie markiert, glauben wohl nur Naivlinge. Schon interessanter klingt da das Projekt „T2 Trainspotting“ (16. 2.), das die alten Akteure aus dem Drogensumpf ins Sexbusiness verpflanzt. Vorher tanzen Emma Stone und Ryan Gosling mit „La La Land“ oscarträchtig ins neue Jahr (12. 1.), das überhaupt stark beginnt: mit Ben Affleck im Gangsterdrama „Live bei Night“ nach Dennis Lehanes Krimi (19. 1.) sowie mit Isabelle Huppert in Paul Verhoevens bizarrem Vergewaltigungsdrama „Elle“ (2. 2.). Auch dieses basiert auf einem Roman (von Philippe Djian), wie Literaturverfilmungen überhaupt im Trend liegen.

So hat es „The Dinner“ mit Richard Gere und Laura Linney als Adaption von Herman Kochs böser Satire „Angerichtet“ in den Berlinale-Wettbewerb geschafft. Andreas Dresen bringt derweil James Krüss' Kinderbuch-Klassiker „Timm Thaler“ (2. 2.) ins Kino. Für Alain Gsponers „Jugend ohne Gott“ (16. 3.) stand Ödön von Horváth Pate, während Wim Wenders „Die schönen Tage von Aranjuez“ (26.1.) nach Peter Handkes Bühnen-Parlando inszeniert.

Stephen King lieferte die achtbändige Fantasyvorlage, aus der nun Nikolaj Arcel visuelle Kraft saugen will („Der dunkle Turm“, 10. 8.). Und auch Martin Scorsese liest offenbar gern. So hält er diesmal nicht Amerika den blutverschmierten Spiegel vor, sondern verfilmt mit „Silence“ (2. 3.) einen Roman von Shusako Endo. Darin erleben und erleiden Andrew Garfield und Liam Neeson die Christenverfolgung im Japan des 17. Jahrhunderts.

Warren Beatty als Howard Hughes

Zum gleichen Starttermin kann man übrigens sehen, wie sich August Diehl als „Der junge Karl Marx“ schlägt – und anfangs mit seinem späteren Kampfgefährten Friedrich Engels fremdelt... Und wo wir schon bei Biografien sind: Einen Tag nach der Inauguration von Donald Trump (20. 1.) tritt Natalie Portman als trauernde Präsidentenwitwe „Jackie'“ ins Rampenlicht. Apropos Trump: Dass Milliardäre keine Menschenfreunde sein müssen, zeigt auch Warren Beatty, der sich als Howard Hughes inszeniert. Vielsagender Titel: „Regeln spielen keine Rolle“ (6. 4.).

Wer's weniger politisch mag, kommt beim Leinwand-Auftritt der Strandschönheiten von „Baywatch“ (11. 5.) oder der Realverfilmung von Disneys „Die Schöne und das Biest“ mit Emma Watson, Ewan McGregor und Emma Thompson auf seine Kosten. Immer noch zu ernst? Dann muss es eben Carolin Kebekus als geschiedene Mutter sein („Schatz, nimm du sie!“, 16. 2.) oder Kollege Josef Hader, der in „Die wilde Maus“ (9. 3.) vom Musikkritiker zum Achterbahnbetreiber umschult.

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