Kommentar zu WhatsApp WhatsApp und das Briefgeheimnis
Meinung | Bonn · WhatsApp will seine Nachrichten künftig verschlüsseln. Das verärgert Nachrichtendienste.
Dass Nachrichten geschützt von Sender zu Empfänger gelangen, gilt zumindest in Deutschland seit Hunderten von Jahren als Errungenschaft. Schon 1712 verteidigte die „preußische Postordnung“ das Briefgeheimnis. Der Schritt des Internet-Nachrichtendienstes WhatsApp ist nichts anderes: Das Unternehmen garantiert durch die jetzt eingeführte Verschlüsselung seinen Nutzern den ungestörten Austausch von Botschaften.
Damit reagiert es zu Recht auf die Kritik, dass die Tochterfirma der Datenkrake Facebook ungestört auf verschickte Bilder und Texte zugreifen könne. Geld verdienen mit den Nutzerdaten wird der Dienst trotzdem weiter: Wer mit wem kommuniziert – die wertvollen Metadaten– bleiben für WhatsApp trotz der neuen Verschlüsselung nutzbar.
Dass die Verschlüsselung den Nachrichtendiensten nicht gefällt, ist kein Wunder. Im Gegensatz zum für professionelle Ermittler löchrigen Briefgeheimnis fehlt ihnen jetzt allein technisch die Möglichkeit, WhatsApp-Kommunikation zu überwachen. Der Hinweis auf Terrorismus ist jedoch kein Freifahrtschein dafür, die Verschlüsselung per Gesetz zu verhindern, wie es gefordert wurde. Zum einen existieren längst mehrere verschlüsselte Konkurrenzdienste zu WhatsApp. Zum anderen überwiegen die Vorteile der sicheren Kommunikation von immerhin einer Milliarde (!) Nutzern die Gefahren.