"Verrücktes Gefühl" Der Kelly-Family-Bus rollt wieder

In den 90er Jahren polarisierte die Kelly Family mit Hausboot, Hippie-Mode und gefühliger Musik. Vor Fans in Hochstimmung feiertesie jetzt in Dortmund ihr Comeback.

 Die Kelly Family in der Westfalenhalle in Dortmund.

Die Kelly Family in der Westfalenhalle in Dortmund.

Foto: Bernd Thissen

Dortmund (dpa) – Der Kelly-Family-Bus steht in der Menge vor der Westfalenhalle. So wie 1994, als die Musiker-Großfamilie die Halle noch auf eigenes Risiko mietete und vor 17 000 Menschen ein heute legendäres Konzert ablieferte. So erzählt sie es gern.

Nachdem die Kellys viele Jahre eigene musikalische Wege gegangen sind, haben sieben Mitglieder am Wochenende in Dortmund Familienzusammenführung gefeiert. Allerdings ohne Maite und Paddy, die Solokarrieren verfolgen.

In der Halle sind am Freitag und Samstag jeweils gut 10 000 Menschen. Am Sonntag wollten die Kellys dort ein drittes Mal spielen. Manche Fans kommen sogar zweimal - so wie Magdalena Czarnecka. "Ich liebe die Kelly Family, weil ich sie liebe", sagt sie auf Englisch. "Ich liebe Jimmy, Joey, Patricia, Kathy, Angelo."

Was an ihnen besonders ist? "Alles ist besonders", sagt sie über die irischstämmigen Amerikaner, die einst als Straßenmusiker anfingen, durch Hippiekleidung und Hausboot auffielen und während ihrer größten Berühmtheit in den Neunzigern die deutsche Musik-Öffentlichkeit polarisierten.

Zum ersten Mal hat Czarnecka sie Mitte der 90er Jahre in Warschau live gesehen. Jetzt ist sie eine von vielen internationalen Fans, die in der wogenden und jubelnden Masse an den Polen-, Dänemark-, Spanien- und Portugal-Flaggen zu erkennen sind.

Die Halle kocht schon, als noch kein Kelly auf der Bühne steht: rhythmisches Klatschen, die Sitzgelegenheiten werden weitgehend ignoriert, auch wenn viele Kelly-Fans natürlich mit Angelo, Kathy, Patrica, Jimmy, Joey, John und dem Gründungsmitglied Paul Kelly gealtert sind.

In gut anderthalb Stunden führen die Kellys durch ihre größten Hits und einige Songs aus ihrem neuen Album "We Got Love", das im März erschien. Abwechselnd schreiten sie über den Laufsteg, der durchs Publikum führt. Später stehen sie zu siebt dort und erzählen mit Musikbeispielen von ihren Anfängen in Spanien oder in der Pariser Metro, wo sie davon träumten eine Halle zu füllen.

Wer singt den Refrain von "An Angel"? Erst ist es Patricia, dann singen alle, auch das Publikum. Dazwischen gibt es Pyrotechnik in der überhitzen Halle. Später fallen weiß-grüne Luftballons von der Decke und tanzen durchs Publikum.

Die Fans halten Danke-Schilder hoch. "Wir haben zu danken", sagt Patricia Kelly auf der Bühne. Sie und andere federführende Familienmitglieder haben seit 2014 an dieser Reunion gearbeitet. In Dortmund ist sie ein voller Erfolg. Für Anfang 2018 ist eine große Tour durch Deutschland, Polen und die Niederlande angekündigt.

"Wir haben nicht erwartet, dass das Publikum so ausrastet", lässt die Familie in Dortmund mitteilen. "Uns allen ist mit diesem Comeback klar geworden, dass die Kellys eine Institution geworden sind, die Generationen miteinander verbindet. Wir blickten in die Gesichter der jungen Leute, die damals dabei waren und nun Eltern geworden sind. Das war schon ein verrücktes Gefühl."

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