Youssou N'Dour begeistert in Köln als Botschafter für neues Afrika

Musiker aus dem Senegal spielt einziges Konzert in NRW im Tanzbrunnen

Youssou N'Dour begeistert in Köln als Botschafter für neues Afrika
Foto: Brill

Köln. Es ist nicht so wie bei anderen Konzerten. Hier muss nicht erst ein Spannungsbogen aufgebaut werden, das Publikum braucht auch keine Zeit, um sich aufzuwärmen. Die Musik von Youssou N'Dour und seiner Band elektrisiert vom ersten Moment an. In Köln wird das Theater im Tanzbrunnen zum Schauplatz einer Party für 1 000 Leute.

Der Superstar aus dem Senegal eröffnet sein einziges Konzert in NRW mit "4-4-44" von seiner jüngsten, im November 2007 veröffentlichten CD "Rokku Mi Rokka". Ein Titel, der auf Wolof, der Nationalsprache im Senegal, soviel bedeutet wie "Gibst du mir etwas, geb ich dir etwas".

Geben und Nehmen sind an diesem Abend im perfekten Gleichgewicht. Die Band gibt alles, das Publikum nimmt das begeistert an - und revanchiert sich mit begeistertem Applaus und wildem Jubel. Auf der Bühne steht nicht wirklich eine Band, sondern eher ein Orchester. Der 48-jährige Frontmann wird begleitet von zwei Keyboardern, zwei Sängerinnen, zwei Gitarristen, drei Bläsern, vier Percussionisten, einem Schlagzeuger und einem Bassisten.

Das sorgt für ordentlich Fülle und Dichte. Die gut aufgestellte Trommelfraktion ist der rhythmische Nervenstrang im Mix aus senegalesischem Mbalax (populäre Musik des Landes, die den Griot, einen traditionellen Lobgesang, mit afrokubanischen Elementen verbindet) und westlichen Einsprengseln. Mal verraten sie Nähe zum Blues, Funk oder Soul, mal nutzen sie Versatzstücke des Reggae oder grenzen sogar an HipHop. Ein Mix der Kulturen, so wie Weltmusik sein soll.

Der Mann aus Dakar, der ganz in Weiß auf der Bühne steht, hat maßgeblich dafür gesorgt, sie populär zu machen. Sein Verdienst ist es, moderne Instrumente wie Keyboards, E-Gitarre und E-Bass mit traditionellen wie Kora, Riti oder Balafon zu kombinieren. Eine Paarung, die Afrikanern gleichermaßen wie Europäern gefällt. Das Publikum ist entsprechend gemischt.

Was sie eint, ist die Tanzbarkeit von Stücken wie "Pitche Mi", "Léttma" oder "Bololene", der lang anhaltende Applaus für temporeiche, immens präzise Trommel-Soli oder der Refrain von älteren Hits wie "Set" (1990), den alle mitsingen können.

Auch seinen größten Hit, "7 Seconds" bringt Youssou N'Dour an diesem Abend, als vorletztes Stück im Duett mit einer der beiden Backgroundsängerinnen. Als Musiker ist er zugleich auch ein Botschafter seines Kontinents. Sein "New Africa" propagiert, dass "Afrika nicht nur für Armut, Krieg und Aids stehen soll, sondern auch für ein Glücksgefühl und für Schönheit".

In zwei Stunden untermauert er nicht nur diese Vision, sondern auch seinen Ruf, "einer der weltbesten Sänger" (New York Times) zu sein. Seine Stimme ist voller Tiefe, Gefühl und Aufrichtigkeit, und immer unverkennbar, ganz egal, ob er auf Wolof, auf Französisch (der Amtssprache des Senegal) oder auf Englisch singt.

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