Galerien in Bonn und Siegburg zeigen Wechselspiel der Farben

Malerei von Chen Ruo Bing, Raymund Kaiser und Gaby Terhuven ausgestellt

Galerien in Bonn und Siegburg zeigen Wechselspiel der Farben
Foto: Franz Fischer

Rhein-Sieg-Kreis.Galerie Carla Reul. Wenn sie Arbeiten von Chen Ruo Bing zeigen, fallen den Galeristen Ausstellungstitel ein wie "Winterrot", "Denken in Farbe" oder "Die Stille des Lichts".

Auch Carla Reul, die den in Düsseldorf und Peking lebenden Künstler in ihre schicke Altbaugalerie geholt hat, bezieht sich auf die auffallenden Merkmale seiner Bilder: "Licht und Farbe".

Chens Formen, die an einfache Gegenstände oder Symbole erinnern, entwickeln sich vom unteren Bildrand aus und stehen in starkem farbigen Kontrast zum Hintergrund. Die Leuchtkraft dieser Bilder ist umwerfend.

In Kombinationen von Orange vor leuchtendem Blau, Gelb vor Grau oder Grün vor rotem Ocker sieht das Auge die Farben in neuer Synthese. Da, wo die beiden Farben direkt aufeinandertreffen, scheinen die Ränder leicht zu vibrieren. Hinzu kommt eine Räumlichkeit, die der Betrachter nur unterschwellig wahrnimmt.

Chen baut seine Bilder in vielen lasierenden Farbschichten auf, die an der Oberfläche schließlich ihr subtiles Innenleben durchscheinen lassen. Farbe, Licht und Raum sind auch die Themen von Gotthard Graubner, bei dem Chen an der Düsseldorfer Kunstakademie studierte.

Heute stellt der 38-jährige Chen sowohl in Asien als auch in Europa aus. Ähnlich wie sein Lehrer, der für seine kissenartigen "Farbraumkörper" bekannt wurde, untersucht Chen die Eigenwertigkeit der Farbe. In Methode und Bildsprache geht er seinen eigenen Weg.

Gudrun von Schoenebeck

Galerie Carla Reul, Dürenstraße 9; bis 2. April. Di-Fr 15-18, Sa 11-15 Uhr.

Galerie Michael Schneider. Strahlende Farbenpracht beherrscht die von Maler Raymund Kaiser temporär in Beschlag genommene Galerie. Auf unterschiedlichen Formaten von Tafeln (Holz, HDF, Aluminium, Glasspiegel) triumphieren grandiose Varianten von Grün, Gelb, Rot, Blau oder expressivem Schwarz.

So etwa Oliv mit Honiggelb-Anteil, ein Mix aus Himbeere und Kirsche und ein mit Enziantönen durchwirktes Königsblau. Es ist der perfekte Schliff, der die Ästhetik dieser Bilder auszeichnet, die wie Porträts einer unverwechselbaren Farbdominante wirken.

Das Wechselspiel beginnt für den Kölner Meisterschüler (Fachhochschule für Freie Kunst, Klasse Franz Dank) mit einer "Spontanaktion", die in "diskursives Arbeiten" mündet. Spontane, gleichwohl konzentrierte Züge verrät ein grundsätzlich mehrschichtiger Fond, dessen abschließend mit Lack versiegelte Oberfläche schattiert oder aufgelockert erscheint.

"Spannung, Reibung, Konfliktstoff" rufen eine zweite malerische Ebene, eine kontroverse Maltechnik, auf den Plan. Das Kernthema der lohnenden Schau "Farbetonspiegelglanz" ist gleichwohl ein kunstgeschichtlicher Dauerbrenner. Es geht Kaiser darum, unverbrauchte Sichtweisen von Farbe und Licht zu projizieren.

Christina zu Mecklenburg

Galerie Michael Schneider, Hohenzollernstr. 22; bis 19. März. Di-Fr 13-18, Sa 11-15 Uhr.

Stadtmuseum Siegburg. Statt Holz oder Leinwand hat sich Gaby Terhuven Glas als Malgrund gewählt - ein Material mit besonderen Eigenschaften: Es ist durchsichtig, es ist fragil, es lässt sich bemalen, saugt die Farbe jedoch nicht auf, sondern bewahrt sie auf der Oberfläche.

In ihren objekthaften, in zarten Farben gehaltenen Arbeiten, die das Stadtmuseum Siegburg jetzt präsentiert, definiert die in Düsseldorf lebende Künstlerin die traditionelle Glasmalerei, die in der Regel gegenständlich und funktional in Architektur eingebunden erscheint, neu.

"En passant?" lautet der Titel der Ausstellung. Im Vorbeigehen sind die Werke sicher nicht zu erschließen, sie erfordern genaues Hinsehen, um die farblichen und kompositorischen Nuancen wahrnehmen zu können.

Die Bewegung des Betrachters vor den Bildern ist zwingend: Das Licht beginnt in den Arbeiten zu flimmern, die Farbtöne changieren, und es tun sich neue Durchblicke und Perspektiven auf. In den fließenden Farbräumen der Glasobjekte dominieren lichte Grün- und Blautöne, die den Bildern eine poetische Ausstrahlung verleihen.

Die Künstlerin ordnet ihre Chiffren und Strichcodes rhythmisch an - sie arbeitet mit Wiederholungen, Pausen, Gleichförmigkeit und Abwechslung. Indem sie zwei Glasplatten hintereinander setzt, verleiht sie ihren Werken Räumlichkeit und Tiefe. Die beiden Ebenen ergänzen sich in Form- und Farbgebung zu einem neuen Ganzen.

Ann-Kathrin Akalin

Stadtmuseum Siegburg, Markt 46; bis 15. März. Di-Sa 10-17, So bis 18 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Ein Porträt Venedigs am Piano
Iiro Rantala und Fiona Grond beim Jazzfest Ein Porträt Venedigs am Piano
Zum Thema
Aus dem Ressort