Cyber Mobbing Krawalle nach untersagter Veranstaltung bei YouTuber

Bonn · Ein mehrere Jahre alter Internet-Konflikt ist am Montag erneut eskaliert. Im Heimatdorf des Youtubers "Drachenlord" kam es zu einer Versammlung seiner Gegner.

Cyber Mobbing: Krawalle nach untersagter Veranstaltung bei YouTuber
Foto: dpa

Altschauerberg ist ein verschlafenes Dorf in Mittelfranken mit ungefähr 50 Einwohnern. Am Montag zogen zwischen 600 und 800 Menschen, die meisten davon Jugendliche, in das Dorf - trotz eines amtlichen Versammlungsverbotes, das das zuständige Landratsamt erlassen hatte.

Nach anonymen Aufrufen im Internet wollten die Jugendlichen eine Versammlung vor dem Haus des Youtubers "Drachenlord" halten. Die Polizei teilte mit, 300 Platzverweise ausgesprochen zu haben. Durch Böllerwürfe kam es zu einem Wiesenbrand, den die örtliche Feuerwehr löschen konnte. Ein Polizeibeamter sei bespuckt und beleidigt worden, sagte ein Sprecher der Polizei. Der "Drachenlord", mit bürgerlichem Namen Rainer W., hat seinen Youtube-Kanal vorübergehend eingestellt.

Die jüngsten Vorkommnisse haben einen langen Vorlauf. Rainer W. hat seit mehreren Jahren Konflikte mit anderen Youtubern und Zuschauern seiner Videos. Er provozierte durch sexistische Sprüche und etwa die Äußerung, der Holocaust sei eine "nice Sache" gewesen. Auf Kritik reagierte er laut einem Fan-Portal Anfang 2014 mit einem Video, in dem er seine Adresse nennt. Dieses Original-Video wurde mittlerweile gelöscht, jedoch kursieren mehrere Kopien auf Youtube und in anderen sozialen Netzwerken.

Seitdem gab es mehrere Fälle, in denen Menschen Rainer W. zu Hause aufgesucht hatten, um ihn zu provozieren. Davon wurden dann Videos auf Youtube geteilt. Das Landratsamt veröffentlichte eine Liste der Vorkommnisse. Unter anderem gab es seitdem mehrmals eingeworfene Scheiben auf dem Anwesen von Rainer W., außerdem Anfang August einen Vorfall, bei dem der Youtuber mit einer Schreckschuss-Waffe bedroht wurde. Außerdem wurde sein Haus mehrmals mit Eiern, Steinen und Äpfeln beworfen.

Außerdem hatte es einen Fall des sogenannten "Swattings" gegeben. Dabei werden Einsatzkräfte per Notruf zum Haus eines Fremden gerufen. Im Juli 2015 wurde die Feuerwehr wegen eines angeblichen Brandes auf dem Anwesen von Rainer W. alarmiert. Dort brannte es jedoch nicht. Der ermittelte Täter wurde zu insgesamt drei Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt, sechs Monate davon für den missbräuchlichen Notruf.

(Mit Material von dpa)

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